Allerlei Schnick-Schnack
sagen:
Ihr Spiel war wirklich höchst scharmant!«
Die Harfnerin, die nette,
Neigt sich, die Hand aufs Herz,
Anlegt sie die Manschette
Und zieht sich rückewärts.
Es bergen die vier Mannen
Die Harfe im Futteral –
Und mit dem Kasten von Tannen
Verlassen langsam sie den Saal . . .
Die Mär vom Ritter Hammelsterz
und seiner Gotelinde.
Vernehmt die Mordgeschichte
Vom Ritter Hammelsterz ,
Der freundlich von Gesichte,
Doch falsch und schwarz von Herz.
Sein Ehgemahl, die gute
Und fromme Gotelind ,
Hatt' eine Karpfenschnute
Und schielte wie ein Stint.
Auch war sie krumm von Beinen
Und hinkte noch dazu – –
Und dennoch – sollt man's meinen! –
War er auf sie schaluh!
Und wenn ihn – völlig grundlos –
Die Wut drob überkam,
Ließ er auf sie den Hund los
Und schimpfte ganz infam.
Damit noch nicht zufrieden,
Ließ dieser Mordsbarbar
Sich einen Käfig schmieden,
Von Eisen ganz und gar.
In diesen Käfig setzt' er
Die Frau, der Bösewicht;
Vorher jedoch benetzt' er
Mit Honig ihr Gesicht,
Worauf er in die Sonne
Den Käfig dann gerückt –
Den Fliegen eine Wonne,
Die furchtbar sie zerpickt!
Die Sache ward dem Paare
Allmählich ganz gewohnt:
Drei-, viermal war im Jahre
Bei ihnen » Honigmond .« –
Ach, leider ist kein Zweifel
An dieser Schändlichkeit:
Niedeggen in der Eifel
Zeigt noch den Käfig heut.
Und wenn im Forschensdrange
Ihr nach dem Honig fragt:
Den freilich hat schon lange
Der Zahn der Zeit zernagt.
's ist, wie man's stets befindet
In all und jeden Eh'n:
Der Honig – der verschwindet,
Der Käfig – bleibt bestehn .
Unsere Neuesten.
Die Verkannten.
Gigerln hab ich neulich belauscht,
Als sie »Gedanken ausgetauscht.«
»Kennen Sie ›Douglas?‹ « der eine sprach.
»Jottvoll! Macht einfach keiner nach!«
»Na, na, na, na!« versetzte ein andrer,
»Wollen das doch nicht vergleichen mit ›Wandrer?‹ «
»Mir,« meinte gähnend Numro Drei,
»Bleibt immer Krone: ›Lorelei!‹ «
Staunend vernahm ich, daß ihre Rede
Sich um Tonkunst , um Lieder drehte –
Als ein Vierter den Ausspruch tat:
»Alles ja Schund gegen – ›Opel‹-Rad! «
Moderne Kunst.
Jüngst halt ich einen sonderbaren Traum:
Ich sah – und traute meinen Augen kaum –
Auf offnem Markt viel Leute köpflings stehn
Und statt auf Füßen auf den Händen gehn .
Sie keuchten laut, wie einer, der erstickt . . .
Verwundert rief ich: »Sind die denn verrückt?«
Den Ausruf hörte neben mir ein Mann;
Er sah mich seltsam-mitleidlächelnd an:
»Verrückt? – Sie kommen wohl aus weiten Fernen?
Das sind ja unsre Künstler, die modernen!«
»Wie? Künstler? – Aber sagen Sie mir nur:
Wozu denn diese tolle Unnatur?
Sie täten doch vernünftger, will mir scheinen,
Sie wandelten wie andre auf den Beinen?«
»Da haben Sie schon recht. Nur – mit Vergunst –
Das wäre ja dann eben › keine Kunst ‹!«
So sprach der Fremdling ernsthaft. Da erwacht ich,
Und lange noch, des Traums gedenkend, lacht ich.
Moderne Architektur.
Wer die Baukunst sieht von heute,
Schaut mit Staunen ihre Schwäche,
Fläche, Fläche, nichts wie Fläche,
Keine Fülle, keine Breite!
Neurasthenische Phantastik
Und ein Vakuum an Plastik!
Sieht er dann auch ihre Jünger,
Die genialen Architekten,
Die uns diese Kunst erweckten,
Diese kranke Formen-Bringer –
Staunt er mehr noch: wie gesund
Schaun sie aus, wie rot und rund!
Und er spricht wohl: »Heilge Musen!
Eins ist staunenswert nicht minder:
Diese Kunst hat keinen Busen ,
Dennoch nährt sie ihre Kinder ,
Respektive ihren Mann –
Wie, zum Teufel, fängt sie's an?«
Plakate.
Plakate sind in unsrer Zeit
Von allgemeinster Wichtigkeit.
Es zählt drum zu den nötgen Sachen,
Mit ihnen sich vertraut zu machen,
Und einge Winke dürften Lain
Teils nützlich, teils erfreulich sein.
Zwei Arten gibt es, das erfahre:
Kunstvolle und gemeine Ware.
Zwar sind sie, und zumal vom weiten,
Nicht immer leicht zu unterscheiden,
Indessen ist untrüglich: trifft
Man ein Plakat, auf dem die Schrift
Beim Lesen Schwierigkeiten macht –
Ja, jeglicher Entziffrung lacht,
Wo alles Buchstabieren schad –
Dann ist das Ding ein Kunst plakat.
Als ein gemeines zeigt es sich
Gleich dadurch, daß es leserlich .
Und wenn es gar den Zweck erfüllt
Und allverständlich ist als Bild,
So zählt es zu den ordinären,
Die all und jeder Kunst entbehren
Und die, so sauber sie gemalt,
Man immer noch zu hoch bezahlt.
Dagegen:
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