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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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stimmte. Talitha war überrascht. „Woher um alles in der Welt wissen Sie das, Sir?“, fragte sie unwillkürlich.
      Statt einer Antwort wurde erneut eine der beeindruckenden Augenbrauen hochgezogen. „Man bekommt von Zeit zu Zeit Rechnungen zu sehen, meine Liebe“, antwortete er übertrieben gelangweilt.
      „Oh!“ Talitha war so wütend auf sich selbst, zum einen darüber, dass sie gefragt hatte, aber mehr noch, weil sie spürte, wie sie wieder hektische rote Flecken auf den Wangen bekam. Selbst wenn er sich mit seiner Bemerkung lediglich auf Hüte bezogen hatte, die von seiner Frau oder seinen Schwestern erstanden worden waren, zeigte ihre Reaktion auf diese Bemerkung klar und deutlich, dass sie dachte, er hätte den einen oder anderen Hut für seine Geliebte gekauft. „Also hören Sie, ich habe ihn angefertigt, es hat Stunden gedauert und jetzt ist er völlig ruiniert – und wenn sie mich nicht daran gehindert hätten, wäre er jetzt nicht zerstört.“
      „Es ist also alles meine Schuld“, stellte er trocken fest. „In diesem Fall sollte ich besser dafür bezahlen.“ Bevor Talitha reagieren konnte, hatte er in seine Tasche gegriffen, eine Handvoll Münzen hervorgeholt und ihr fünf glänzende Guineen in die Hand gezählt. Dann schloss er den Deckel über der ruinierten Kopfbedeckung, bückte sich, hob die restlichen Hutschachteln auf und legte sie ihr behutsam in die Arme. „Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Verehrteste. Das nächste Mal bitten Sie Ihre Arbeitgeberin, Sie in einer Droschke zu schicken.“
 

3. KAPITEL
 
 
      D er Mann namens Nick marschierte, ohne einen Blick zurückzuwerfen, die Straße entlang in Richtung Berkeley Square. Talitha starrte ihm hinterher, bis ihr schlagartig bewusst wurde, dass sie nicht eben wenig Aufmerksamkeit erregte. Ein Küchenmädchen, das gerade dabei war, einen Teppich auszuschlagen, hielt in ihrer Arbeit inne und starrte mit offenem Mund zu ihr herüber; ein Bote zu Fuß, der mit Briefen seines Herrn vorübereilte, zog abschätzend die Augenbrauen hoch; der Kutscher einer Droschke rief etwas, was Talitha zum Glück nicht verstehen konnte, und eine nach dem letzten Schrei gekleidete Matrone, ihre Zofe bei Fuß, fixierte sie mit einem Blick selbstgerechter Empörung.
      Mit einem Stöhnen umklammerte Talitha die Münzen und eilte davon, so schnell es ihre sperrige Last zuließ. Sie war dabei beobachtet worden, wie sie auf offener Straße Geld von einem Mann angenommen hatte! Kein Wunder, dass die Leute sie anstarrten – sie musste um keinen Deut besser erscheinen als ein gewöhnliches Freudenmädchen. Beinahe hätte sie auf der Stelle kehrtgemacht. Gerade rechtzeitig fiel ihr jedoch ein, dass sie Lady Parry in jedem Fall ihre Aufwartung machen musste, um sich für ihre Unpünktlichkeit und den beschädigten Hut zu entschuldigen.
      Mit dem Gefühl, jeder würde hinter ihr her starren und in der Erwartung, jeden Moment angesprochen zu werden, sei es von einem Dandy mit einem eindeutig zweideutigen Angebot oder einem entrüsteten Hausbesitzer, der sie von dieser ach so respektablen Straße weg befahl, erreichte Talitha schließlich Lady Parrys Schwelle. Zum Glück wurde ihr fast sofort geöffnet. Rainbird, der Butler, erlaubte sich lediglich einen Anflug von Verwunderung auf seinem schmalen Gesicht beim Anblick der aufgebrachten und erhitzten Hutmacherin, die mit einem Stapel beschmutzter Hutschachteln vor ihm stand.
      „Miss Grey! Hatten Sie einen Unfall? Bitte, treten Sie ein.“ Er trat zur Seite, um sie einzulassen, dann schnippte er herrisch mit den Fingern nach einem eilfertig vortretenden Lakaien. Dankbar trennte sich Talitha von ihren Schachteln und blickte den Butler Entschuldigung heischend an.
      „Es tut mir schrecklich leid, dass ich in diesem Zustand hier erscheine, Rainbird. Mir sind die Hutschachteln auf die Straße gefallen.“
      „Ich werde die Hausdame rufen, Miss Grey. Sie werden sich sicherlich waschen und Ihr Kleid gebürstet haben wollen, bevor Sie sich Ihrer Ladyschaft präsentieren.“ Rainbird war Miss Grey wohlgesonnen, er war sogar so weit gegangen, Henry, dem Lakaien, gegenüber eine entsprechende Bemerkung fallen zu lassen. „Sie mag zwar nur eine Hutmacherin sein, mein Junge, aber sie ist dennoch eine Dame, die schon bessere Tage gesehen hat. Sieh dir nur ihr Benehmen an: immer zuvorkommend und freundlich gegen die Bediensteten. Gute Kinderstube. Es gibt viele, die hundertmal mehr haben als sie, sich aber

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