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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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Leute hinfahren, sondern nach China beispielsweise, ins Landesinnere, oder auf einsame Inseln oder in ferne, noch unerforschte Zonen.« Er lächelte glücklich. »Und Sie würde ich mitnehmen.«
    In diesem Augenblick stolperte Mr. Chase herein und erkundigte sich bei Ted, ob er der jungen Dame denn auch den Käse gezeigt habe, der aus der Gegend des Columbia Rivers geliefert worden war.
    Sie gingen in den Laden. Dort hielt Eva wieder einmal hof. Ihre klare freundliche Stimme drang zu ihnen herüber:
    »Ich sage es euch, Jungs: Das ist schierer Unsinn. Mein Mann hat mir erzählt, dieser Tage sei einer in das Büro des Quartiermeisters gekommen und habe ein paar dieser glitzernden Flocken gebracht. Er wollte wissen, ob das Gold sei. Der Quartiermeister hat sie sich genau betrachtet und dann erklärt, das sei nichts anders als gelber Flimmer.«
    Mit Bleistift und Notizblock rechnete Ted an der Theke Kendras Einkäufe zusammen. Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich würde lieber ein Tänzchen mit Ihnen machen, als einen Sack voller Gold haben«, meinte er sanft. »Morgen abend werden auf jede Frau zwei Männer kommen. Aber Sie werden zweimal mit mir tanzen. Ich habe gesagt: zweimal.«
    Am nächsten Abend war es kalt, und ein rauher Wind trieb die Wolken am Mond vorbei. Kendra bürstete ihr Haar so lange, bis es glänzte, und zog ein weißes Seidenkleid an, das mit kleinen blauen Blüten bedruckt war. Mit Alex und ihrer Mutter ritt sie zum Ballsaal im Comet House in der Dupont Street. Nachdem sie ihre Mäntel dem wachhabenden Soldaten gereicht hatten, betraten sie den Salon, einen Raum mit grellen Blümchenmustertapeten und Walfischtranlampen, deren Schirme rosa leuchteten.
    Kendra hatte noch nie einen derartigen Ball erlebt. Die anwesenden Männer waren Offiziere, Kaufleute, Rancher, im ganzen sechzig. An Frauen hatte man alles zusammengeholt, was sich finden ließ: Außer Eva waren noch zwei Offiziersgattinnen da, die gleich ihr die lange Reise nach San Francisco auf sich genommen hatten. Mr. Chase hatte seine Frau im Gefolge, eine stattliche Dame, die ebenso gutmütig war wie er selbst, aber er konnte mit keiner Tochter aufwarten, da ihre drei Kinder Jungen waren. (Mr. Fenway, der weder Weib noch Kind besaß, war nicht zugegen.) Im übrigen gab es Mormonenfrauen und einige Kalifornierinnen von mexikanischer Abstammung.
    Um das Tanzbein mit den sechzig Männern zu schwingen, standen lediglich siebenundzwanzig Frauen zur Verfügung. Nur drei von ihnen, Kendra und zwei Mormonenmädchen, waren unverheiratet. Während getanzt wurde, standen die überzähligen Männer an den Wänden herum und sahen zu – nein, dachte Kendra, sie glotzten. Sie erinnerten Kendra an einige Farmer, die sie auf einem Jahrmarkt über den Preis von Schweinen hatte verhandeln sehen.
    Kendra wurde so oft zum Tanz gebeten, daß sie gar nicht allen Aufforderungen nachkommen konnte. Ohne zu stoßen oder zu drängeln, bahnte sich Ted den Weg zu ihr. Er forderte sie zu einem Tänzchen auf, und sie gewährte es ihm. Die Militärkapelle machte ihre Sache gut. Gerade jetzt spielte sie ein frivoles Liedchen, dessen Anfang lautete:
    »Die Liebe ist eine Libelle,
Heute da und morgen dort …«
    Die beiden tanzten. Nie zuvor hatte Kendra den Arm eines Mannes so fest um ihre Taille gespürt wie jetzt; nie zuvor auch hatte sie das Gefühl gehabt, mit einem Mann im Takt der Musik fast zu verschmelzen. Ted blickte auf sie herab und flüsterte:
    »Wie schön Sie sind.«
    Kendra lachte glücklich. »Ich bin nicht wirklich schön«, erwiderte sie, weil sie wollte, daß er ihr noch einmal bestätigte, sie sei schön. Doch Ted hatte eine Art, Dinge zu sagen, die man nicht erwartete. Sein Griff wurde noch fester, und während er sie scharf ansah wie bei ihrer ersten Begegnung, sagte er sanft:
    »Meine Liebe, jede Frau ist so schön, wie ein Mann sie sieht.«
    Und bevor sie noch Atem holen konnte, brach die Musik ab, und Leutnant Vernon tauchte auf, um sie an ihr Versprechen zu gemahnen.
    Vernon war wie Loren Shields ein netter Junge, und zwar ein so netter Junge, daß Kendra ein schlechtes Gewissen bekam, weil es ihr um jede Minute leid tat, die sie ihm schenkte. Sie mochte Vernon, und es war nicht sein Fehler, daß sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte. Dieser Gedanke bestürzte sie. Hatte sie sich wirklich verliebt?
    Sie tanzte noch mit Leutnant Morse und mit andern Männern, deren Namen sie schon in dem Moment vergaß, da sie ihn hörte, doch schließlich

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