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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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diese Szene hatte platzen lassen, sondern dass er vorsätzlich erschienen war, um zu stören.
      Innerlich fluchend zwang er sich, überrascht dreinzuschauen. Lautlos erwiderte er „Entschuldigung“ und zog sich leise aus dem Wintergarten zurück ins Vestibül.
      Die Minuten schleppten sich dahin. Nick schnappte sich ein Glas Champagner von einem vorbeiziehenden Tablett, vereinbarte vage ein Spiel Whist mit jemandem und hörte mit vorgetäuschtem Interesse einer Geschichte Lord Beddentons zu, die von einer Wette bei einem Rennen der offenen Zweispänner handelte.
      So unauffällig schlich Lord Ashwell aus dem Wintergarten, dass Nick ihn beinahe nicht bemerkt hätte. Was er schließlich sehen konnte, waren die hängenden Schultern seiner Lordschaft und das fehlende Lächeln. Er gestattete ihm, sich ein Stück weit in das Zimmer zu begeben, in dem der Tanz stattfand, entschuldigte sich bei Beddenton, griff sich ein zweites Glas Champagner und kehrte in den Wintergarten zurück.
      Talitha saß noch dort, wo er sie zuvor gesehen hatte, und spielte mit ihrem Fächer. Sie tippte dagegen, ließ ihn auffächern, schloss ihn mit einer Handbewegung, um ihn dann erneut zu öffnen. Er betrachtete ihr äußerlich gelassen wirkendes Gesicht, ihre konzentrierte Miene und fragte sich, welche Vorbehalte sie haben mochte, dass sie ihre Gefühle so verbarg. Verheimlichte, korrigierte er sich. Ihm gegenüber schien sie ihm mittlerweile offener, durchschaubarer zu sein. Entweder verstand er es langsam, ihre Gefühle zu deuten, oder er provozierte sie irgendwie, sie ihm zu zeigen.
      Wie lange stand er da und beobachtete sie? Er wusste es nicht, stellte er fest. Lange genug, um die Augen zu schließen und trotzdem genau beschreiben zu können, was sie gerade anhatte, von den Perlmuttkämmen in ihrem aufgesteckten Haar bis zu den bernsteinfarbenen Seidenslippern, die unter ihrem Überkleid aus goldbrauner Spitze und dem Unterkleid aus blassgelber Seide hervorlugten. Das viele Gold brachte die Erinnerung an eine Masse goldener Haare mit sich, mit dunkleren Zwischentönen, wie sie über die Schultern der nackten Göttin auf dem Dachboden flossen. Hitze durchschoss ihn, er rang um Fassung.
      Er musste sich bewegt haben, denn Talitha hob den Kopf. Ausdruckslos sah sie ihm direkt in die Augen und zog fragend eine Augenbraue hoch. Anscheinend hatte sie die Bewegung vervollkommnet. „Guten Abend, Cousin Nicholas.“
      „Guten Abend. Ich muss mich entschuldigen, dass ich vorhin so hereingeplatzt bin.“
      Ein schwaches, skeptisches Lächeln erschien. „Ich glaube nicht, dass Ihr jemals irgendwo hereinplatzt, Mylord.“
      „Du hast ihn also abgewiesen.“ Das war eine Feststellung.
      „Du hast ihn gefragt?“ Ihre Stimme bekam einen scharfen Unterton.
      „Ich sah sein Gesicht.“ Nick schlenderte auf sie zu und setzte sich auf einen der schmiedeeisernen Stühle im rechten Winkel zu ihr. Die ausladenden, herabhängenden Palmwedel machten das Sitzen unbequem.
      „Es tut mir leid, dass ich seine Gefühle verletzen musste“, erklärte Talitha. „Ich bezweifle aber, dass das lange anhalten wird. Danke, kein Champagner.“ Er stellte das Glas ab.
      „Glaubst du, er meint es nicht ernst?“, fragte Nick verblüfft.
      „Nein, im Gegenteil. Ich bin sicher, dass er mich sehr gerne mag und daran glaubt, dass wir das perfekte Paar wären.“
      „Warum willst du dann nicht?“ Plötzlich war es für ihn ungemein wichtig, dies zu wissen. „Er kommt aus gutem Hause, ist vermögend, intelligent. Er ist freundlich …“
      „Ist es das, was eine Ehe ausmacht?“ Sie funkelte ihn an. Er musste an sich halten, um nicht vor ihrer Vehemenz zurückzuweichen. „Herkunft, Geld, Intelligenz. Freundlichkeit?“
      „Nun, ja, es sind doch alles erstrebenswerte Eigenschaften.“ Warum musste er sich plötzlich verteidigen? Warum ging es jetzt auf einmal nur noch um seine Gefühle? Sie hatte gerade genau beschrieben, was er von einer Ehefrau zu erwarten glaubte.
      „Du würdest dich mit so wenig zufriedengeben?“ Talitha klang ehrlich erstaunt.
      „Wenig? Mehr kann man sich wohl kaum wünschen.“ Doch plötzlich war er sich dessen nicht mehr so sicher. Ihre Heftigkeit verunsicherte ihn, enthüllte eine schmerzende Leere in seinem Inneren. „Wonach strebst du denn?“
      „Nach Liebe natürlich.“ Sie stand auf und streifte den Jasmin, der in einem Topf neben ihr stand. Eine Duftwolke wurde von den ersten offenen

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