Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)
Hof, dann die Knospe und begann, sie verlangend zu streicheln. Ein Stöhnen entrang sich Tallies Kehle, und sie bog sich seiner Hand entgegen. Ihre Brüste fühlten sich heiß an, geschwollen, das Gefühl zog sich durch ihren gesamten Körper. Ihre Lippen öffneten sich.
Schritte erklangen und eine Männerstimme fragte neckisch: „Wo verstecken Sie sich denn, Miss Grey?“, nur, um abrupt innezuhalten. „Es tut mir schrecklich leid, äh … ich werde …“ Es war Sir Jasper Knight.
Als seine sich hastig entfernenden Schritte verklangen, spürte Tallie, wie Nick die Hand von ihrer Brust nahm und ihre Schulter losließ. Sie öffnete die Augen. Ihr war klar, dass es unangebracht war, wenn sie jetzt wütend werden würde. Sie hätte ihn jederzeit aufhalten können – wie konnte sie ihm jetzt noch in die Augen sehen?
Er machte es ihr leicht. „Ah ja“, sagte er obenhin, „das wäre dann wohl der Zweite in der Reihe gewesen.“
Tallie biss die Zähne zusammen, holte aus und schlug Nick, so fest sie konnte, ins Gesicht. Er machte keinerlei Anstalten, dem Schlag auszuweichen, und taumelte einen Schritt zurück.
Eine lange, unheilschwangere Stille folgte. Nick sah sie mit einer unbehaglichen Mischung aus reumütiger Entschuldigung und schwelender Leidenschaft an. Der Abdruck ihrer Hand auf seiner linken Wange war in seinem Umriss deutlich zu erkennen. Tallie spürte, dass sie selbst feuerrot sein musste. Ihre Lippen fühlten sich geschwollen an, obgleich er sie dort nicht berührt hatte. Der Seidenstoff ihres Kleides spannte sich über ihren Brüsten, eine schmerzhafte Erinnerung an ihre Erregung.
„Hier, trink das.“ Nick hielt ihr das stehengelassene Glas Champagner hin. „Und dann solltest du besser gehen – ich vermute, dass man mir diese Begegnung eher ansieht als dir.“
Verzweifelt trank Tallie die perlende Flüssigkeit in einem Zug. In einer Ecke des Wintergartens gab es einen Wasserspender, sie hielt ihr Taschentuch hinein und betupfte sich Wangen und Schläfen.
„Tallie! Tallie, Liebes, bist du noch hier?“ Das war Lady Parry.
„Oh Gott!“ Nick machte auf dem Absatz kehrt, doch sie befand sich zwischen ihm und der Tür. Als seine Tante näher kam, verbarg er sich hinter einer der Zimmerpalmen.
„Da bist du ja, meine Liebe. Was ist denn bloß los? Lord Ashwell sah äußerst mitgenommen aus, als ich ihn eben zu Gesicht bekam, und Sir Jasper machte eine Miene, als wäre er dem Leibhaftigen begegnet.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich keinen von ihnen heiraten will, oder nicht, Tante Kate?“, erklärte Talitha leichthin, während sie auf Lady Parry zuging. Sie nahm ihre Anstandsdame beim Arm und geleitete sie mit festem Griff zurück in Richtung Empfangszimmer. „Ich bin etwas nervös. Diese Begegnungen waren recht anstrengend, müssen Sie wissen.“ Sie sah nicht zurück. Durch ihr Kleid hindurch spürte sie, wie Nicks Blicke sich in ihren Rücken brannten.
Am nächsten Morgen erwartete Talitha Nicks Ankunft in der Bruton Street mit einer Art lähmender Teilnahmslosigkeit. Sie war sich ziemlich sicher, dass er kommen würde. Es würde eine Selbstbeherrschung solchen Ausmaßes dazugehören, vorzutäuschen, dass die abendliche Begegnung nicht stattgefunden hatte, dass sie es selbst ihm nicht zutraute.
Er kam um halb elf, was ihr zum einen Zeit gab, sich genau zu überlegen, was sie sagen wollte, zum anderen, um eine erhebliche Anzahl Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern zu lassen. Würde er ihr wirklich abnehmen, dass ganz undamenhaftes körperliches Verlangen für ihr Verhalten gesorgt hatte, oder würde er ahnen, wie es wirklich um sie stand?
In beigefarbenen Hosen, hohen Stiefeln und einer Jacke in dunklem Mitternachtsblau sah er makellos aus. Außerdem wirkte er auch noch aufreizend kühl und gelassen. Nicht mehr das kleinste bisschen Farbe zierte seine Wangen, als er von Rainbird in den Salon genötigt wurde. Talitha hatte nicht die Hoffnung, dass der Butler eilends eine Anstandsdame suchen ging, Lord Arndale wurde als ein Sohn des Hauses angesehen.
Er stand lässig am Kamin, einen Fuß auf dem Gitter, und betrachtete sie. Sie hatte ihn nicht gebeten, sich zu setzen, was sich nun als taktischer Fehler herausstellte – mit seiner Größe war er klar im Vorteil.
„Guten Morgen, Cousin Nicholas“, begrüßte sie ihn gefasst.
„Guten Morgen, Talitha.“ So weit, so gut. „Gestern Abend haben wir …“
Lächelnd
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