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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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spürte Talitha die Gelöstheit, die das Ende einer geschäftigen Woche mit sich brachte.
      „Es ist so schön, wenn wir alle zusammen sind“, verkündete Zenobia fröhlich. „Bist du heute Abend nicht an der Oper, Millie?“
      „Nein, wir hatten gestern den letzten Auftritt mit diesem Stück. Heute Abend gibt es einen Maskenball, und die Proben für das neue Stück fangen erst Montag an – es heißt ‚Der verlorene italienische Prinz‘ und ist überaus dramatisch.“
      „Hast du eine gute Rolle?“, fragte Talitha. Sie sortierte gerade einen Stapel farbiger Seidenbänder, die sich wie von Zauberhand völlig ineinander verwickelt hatten, während sie unangetastet in ihrer verschlossenen Schachtel lagen. Millie war eine Besonderheit in der Welt des Theaters – eine wahrhaft keusche junge Dame – und ihre Tante und ihre Freundinnen taten ihr Bestes, sie zu unterstützen, wobei sie gleichzeitig in ständiger Furcht vor den Dandys und anderen zwielichtigen Gestalten lebten, denen das Mädchen unweigerlich begegnete.
      „Ja!“ Millie glühte vor Stolz. „Ich habe eine Solosprechrolle und singe im zweiten Akt in einem Trio mit. Ich spiele eines der Dorfmädchen, das mit ihren Freundinnen zusammen dem Prinzen hilft, der vor seinem bösen Onkel flieht.“
      „Was passiert am Schluss?“, fragte Mrs Blackstock und blickte von dem Kassenbuch auf, in das sie gerade ein paar Zahlen eingetragen hatte. An diesem Ende des Tisches saß auch Zenobia und korrigierte die Vokabeltests ihrer Französischschüler.
      Millie legte das Laken zur Seite, das sie gerade umkettelte, rollte sich bequem auf dem recht mitgenommen wirkenden Sofa zusammen und machte sich daran, die Handlung zu erläutern. „Also, der Prinz verliebt sich in dieses Dorfmädchen – nur, sie ist eigentlich kein Dorfmädchen, sondern die Tochter eines Herzogs, die sich versteckt hält, weil ihr Vater sie mit diesem schrecklichen Mann verheiraten will –, und als der böse Onkel – der Onkel des Prinzen also, derjenige, der versucht, ihn umzubringen – herausfindet, wo er sich versteckt, opfert sie sich, indem sie sich von den Zinnen der Festung vor seine Truppen stürzt und …“
      Das Geräusch des Türklopfers, mit großer Kraft und wiederholt betätigt, schreckte die Damen auf, die für den Moment davon überzeugt waren, der böse Onkel höchstselbst stünde vor der Tür.
      „Grundgütiger, wer kann denn das sein?“, rief Mrs Blackstock aus und legte ihre Schreibfeder beiseite.
      „Jemandes sehr hochtrabender Lakai, würde ich sagen“, erwiderte Talitha. Sie stand auf, schob den Vorhang ein Stück beiseite und lugte hinaus auf die dunkle, nasse Straße. „Das war ein exzellentes Beispiel für das sogenannte Londoner Anklopfen. Es ist zu dunkel draußen, ich kann nicht erkennen, wer es ist. Oh, jetzt erkenne ich die Uniform, Annie hat die Tür aufgemacht. Na so was, es ist einer von Lady Parrys Lakaien! Warum schickt sie mir denn eine Nachricht nach Hause, die Bestellungen kommen doch sonst immer ins Geschäft?“
      Mit vor Stolz und Eifer gerötetem Gesicht betrat Annie das Zimmer. „Da ist ein Lakai, Madam, und er hat einen Brief für Miss Grey gebracht. Mann, der ist vielleicht groß, Madam.“
      „Danke sehr, Annie“, unterbrach Mrs Blackstock sie tadelnd. „Warte bitte ab, ob Miss Grey eine Antwort übergeben möchte.“
      Talitha drehte den Brief in ihrer Hand, bis ihr bewusst wurde, dass sie ihn schon öffnen musste, um herauszufinden, was darin geschrieben stand. Sie erbrach das Siegel, wobei es rote Wachssplitter regnete, und breitete ein einzelnes Blatt vor sich aus.
      „Wie seltsam!“
      „Was?“, fragte Zenobia schließlich, als Talitha nach dieser ersten Äußerung Stillschweigen bewahrte.
      „Also, Lady Parry bittet mich, am Montagmorgen um zehn Uhr bei ihr wegen einer persönlichen Sache vorbeizuschauen. Annie, bitte sag dem Lakaien, dass es Miss Grey eine Ehre sein wird, der Einladung Folge zu leisten. Kannst du dir das merken?“
      „Ja, Miss.“ Das Mädchen verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich, wobei sie sich leise die Worte der Botschaft vorsagte.
      „Was kann das nur bedeuten, Zenna?“
      Talitha übergab Zenobia den Brief, die ihn überflog und ihn ihr mit einem Schulterzucken zurückgab. „Ich weiß auch nicht mehr als du, Gänschen.“ Sie lächelte ihre Freundin an. „Vielleicht will sie dir ein eigenes Geschäft anbieten, in dem du nur für sie und

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