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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Tür auf der andern Seite des Flurs. »Und dies hier«, verkündete sie fröhlich, »ist unser Speisezimmer und unser Wohnzimmer und unsere Bibliothek – wir nennen es großspurig unseren Salon.« Lachend schloß sie: »Ist das nicht fürchterlich?«
    Kendra dachte: Aber gewiß.
    Da es gerade erst fertig geworden war, roch das Haus nach rohem Holz und frischer Farbe. Der Flur führte von der Eingangstür bis zur Rückseite. Auf jeder Seite waren zwei Räume: die Schlafzimmer auf der einen und der sogenannte Salon auf der andern; dahinter lag die Küche.
    Das war alles.
    Kendra begutachtete ihr Schlafzimmer. Es war ein Stübchen mit zwei Fensterchen. Licht drang nur wenig ein, und die Läden klapperten im Wind. Es gab eine schmale primitive Schlafstelle, die vermutlich in einer der Werkstätten fabriziert worden war, an denen sie vorbeigeritten waren. Als Stuhl diente eine Holzkiste und als Frisierkommode eine zweite, auf der ein Krug und eine Waschschüssel standen.
    Kendra mußte an die Wohnung ihrer Großmutter in Baltimore denken, an den roten Backsteinbau mit dem weißen Balkenwerk und den Marmorstufen, an den Rasen davor und an die Blumenbeete. Sie dachte an ihr Zimmer dort mit seinen zierlichen Möbeln, gekräuselten Vorhängen und weichen Teppichen vor dem Bett …
    Und ihrer Mutter gefiel dieses Leben hier!
    Kendra hörte Stimmen und roch den Duft von Kaffee. Sie legte Handschuhe und Hut aufs Bett und ging in den Salon. Hier bestand das Mobiliar aus einem derben Tisch und weiteren Kisten, auf die man sich setzte, als wären es Stühle. Eva und Alex tranken mit den beiden Leutnants Kaffee aus Zinnbechern, während eine rundliche rosige Frau um die dreißig mit dem Topf hantierte. Eva stellte sie als Mrs. Rigg vor, die Frau des Zimmermannes, und bemerkte, sie komme jeden Tag und helfe im Haushalt.
    »Wir werden es bald ganz gemütlich haben«, meinte sie. »Mrs. Rigg sagt, im ›New York Store‹ gibt es Stühle. Ich kann von Chase & Fenway Kattun bekommen, um Vorhänge und Bettvorleger zu machen. Und ich werde Kissen für die Stühle stopfen und kleine Teppiche mit Borte besetzen, damit die Fußböden nicht mehr so kahl sind.«
    Alex lächelte den beiden jüngeren Männern zu. Vernon sagte: »Mrs. Taine, der Oberst hat uns erzählt: ›Wo sie auch hingeht, sie bringt die Zivilisation mit sich.‹«
    Kendra hatte noch nie ein Kissen gestopft. Sie hatte auch keine Ahnung, wie man Teppiche mit Borten besetzt. Sie glaubte überdies nicht, daß sie dies je erlernen würde. Aber nachgerade kam sie dahinter, weshalb ihre Mutter das Leben auf vorgeschobenem Posten so genoß: Es war nicht nur das Abenteuer. Wie ein Künstler, der sich seiner Gabe erfreut, aus Ton etwas Schönes zu formen, so erfreute sich Eva ihres Talents, eine Hütte in einen Calico-Palast zu verwandeln, in ein mit Kattun herausgeputztes Schmuckkästchen.
    Nach einer Weile verabschiedeten sich die Leutnants. Eva erklärte, sie habe eine Mahlzeit auf dem Herd stehen, die von Mrs. Riggs überwacht werde. Sie ging in die Küche, um mitzuteilen, daß man nun zu essen wünsche. Mrs. Riggs brachte die Gerichte herein, auf die Kendra ziemlich gespannt war. Da Mittag längst vorbei war hatte sie Hunger; außerdem war sie nach der langen Seereise und deren begrenzten Mahlzeiten auf etwas Frisches begierig. Sie hatte sich bereits gefragt, was die Leute in San Francisco wohl essen mochten.
    Sie trat an den Tisch, und ihre Hoffnung schwand dahin. Sie setzten sich auf die Kisten und aßen von Zinntellern, die der Armee gehörten, aber das hätte ihr nichts ausgemacht, wenn das Essen nicht so gräßlich fade gewesen wäre: Rindfleisch, Gemüse, Kartoffeln. Und das alles bloß gekocht. Kendra aß, da dies ja immer noch besser war als gar nichts; Alex jedoch mußte ihre Enttäuschung bemerkt haben, denn er sagte: »Das Essen in Kalifornien ist meistens fade. Die Leute ernähren sich von Rindfleisch, Rindfleisch und noch einmal Rindfleisch, bis es ihnen zum Hals hinaushängt. Etwas anderes ist nur selten zu haben. Der Laufbursche von Chase & Fenway wird später eine Kiste mit Lebensmitteln bringen, aber ich weiß nicht, ob sie etwas taugen.«
    Als sie fertig waren, begab sich Alex in das Hauptquartier an der Küste. Ein Soldat war mit einem Pferd für ihn heraufgekommen und hatte Eva die beiden Wochenzeitungen, den Californian und den Star, gebracht. Eva indessen legte wenig Interesse für die lokalen Neuigkeiten an den Tag. Nachdem Alex aufgebrochen war, sagte

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