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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Eins
    Gerstenmond
    Gehabt Euch wohl, Herr des Lichts
    Zur Yulnacht kehrt Ihr als Herrscher zurück
    Wie der Schnitter, so lichten Schwarze Feuer
    Die Reihen der Feinde der Deveraux
    Aus Eurem Kessel, Holde Herrin, erheben
    Sich die Hexen der Cahors in die Luft
    Sie trinken das Blut von Feinden wie Freunden
    Und verjüngen die Erde mit dem frischen Rot
    Kilometer 76 ab Lee's Ferry, Colorado River, 1. August (Lammas)
    Na toll. Ein Unwetter. Auch das noch.
    Holly ignorierte vorübergehend die scharfen, hitzigen Worte, die ihre Eltern im Bug des Schlauchkajaks wechselten, und blickte zu dem Streifen Himmel zwischen den Wänden des Canyons auf. Silber- und kupferfarbenes Sonnenlicht blendete sie und stach in den Augen. Wolken wie zerfallende graue Fäuste grollten dumpf, und die Schluchtenzaunkönige flogen aus ihren Verstecken auf und riefen einander Warnungen zu.
    Der wahnsinnig muskulöse Bootsführer, der hinter Holly saß und sich mit diesen Rafting-Touren jeden Sommer die Studiengebühren für die University of Southern California verdiente, brummte und seufzte laut. Ihre Eltern hatten den armen Kerl und seine »Hallo, ich heiße Ryan und bin Ihr Rafting-Guide«-Manieren arg strapaziert, und Holly konnte es ihm nicht verdenken, dass er so genervt war. Ihre Eltern machten alle fertig - ihn, sie und Tina, ihre beste Freundin, die das Pech hatte, bei diesem Albtraum von Familienurlaub mit von der Partie zu sein. Aber natürlich wurde Tina immer mit eingeladen. Einzelkind zu sein, hatte seine Vorteile, und sowohl Tina als auch Holly waren Einzelkinder.
    Tinas Mutter hatte im letzten Moment abgesagt, weil es Probleme mit ihrem Dienstplan am Marin County General Hospital gab, aber Holly fragte sich, ob die zierliche, dunkelhaarige Frau gewusst hatte, dass sich etwas zusammenbraute. Das war sogar wahrscheinlich, denn Barbara Davis- Chin war die beste Freundin von Hollys Mom, und selbst erwachsene beste Freundinnen erzählten sich ja alles.
    He, ich weiß, wie das läuft, dachte Holly. Ich habe Sex and the City auch gesehen.
    Vor fünf Tagen, als Holly von ihrem Nebenjob im Pferdestall heimgekommen war, hatte sie sofort gemerkt, dass hinter den geschlossenen Türen ihres Queen-Anne-Reihenhauses, so typisch für San Francisco, irgendetwas nicht stimmte. Das Gebrüll ihrer Eltern hatte praktisch von den weiß verputzten Wänden widergehallt und war abrupt abgebrochen, als Holly die Haustür aufschloss. Sie hörte das rhythmische Zischen eines Besens, mit dem einer von beiden irgendetwas zusammenkehrte. Während Holly sich im Flur die Jacke auszog, knarrten die Bodendielen im Schlafzimmer ihrer Eltern direkt über ihrem Kopf förmlich vor Spannung.
    »He, hallo, ich bin zu Hause«, rief sie, doch niemand antwortete ihr. Kurz darauf kam ihr Vater die Treppe herunter, und sein Lächeln schaffte es nicht einmal bis in die Nähe seiner Augen, als er sie begrüßte. »Hallo, du Floh. Wie war's im Stall?«
    Niemand sprach über das, was passiert war. Ihre Eltern, Elise und Daniel Cathers, hatten sich offenbar zu höflichem Schweigen verschworen. Während sie an diesem Abend für die Reise packten, waren sie sehr kühl zueinander, und auf dem Flug nach Las Vegas fiel die Stimmung unter den Gefrierpunkt. Zum Glück saß sie mit Tina im Flugzeug in einer anderen Reihe, und ihre beste Freundin und sie hatten ein eigenes Schlafzimmer in der Suite im Bellagio.
    Ihre Eltern waren am Abend nach der Ankunft ausgegangen, um sich den Cirque du Soleil anzusehen. Holly und Tina hatten sich in ihrem Zimmer ausgiebig über das kommende letzte Schuljahr und ihre Pläne fürs College unterhalten - Tina würde an der USC studieren, Holly an der UC Santa Barbara. Dann waren die beiden Erwachsenen sehr spät zurückgekommen - und betrunken, hoffte Holly, denn sie wollte nicht glauben, dass ihre Eltern je so miteinander reden würden, wenn sie nüchtern waren. Sie hatten Gemeinheiten wie Messer geschleudert, Worte, die wehtun sollten. Holly wusste, sie bildete sich nur ein, dass ihr Vater nicht »Hexe« gesagt hatte, sondern »Hetze«, weil ihr das lieber gewesen wäre - obwohl es durch die geschlossene Schlafzimmertür der Suite so geklungen hatte. Tina hatte das auch gehört.
    Am Morgen hatte Ryan die vier im Foyer des Bellagio abgeholt und zum Startpunkt der Rafting-Strecke gefahren. Mum und Dad hatten Mühe gehabt, während des eintägigen Sicherheitstrainings höflich zueinander zu sein.
    Heute hatte Ryan das große Schlauchboot ins Wasser

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