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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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das sie bei dieser Gelegenheit einweihen könne. Vor dem Theaterbesuch hatten sie im Hotel gegessen. Mit ihrem hübschen Kleid und ihrer lebhaften Art hatte sie die Aufmerksamkeit vieler Männer erregt. Manch einer mochte Norman um diese Begleiterin beneidet haben. Dann waren die beiden ins Theater gegangen, wo er zwei der besten Plätze hatte reservieren lassen.
    Und Hortensia hatte ihre helle Freude gehabt. Das könne er beschwören. Schließlich sei er kein unschuldiges Lamm im Umgang mit Frauen. Er wisse durchaus, wenn eine Frau sich wohl fühlte oder bloß diesen Eindruck erwecken wolle. Danach waren sie in den Calico-Palast zurückgekehrt. In einem der luxuriösesten Privaträume hatte er Champagner auffahren lassen. Hortensias Laune sei so prickelnd gewesen wie der Champagner – bis er dann seinen sorgfältig geplanten Heiratsantrag gemacht hatte. In diesem Augenblick jedoch war sie kühl geworden. Sie hatte ›nein‹ gesagt.
    Nicht etwa, daß sie sich kokett benommen hätte, daß sie sich wie ein Mädchen aufgeführt hätte, das ›ja‹ sagen will, aber erst dann, wenn es lange bearbeitet wird. Hortensia hatte ihn nicht einmal gebeten, ihr Zeit zum Überlegen zu geben. Klipp und klar hatte sie erklärt, daß sie nicht geahnt habe, er wolle mit ihr ausgehen, um schließlich diesen Antrag zu machen. Norman hatte schon viele Mädchen ins Theater begleitet. Hortensia war der Meinung gewesen, er wolle ihr für diesen Abend Gesellschaft leisten, nicht aber für den Rest des Lebens. Und dann hat sie ihn gebeten, sie in ihr Zimmer gehen zu lassen. »Was ist denn nur mit ihr los, Marny?«
    Marny wußte nicht, was sie antworten sollte, und Norman wartete auch gar nicht erst auf ihre Antwort.
    »Ich habe nicht ein unanständiges Wort gesagt, Marny! Ich war in jeder Minute vollkommen korrekt. Ich wollte sie doch heiraten!«
    Verglichen mit dem Schlag, der Norman gestern abend getroffen hatte, war Rosabels Absage eine Kleinigkeit gewesen. Daß Rosabel ihn hatte sitzenlassen, war eine Kränkung, aber ihr Verlust hatte seiner Selbstachtung keinen Schaden zugefügt. In Wahrheit hatte er ja Rosabel zurückgewiesen, da er sie partout nicht hatte heiraten wollen.
    Aber Hortensia! Das konnte er nicht begreifen. Ein ums andere Mal sagte er:
    »Ich wollte sie doch heiraten!«
    Marny empfand Mitgefühl, gleichzeitig jedoch war sie versucht, in Lachen auszubrechen. Norman hatte sich selbst nicht ein einziges Mal gefragt, ob Hortensia ihn denn heiraten wolle; für ihn ging es allein darum, daß er Hortensia zu heiraten gedachte. Er hatte seinen Entschluß gefaßt. Also hatte er ihr das größte Zugeständnis seines Lebens gemacht – und sie verschmähte ihn!
    »Was ist nur los?« wollte er von neuem wissen. »Ich bin doch nicht alt oder fett. Und ich habe Geld. Nicht etwa Goldstaub, sondern richtiges Geld.«
    Das entsprach der Wahrheit. Marny kannte die Einnahmen des Calico-Palastes genau, und sie wußte auch, daß Norman sparsam war. Hortensia besaß außer ihrer Gage nichts. Vom finanziellen Standpunkt betrachtet war Norman eine höchst begehrenswerte Partie.
    Natürlich, dachte Marny, ist er viel älter als sie, wenn er auch glaubt, man sähe es ihm nicht an. Und er hat nicht gerade ein beispielhaftes Leben geführt. Doch einen einwandfreien Lebenswandel hat wohl auch Hortensia nicht hinter sich. Und sie sind bisher ganz gut miteinander ausgekommen. Sie hat ihn gern. Einen Mann gern haben oder ihn heiraten, sind allerdings zwei Paar Stiefel …
    »Norman, möchtest du nicht, daß ich einmal mit Kendra über die Sache rede?«
    Er fuhr auf. Es war schon schlimm genug, daß Marny wußte, wie eine Frau ihn hatte abblitzen lassen. Die Vorstellung, andere Leute könnten davon erfahren, erschien ihm unerträglich.
    »Kendra weiß über die Ehe mehr als wir beide«, wandte Marny ein.
    »Was könnte sie mir schon nützen?«
    »Vielleicht findet sie heraus, weshalb Hortensia abgelehnt hat. Sie kann sich nach dem Grund erkundigen. Ja, Norman, laß Kendra einmal mit Hortensia sprechen. Die meisten Frauen sind untereinander aufrichtiger, als wenn sie Männer vor sich haben.«
    Norman zögerte noch immer, schließlich aber siegte seine Neugier über seinen Stolz. »Gut. Kendra soll in Erfahrung bringen, was mit Hortensia los ist.«
    »Ich gebe ihr Bescheid. Und jetzt wollen wir Schluß machen, Norman. Es ist schon beinahe Morgen.«
    Als Marny am Nachmittag den Spielsalon betrat, spielte Hortensia bereits Klavier. Später berichtete sie

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