Alles fuer ihn - Band 1
habe Sie für meinen Vorgesetzen gehalten.“
„Ach, das macht gar nichts, Sie haben mich zum Lachen gebracht. Und es ist auch meine Schuld, ich hätte Sie schließlich vorwarnen können, aber das war so … amüsant …“
Plötzlich kommt Herr Ritcher näher und sein Blick wird noch intensiver. Diese Enge hinter der Theke gibt diesem Augenblick etwas sehr Intimes. Durch mein Kostüm spüre ich die Wärme seines Körpers. Erstaunt verharre ich angesichts dieser abrupten Annäherung. Mein Körper erwacht, reagiert auf diesen anziehenden, sportlichen Mann, der mir gegenüber steht. Unter dem maßgeschneiderten Anzug lassen die breiten Schultern ein muskulöses Kreuz erahnen.
Er sollte nicht Geschäftsmann sein, sondern lieber Model!
Adam Ritcher beugt sich leicht – ich halte den Atem an – seine Stimme klingt jetzt tiefer:
„Bis bald, Miss.“
Er dreht sich um und verlässt den Salon. Endlich atme ich durch. Noch nie hat mein Körper so empfunden!
Was für ein Trampel bin ich nur!
Ich schaudere.
Und warum verstört mich das derart? Weil er reich und schön ist? Reiß dich zusammen, Eléa! Wenn es ein nächstes Mal gibt, dann versuche, einen kühlen Kopf zu bewahren!
Ich schließe die Augen und versuche, mein Herzklopfen zu kontrollieren.
2. Anerkennung
„Du weißt schon, dass du Adam Ritcher mit hoher Wahrscheinlichkeit heute wiedertreffen wirst?“
Claire ruft das aus dem Badezimmer, wo sie sich für eines der wichtigsten Ereignisse in meinem Leben zurechtmacht. Das Ende meines Studiums, das in der Musikakademie mit den üblichen Festreden und Solos der besten Musikstudenten gefeiert wird. Ich bin stolz darauf, dazuzugehören – das zeigt, dass meine Mühen sich ausgezahlt haben. Allerdings muss ich vor meinen Kommilitonen spielen. Ich denke lieber nicht daran, das Lampenfieber soll mich nicht jetzt schon packen.
„Und das ist gar nicht mal schlecht. Er sieht dich dann, wie du bist, und das während du das tust, was du am besten kannst.“
Claire, meine Mitbewohnerin und beste Freundin, weiß alles über den Abend im Club. Fast alles: mein Herzklopfen habe ich für mich behalten.
„Bestimmt wird er mit dir sprechen, dir gratulieren, also keine Panik. Okay, er ist reich, aber letztendlich ist er ein Mann wie jeder andere auch!“
Nicht wirklich wie die anderen, nein, es gibt keinen so schönen Menschen wie ihn …
„Oh, ich weiß nicht, ob er sich die Zeit nimmt, mit den Studenten zu sprechen.“
„Moment mal, er ist der wichtigste Unterstützer der Akademie, da ist es nur logisch, dass er sich aus der Nähe anschauen will, was aus seinem Geld wird … Los, du hast nichts zu befürchten. Dir kann nichts passieren, wenn du dein Stück spielst!“
Claire ist ganz sicher mein größter Fan; sie glaubt am stärksten an mich, wenn ich selbst an mir zweifele. Ich weiß um meine Begabung für Musik, dafür bin ich geboren, sie hat recht. Mit meiner Geige steigt mein Selbstbewusstsein ums Hundertfache. Heute Abend bin ich einfach nervös. Das Solo, der Abschied von der Studienzeit, das Ende eines Lebensabschnitts, all das rührt mich. Aber nicht nur das … Seit unserer Begegnung träume ich von Adam, sein Blick folgt mir überallhin, ich denke wieder und wieder an seine feingliedrigen Hände, ich male mir die verrücktesten Szenarien aus, schmücke die Begegnung in meiner Erinnerung weiter aus.
Er muss mich an dem Abend wirklich für einen Trottel gehalten haben! Das Tablett fällt runter und er muss meinetwegen bedienen (ein Milliardär als Kellner!). Und ich krieg nicht mal ganze Sätze zusammen, steh mit offenem Mund da, wahrscheinlich auch noch mit Sabber auf den Lippen …
Ich bin mit meinen Gedanken woanders, bin wie benebelt, das sieht mir gar nicht ähnlich. Ich habe sogar im Internet recherchiert, nur um ihn wiederzusehen. Was mir einen kleinen Stich ins Herz versetzt hat: in der Klatschpresse wird immer wieder eine „neue Eroberung“ erwähnt. Aber warum enttäuscht mich das? Das macht doch keinen Sinn. Claire hat recht: sollte ich ihn wiedertreffen, darf ich auf keinen Fall meine Fassung verlieren! Seit ich weiß, dass er bei der Veranstaltung dabei ist, habe ich Panik und kann es gleichzeitig kaum abwarten. Ich will unbedingt, dass er mich in meiner eigenen Welt, in meiner gewohnten Umgebung sieht … Und ich habe Angst, wieder so aufgeregt zu sein, dass es meinem Spiel schadet. Ein Fehler auf der Bühne? Bei dem Gedanken daran erschaudere ich …
„Ich bin fertig! Auf zu deinem Ruhm!
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