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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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schnitt ihrer Freundin ein Gesicht, doch ein verräterischer Teil ihres Verstandes wünschte sich tatsächlich, dass der gelassene Blick aus diesen grauen Augen sie angesehen und weder ein Aktmodell noch eine bescheidene Hutmachergehilfin, sondern eine feine junge Dame unter den Schleiern gesehen hätte. Hör auf, dachte sie. Er ist gefährlich. Damit beugte sie sich vor, um sich eine der immer noch heißen Kastanien aus der Schüssel zu klauben.
      Selbst eine lange Nacht des Herumwälzens schaffte es nicht, Talithas dunkle Vorahnung zu verscheuchen. Sie kleidete sich mit mehr als der üblichen Sorgfalt an und schrieb ihrer Arbeitgeberin, dass sie unerwartet verhindert sei. Mit der Nachricht sandte sie Annie fort und hoffte mit gekreuzten Fingern, dass Madame ein Auge zudrücken würde wegen dieser bei ihr so selten vorkommenden Abwesenheit.
      Talitha nahm eine Droschke; sie wollte nicht erneut riskieren, zu spät oder völlig aufgelöst auf Lady Parrys Schwelle zu erscheinen. Doch selbst pünktliches und sicheres Ankommen ließ sie sich um keinen Deut besser fühlen.
      In seiner üblichen, würdevollen Haltung begrüßte Rainbird sie, obgleich ein Funkeln in seinen Augen auf eine gewisse Gemütsregung hindeutete, als er die einfach gekleidete Besucherin erkannte. „Guten Morgen, Miss Grey. Ihre Ladyschaft bat mich, Sie in die Bibliothek zu geleiten.“
      Talitha folgte ihm durch den Flur zu einer Tür, durch die sie bei ihren früheren Besuchen nie getreten war, und zuckte zusammen, als Rainbird diese öffnete und sie mit einigem Enthusiasmus ankündigte. „Miss Grey.“ Diese Vorzugsbehandlung war sie nicht gewohnt, und sobald sie den Raum betrat, blickte sie sich aufmerksam um.
      Die erste Person, die sie bemerkte, war Lord Arndale, der an einem schweren, in den Erker eingefügten Schreibtisch stand. Vorgebeugt studierte er offensichtlich ein Dokument, das vor der einzigen anderen Person im Raum ausgebreitet lag. Bei Rainbirds Worten blickte er auf. Talithas Herz setzte bei seinem Anblick einen Schlag aus, und verwirrt sah sie zu dem anderen Mann hinüber, der ihr vollkommen fremd war.
      Die beiden Männer hätten unterschiedlicher nicht sein können. Nicholas Stangate ragte über seinem sitzenden Kollegen auf, breite Schultern füllten seinen Reitmantel, alles an ihm strahlte Vitalität und geballte Energie aus. Der andere Mann war mehr als doppelt so alt, das Haar schütter und grau über einem hageren Gesicht von ungesunder Farbe. Seine Augen blickten jedoch wach und intelligent, und sie musste an sich halten, nicht unwillkürlich einen Schritt zurückzuweichen, als sein Blick sie fixierte.
      Von Lady Parry war keine Spur zu sehen. In den wenigen Augenblicken, in denen beide Männer sie musterten, spürte Talitha, wie ihr Gesicht jegliche Farbe verlor. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie plötzlich das Gefühl hatte, vor Gericht zu stehen, es sei denn, ihre Schuldgefühle wegen ihres skandalösen Geheimnisses verrieten sich gerade.
      Als Mr Dover aufstand, stellte auch Nicholas Stangate sich aufrecht hin und betrachtete die junge Frau, die in den Raum gebeten worden war. Dasselbe abgetragene braune Ausgehkleid und denselben Gehpelz wie beim letzten Mal, dieselbe eigentümlich elegante Haube. Dieses Mal sah sie jedoch aus, als hätte sie schlecht geschlafen. Mr Dover begann zu sprechen, und er ließ das Spekulieren sein.
      „Miss Grey, guten Morgen. Wir sind uns noch nicht begegnet. Ich bin James Dover, Miss Gowers Anwalt. Sie kennen Lord Arndale, glaube ich, ihren Testamentsvollstrecker?“
      Was, zum Teufel, war an dieser Ankündigung so erschreckend, dass sie so bleich wurde? Nick trat vor und nahm ihre Hand. „Miss Grey, Sie sind ganz blass geworden. Geht es Ihnen nicht gut? Bitte, setzen Sie sich her.“
      Widerstandslos ließ sie sich von ihm sanft auf einen Stuhl drücken. „Es tut mir leid, Mylord, ich benehme mich dumm. Es ist nur, einem Anwalt zu begegnen, erinnert mich an die letzten Male, an denen ich Menschen mit Mr Dovers Berufsstand begegnet bin. Sie müssen mir verzeihen, Sir“, fügte sie an den älteren Mann gewandt hinzu. „Ich will nicht respektlos erscheinen, Mr Dover. Die Situation, nachdem mein Vater und dann meine Mutter gestorben waren, war … schwierig.“
      Nick bemerkte, dass er noch immer ihre Hand in der seinen hielt. Ihr Handgelenk war kalt. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ihr Blick war offen, die grünen Augen blickten intelligent. Ihm

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