Allerlei Schnick-Schnack
wird der Gegenstand
Auf dem Plakate nicht erkannt,
Sodaß, wie du dich wendst und drehst,
Du stets vor einem Rätsel stehst,
Und ob du auf den Kopf dich stelltst,
Doch niemals auf die Lösung fällst,
Wenn die Idee so kreuz-verstiegen,
Daß sie von keinem 'rauszukriegen,
Und niemand je den Sinn erfährt –
Dann ist sein künstlerischer Wert
Nach aller Ansicht ungeheuer ,
Und du bezahlst es nie zu teuer!
Moderne Tapetenmuster.
Das wichtigste an den modernen Tapetenmustern sind bekanntlich die Namen.
» Sehnsucht «
(Vor dem die Sehnsucht nicht will weichen:
Es nächstens mal zu überstreichen.)
» Himmelshöhe «
(Wer's in der Stube hat, der flöhe
Am liebsten in des Himmels Höhe.)
» Dämmerung «
(Für Dämmerungen wie gemacht;
Doch besser noch für dunkle Nacht.)
» Frühlingshauch «
(Man sieht erst nichts. Dann einen Hauch.
Drei Tage – dann verschwind't der auch!)
» Felsenhang «
(Wer's täglich sieht, dem kommt der Drang
Nach einem Sprung vom Felsenhang.)
» Abendtraum «
(Läßt uns den schönen Traum erstehen:
Es möchte in der Nacht vergehen.)
» Vergangenheit «
(Macht die Vergangenheit uns lieblich,
Wo solche Muster noch nicht üblich.)
» Erinnerung «
(Erinnert uns zu jeder Stund,
Daß Ruhe braucht ein Hintergrund.)
Die Über-Originellen.
Sahst du, Freund, die Tisch' und Schränke
Schon der Allerneusten Richtung?
Die Kommoden, Stühl' und Bänke
Hochmodernster Formendichtung?
So gequält sie und verschroben –
Eins ist allen diesen Dingen
Gleich: sie nehmen ab nach oben ,
Was man technisch nennt »verjüngen.«
Aber dies Verjüngungsstreben
Ist den »Jüngsten« schlecht bekommen:
Ach, die Ärmsten haben eben
Selbst » nach oben abgenommen. «
Höchst bewußt, massiv, possierlich-
Breitgespreizt, gleich ihren Schränken,
Treten auf sie! Aber zierlich
Sind die Köpfchen, ist ihr Denken.
Natürlich!
Der neue Stil – dies hatte noch gefehlt –
Hat Darmstadt nun zum Hauptsitz sich erwählt.
Natürlich! Für den Stil der Darmverschlingung
War diese Wahl ja logische Bedingung!
Guter Rat.
Die heutge Art hat alles ja
Längst auf den Kopf gestellt.
Was willst du's anders machen da?
Spiel auch »verkehrte Welt!«
Vom Geist der neuen Zeit erfüllt,
Geh, drahte ohne Draht
Und mal ein Lied und sing ein Bild
Und tanze ein Plakat!
Klage.
Ach, wie hat sich doch verschoben
Heut so vieles in der Welt,
Rechts und links und unten, oben
Scheint vertauscht und umgestellt!
Nicht mehr führt der Herr die Dame,
Heute henkelt er sich ein,
Bei »Verlobten« steht sein Name
Nicht mehr vorn, nein hinterdrein.
Nicht beim Griff heut, bei der Zwinge
Hält den Schirm der Elegant.
Männer tragen Armesringe,
Fraun ein Stöckchen in der Hand.
'ne Manschette dient als Kragen
Heut dem jungen Mann von Pli.
Fährt ein Paar im eignen Wagen,
So kutschiert unfehlbar sie .
Taschen sind am Hinterviertel
Und auch da, man weiß nicht wo.
Andres sitzt beinah am Gürtel
Und ist überhaupt so so – –
Alles, scheint es, geht zunichte,
Was so lang bewährt sich doch.
Blieb die Nas' uns im Gesichte,
Fragt man doch: wie lange noch?
Chansons und Überbrettl.
In diesen schönen Tagen,
Wo neue Vögel schlagen
Mit so viel Wohlbehagen
Im deutschen Dichterwald –
Wollt ich beim Wipfelrauschen
Den jungen Sängern lauschen,
Die so entzückend plauschen,
So neu und mannigfalt.
Ich kam zur Sangesstätte:
Da hoppste um die Wette
In Pas und Pirouette
Ein Finkenvölkchen süß.
Hei, wie sie cancanierten,
Scharmierten und parlierten,
Grünspechte applaudierten:
Ganz wie Paris, Paris!
Und weiter zog ich wieder:
Da schrillten Gassenlieder,
Es wiegten im Gefieder
Spottvögel sich kokett.
Auf einem Brett, 'nem roten,
Stand: »Anstand hier verboten!«
Ein Spatz schrie: »Zoten, Zoten!
Wie nett, wie nett, wie nett!«
Ich trat in tiefre Hallen,
Da hört' ich seltsam Schallen,
Es klang wie Kinderlallen:
»Eia« und »Hoppsassa,«
Ein Rabe, steif und grämlich,
Ernst-feierlich und »dehmlich,«
Rief schnarrend: »Dies sind nämlich
Die neusten Comica.«
Da lief ich aus dem Walde,
Lief über Berg und Halde
Und nahm zu Haus das alte,
Das »Gaudeamus« vor – – –
Chansons und Überbrettl!
Ich geb den ganzen Bettel
Für einen einzgen Zettel
Voll Scheffel'schem Humor.
Humor.
In Deutschland war vor Zeiten
Ein mannlicher Gesell:
Breitbrüstig, Schwert zur Seiten,
Kopf hoch und Auge hell;
Gern in der Zecher Mitte,
Allewig scherzbereit,
Doch nie zum Hohn der
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