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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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niederließe.“
      Sie ging und setzte sich auf den angezeigten Stuhl, dann zog sie die Tasse zu sich heran. Mit einem Mal war sie sowohl hungrig als auch durstig. Die süße Wärme sank in ihren Magen, und seufzend lehnte sie sich zurück. Sofort setzte sie sich mit einem erschrockenen Keuchen wieder aufrecht hin, weil ihre aufgeschürfte Haut das Holz berührte.
      „Dein Rücken ist schlimm verkratzt“, sagte Nick kurz. „Ich habe Tulsipuder daraufgestreut, ich denke, es werden keine Narben bleiben.“
      „Danke.“ Er würde es ihr offensichtlich nicht leicht machen. „Was ist letzte Nacht passiert? Ich muss es wissen.“
      „An wie viel kannst du dich noch erinnern? Meine Kutsche hat auf uns gewartet, doch als du mir sagtest, dass in der Upper Wimpole Street niemand daheim ist, musste ich mir überlegen, wo ich dich stattdessen hinbringen sollte. So splitternackt konnte ich dich ja schlecht in die Bruton Street in ein Haus voller Dienstboten bringen.“ Bei dem Gedanken musste Talitha einen Moment die Augen schließen. „Außerdem warst du kalt bis ins Mark und kaum bei Bewusstsein. Ich konnte dich niemandem anvertrauen, also brachte ich dich hierher und wärmte dich auf die einzig sinnvolle Weise, die mir einfiel. Ich hatte nicht vor, die ganze Nacht zu bleiben, aber ich bin wohl eingeschlafen. Es tut mir leid.“
      Talitha senkte den Kopf über ihren Teller und zerkrümelte ein Gebäckstück. „Das war nicht deine Schuld, du musst völlig erschöpft gewesen sein. Aber …“ Es war so schwierig! „Ich muss wissen – ist etwas … passiert? Ich meine, als ich hier war …“
      Abrupt stand Nick auf. „Du meinst, ob ich nicht die Geduld hatte zu warten, bis du wach bist, bevor ich mich dir aufdränge? Ob ich deine Bewusstlosigkeit ausgenutzt habe?“
      Sobald er sprach, merkte Talitha, wie sehr ihn allein diese Annahme kränken musste. „Nein, natürlich nicht! Ich dachte bloß … alles ist so verwirrend. Ich dachte, wir hätten vielleicht … und ich hätte es vergessen. Und außerdem hast du dich mir nicht aufgedrängt.“ Sie griff nach der Tasse und nahm einen langen Schluck, um ihr glühendes Gesicht zu verbergen.
      Zu ihrer Überraschung fing Nick an zu lachen. Sie starrte ihn an, ohne daran zu denken, wie peinlich es war, ihm in die Augen zu sehen, unsicher, ob er sich über sie lustig machte. Aber nein, er war wirklich amüsiert. Er setzte sich ihr gegenüber, beugte sich über den Tisch und nahm ihre Hand. „Tallie, meine Liebe, du magst zwar gestern nicht gerade deinen besten Tag gehabt haben, aber ich kann mich damit rühmen, dass eine Dame, die eine Nacht mit mir verbracht hat, sich an diese Erfahrung am nächsten Morgen zumindest erinnert.“
      „Ja, natürlich“, erklärte sie hastig. Zweifellos hatte er bereits Unmengen von Damen geliebt, von denen sicher keine einzige so linkisch und beleidigend gewesen war wie sie. „Und ich bin sicher, dass ich es wüsste, ich meine, ich würde fühlen …“ Ihre Stimme verlor sich. Verzweifelt biss sie in ein weiteres Gebäckstück. Es war vermutlich schlicht unmöglich, noch mehr zu erröten, als sie es ohnehin schon tat, nicht, ohne dass Flammen aus ihr schlugen.
      Offenbar hatte Nick beschlossen, sie nicht weiter zu necken. Was, so gestand sie sich bitter ein, eine gute Sache war, weil die so selbstsichere, praktisch veranlagte und vernünftige Miss Talitha Grey im Moment nicht einmal mit einem Kätzchen fertig würde, das ihre Wolle durcheinanderbrachte, ganz zu schweigen von dem Wirrwarr der Gefühle, in das sie sich hier verstrickt hatte.
      „Wie gesagt hatte ich nicht die Absicht, noch in diesem Bett zu liegen, wenn du aufwachst“, erklärte er fest. „Ich entschuldige mich für mein Verhalten heute Morgen, was sich damit erklären – nicht entschuldigen – lässt, dass ich ebenfalls gerade erst erwacht war. Ich hätte mich besser in der Gewalt haben müssen.“
      „Meiner Ansicht nach hast du dich sehr gut in der Gewalt gehabt“, bemerkte Talitha. Es schien, dass man, war einmal die letzte Schranke der Peinlichkeit überschritten, sich nicht noch gedemütigter oder schüchterner fühlen konnte.
      „Nicht gut genug. Es gibt etwas, worüber wir reden müssen, nur nicht jetzt.“
      „Oh, ja“, stimmte Talitha eifrig zu, dann fragte sie sich, warum Nick sich von dieser Erwiderung offenbar zurückgewiesen fühlte. „Woher wusste Mr Hemsley, dass ich im Atelier bin, und woher wusstest du, dass er es

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