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Zweifel

Zweifel

Titel: Zweifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Blue
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Kapitel 1
    Mittwoch, 17. November 2004

    Mobile – Nachdem eine weitere Schülerin während der Unterrichtszeit verschwunden ist, wurde die South Bay Highschool auf Anweisung der Polizeichefin geschlossen.
    Die Elftklässlerin Arlene Ray war zuletzt am Donnerstag, den 16. November, gesehen worden, als sie nach der ersten Stunde auf dem Weg zur anschließenden Theaterklasse im Untergeschoß des Schulgebäudes den weitläufigen Campus überquerte. Dort ist sie jedoch nie angekommen.
    Nachdem sie nicht mit dem Schulbus nach Hause gekommen war, verständigte ihre Mutter die Polizei. Die Durchsuchung des Campus‘ und des umliegenden Gebietes ergab keinerlei Hinweise auf ihren Aufenthaltsort.
    Arlene Ray ist bereits die dritte Schülerin, die im letzten Monat in der South Bay High zwischen Unterrichtsstunden verschwunden ist. Von den anderen Jugendlichen, Patrick Callahan und Susie Hutchins, fehlt weiterhin jede Spur. Die Polizei und die bundespolizeiliche Ermittlungsbehörde von Alabama haben bisher in keinem dieser Fälle Spuren gefunden. Trotzdem gab Gloria Modesky, die Polizeichefin von Mobile, bekannt, dass es bisher keine klaren Hinweise auf ein Verbrechen gibt. Laut Schuldirektor James Innes wird die Schule auch weiterhin...

    »Sam?«
    Sam Raintree legte die aufgeschlagene Morgenzeitung auf seinen Schreibtisch und sah zu seinem Arbeitgeber auf. »Ja, Bo?«
    »Könntest du bitte kurz in mein Büro kommen? Ich muss was mit dir besprechen.«
    Sam strich sich das Haar aus den Augen, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Bo genauer. Dr. Bo Broussard, Gründer und leitender Ermittler von Bay City Paranormal Investigations, der Agentur für paranormale Phänomene, stand in der Tür seines privaten Büros. Sein Blick glitt von Sam zur Vordertür und wieder zurück. Mit einer nervösen Geste, die Sam in den vergangen drei Monaten sehr vertraut geworden war, zupfte er am Ende seines hüftlangen Zopfes. Sam wusste ganz genau, was der Mann wollte, und das hatte nichts mit einer ‚ Besprechung ‘ zu tun.
    »Klar«, sagte Sam und brachte es fertig, völlig gelassen zu klingen. »Bin gleich da.«
    Bo nickte kurz, drehte sich um und marschierte zurück in sein Büro. Nachdem er sich so diskret wie möglich ein bisschen mehr Bequemlichkeit in seiner enger werdenden Hose verschafft hatte, erhob sich Sam und folgte Bo, wobei er den Rest des Teams aus den Augenwinkeln beobachtete.
    Sie schienen nichts Ungewöhnliches bemerkt zu haben.
    Cecile Langlois, das Medium des Teams, gab der Person am anderen Ende der Telefonleitung eine Wegbeschreibung zum BCPI-Büro in der Innenstadt von Mobile durch. David Broom und Andre Meloy waren über eine der neuen Kameras gebeugt, die sie kürzlich erstanden hatten.
    Keiner von ihnen sah auf, als Sam in die Richtung von Bos Büro schlenderte. Wahrscheinlich waren sie es schon gewohnt. Sam fragte sich manchmal, ob sie wirklich so ahnungslos waren, wie sie vorgaben, oder ob sie einfach nur um Bos willen so taten, als bemerkten sie nichts.
    Er vermutete stark letzteres. Es war so gut wie unmöglich, dass jemand mit Augen im Kopf Sams wirres Haar und seine geröteten Lippen nicht bemerkte, mit denen er jedes Mal nach einer ihrer regelmäßigen ‚ Diskussionen ‘ aus Bos Büro gestolpert kam. Und wie konnten sie den benebelten Blick in Bos Augen übersehen oder die geröteten Wangen, als wäre er bei kaltem Wind draußen gewesen?
    Falls seine Kollegen etwas vermuteten, hatten sie wohl allerdings etwas anderes im Sinn als das, was wirklich passiert war. Sam wünschte, es wäre nicht so. Nicht, dass er was gegen gute Handarbeit hatte, vor allem wenn sie von verlangenden Küssen und Bos leisen, erregenden Lauten begleitet wurde. Aber er wollte mehr.
    Er war es leid, wie ein Teenager herumzuschleichen, der die elterliche Ausgangssperre missachtet hatte. Er verstand Bos Zögern, sich anderen Menschen zu öffnen – ein Coming-Out war nie einfach –, aber er wusste nicht, wie viel länger er sich angesichts des fehlenden Fortschritts in ihrer Beziehung noch würde gedulden können.
    Im Büro angekommen zog Sam die schwere, hölzerne Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. »Du wolltest was von mir?«
    »Ja, will ich.« Bo zog die dunkelgrünen Vorhänge vor dem großen Erkerfenster zu und sperrte so die hereinbrechende Dunkelheit und den Schein der Straßenlaternen aus. Dann drehte er sich zu Sam um. »Komm her.«
    Sam durchquerte den kleinen Raum mit zwei großen Schritten, direkt in Bos

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