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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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1
     
    Er lag, Gesicht nach unten, auf
dem wackligen Bett eines Motelbungalows, das von seinem Besitzer, nicht ohne
grimmigen Humor, Wanderers Ruh getauft worden war. Ein matter
Sonnenstrahl fiel durch das staubige Fenster auf seine Wange. Er sah nicht
einmal überrascht aus.
    Möglicherweise gibt es einige
angenehme Arten zu sterben, aber den Hinterkopf zu blutigem Brei zertrümmert zu
bekommen, ist ganz gewiß keine davon. Ich zündete eine Zigarette an und
wartete, bis sich Doktor Murphy mit einem Seufzer aufrichtete und mich ansah.
Sein Gesicht schien blasser als sonst.
    »Der sprichwörtliche stumpfe
Gegenstand, Wheeler«, knurrte er. »Ganz schön zugerichtet, wie?«
    Ich folgte ihm ins Bad, wo er
sich mit der Gründlichkeit seines Berufs die Hände wusch. »Jeder einzelne Hieb
hätte genügt, ihn ins Jenseits zu befördern«, sagte er.
    »Auch der erste?«
    »Ja, Leutnant.« Er nickte.
»Trotzdem hat der Täter ein dutzendmal zugeschlagen, vielleicht noch öfter.« Er
warf einen angewiderten Blick auf das schmutziggraue Handtuch und trocknete
sich die Hände an seinem Taschentuch ab.
    »Sie haben’s ganz bestimmt mit
einem Irren zu tun, Wheeler!«
    »Hm«, sagte ich
geistesabwesend. »Sind Sie fertig, Doc?«
    »Ja — ich überlasse ihn ganz
und gar Ihnen.«
    Ich ging zu dem Toten zurück.
Die beiden Jungens vom Kriminallabor, die ich mir von der Mordabteilung
ausgeliehen hatte, waren schon unterwegs zur Stadt. Den rostigen Hammer hatten
sie, sorgfältig in ein Tuch gepackt, mitgenommen. Er hatte neben dem Bett
gelegen und war voller angetrocknetem Blut und Haaren.
    Noch immer fiel der
Sonnenstrahl auf die Wange des Toten. Ich drehte ihn auf den Rücken. Seine
Augen sahen mich mit einem ruhigen, fast nachdenklichen Ausdruck an. Er mochte
Anfang Vierzig sein, zart gebaut, mit einer langen Nase und dünnem Haar. Er war
vollständig angezogen, sein beiger Anzug war zerknittert, er trug ein billiges
No-iron-Hemd. Die abgetragenen braunen Wildlederschuhe waren schmutzig. Er sah
nicht wie jemand aus, der Erfolg gehabt hatte.
    Ich durchsuchte systematisch
seine Taschen: ein Taschentuch, Autoschlüssel, eine Handvoll Kleingeld und eine
Geldtasche. In der Geldtasche waren einhundert Dollar in Fünfer- und
Zehnernoten, eine Privatdetektivlizenz des Staates New York, ausgestellt auf
Albert H. Marvin, ein Führerschein und ein paar quittierte Rechnungen —
darunter eine vor drei Tagen ausgestellte von einem Motel in Santa Monica und
eine von diesem Motel.
    Murphy sah mir über die
Schulter, während aus seiner Kehle kratzende Laute kamen: »Privatdetektiv, wie?
Und dazu ein ganzes Ende bis zu Muttern nach Hause.«
    »Wir können ja tauschen, ich
seziere die Leiche — Sie klären den Mord auf, wenn Sie wollen«, sagte ich
betont kühl.
    »Reine Neugier, Leutnant.«
Murphy ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich nehme an, er ist acht bis
zehn Stunden tot.«
    Ich sah auf die Uhr. »Demnach
wäre es heute nacht zwischen zwölf und zwei passiert.«
    Die Tür flog auf, und Sergeant
Polnik polterte herein. »Ich bin mit dem Leichenwagen gekommen«, sagte er
atemlos. »Der Sheriff...« Er sah den Toten auf dem Bett und blinkerte.
»Heiliger Strohsack!«
    »Was ist mit dem Sheriff?«
fragte ich.
    »Sie sollen sofort ins Büro
kommen, möglichst noch schneller. Er ist rumgehopst, als sei Wahljahr und Sie
kandidierten für das Sheriffsamt.«
    »Das wäre nicht schlecht«,
sagte ich. »Den ganzen Tag im Sheriffsamt sitzen und mit der Sekretärin
rumschmusen.«
    »Ich habe noch nie den Eindruck
gehabt, daß Miß Jackson dafür zu haben ist«, sagte Polnik verwundert.
    »Ist sie auch nicht«, sagte
ich, »aber man wird es sich doch noch vorstellen dürfen.«
    Die Jungen vom Leichenwagen
marschierten in ihren sauberen weißen Kitteln herein und füllten das kleine
Zimmer. »Ich bin erst vor einer halben Stunde hier angekommen«, sagte ich. »Was
ist mit Lavers, dreht er schon wieder durch?«
    »Keine Ahnung, Leutnant.«
Polnik zuckte hilflos die Schultern. »Er will Sie jedenfalls schnellstens in
der Stadt haben, und ich soll hier weitermachen.«
    »Sie könnten mich in Ihrer
Taschenrakete mitnehmen«, unterbrach Murphy, »vielleicht kann ich dabei meine
Theorie über die Burschen, die solche ausländische Chausseewanzen fahren,
überprüfen.«
    »Zu Ihrer Information: Es
handelt sich um einen Sportwagen. Was für eine Theorie?«
    »Daß die Wanzenfahrer unter
einem Schuldkomplex leiden, der sie zu Masochisten macht«, sagte er

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