Alles Gold Der Erde
und sympathischer Mensch sind. Wenn Sie so sind, wie er war, dann muß auch er ein ungewöhnlicher und sympathischer Mensch gewesen sein.«
Kendra war erfreut. Daheim hatten die Logans ihren Vater stets als das schwarze Schaf der Familie angesehen. Doch ehe sie antworten konnte, vernahmen sie Schritte im Flur und Evas Ausruf:
»Um Himmels willen, Mrs. Riggs! Wer hat denn diesen Schmutz ins Haus gebracht?«
»Das ist meine Mutter«, murmelte Kendra.
Ted hob langsam die Schultern. Mit beiden Händen in den Taschen seiner Lederjacke schlenderte er in den Flur. Kendra fiel auf, daß er nichts in Eile tat. Sie hörte ihn sprechen: »Es tut mir leid, Mrs. Taine. Ich bin der Missetäter.«
Mit respektvoller Höflichkeit teilte er ihr mit, wer er sei, entschuldigte sich wegen seiner Sorglosigkeit und ging mit einer Verbeugung davon. Später bemerkte Eva, daß Ted Parks für einen Mann in seiner Stellung überraschend gute Manieren habe.
4
Kendra erklärte an diesem Abend: »Ich möchte von jetzt an kochen.« Ihre Mutter war erfreut und erstaunt. Eva betrachtete Kochen als lästige Pflicht. Daß jemand gar den Wunsch haben konnte, zu kochen, verblüffte sie. Es verblüffte sie ferner, daß Kendra überhaupt etwas vom Kochen verstand. Kendras Unfähigkeit, Handarbeiten zu machen, die ihr doch so gut gelangen, hatte Eva schon befürchten lassen, Kendra sei zu rein gar nichts nutz.
»Aber Kendra!« rief sie aus, »kannst du eine richtige Mahlzeit kochen? Und ganz allein?«
Kendra bejahte. »Wenn du fortgehst, um Kattun zu kaufen, möchte ich gern mitkommen, weil ich noch ein paar Sachen brauche.«
»Meine Liebe«, sagte Eva treuherzig, »das freut mich.«
Alex hörte ihnen zu und lächelte mit mehr Wärme, als Kendra ihm zugetraut hätte. »Du bist eine aufmerksame junge Frau«, sagte er lobend.
Der nächste Tag war kalt und neblig. Eva wollte jedoch ihre Einkäufe machen, also schickte Alex Pferde und auch zwei Offiziere. Zu viert trabten sie zur Montgomery Street hinab und betraten das Ladengeschäft von Chase & Fenway.
Die beiden Kaufleute eilten zu ihrem Empfang herbei. Sie bildeten einen merkwürdigen Kontrast: Mr. Chase war untersetzt, munter und gefällig; Mr. Fenway war groß und dürr und gleichgültig und sah derart betrübt drein, als höre er in einem fort Trauermusik. Eva gab sich so charmant, daß Mr. Chase vor Vergnügen rot wurde und sogar Mr. Fenway sein düsteres Gesicht zu einem kurzen Lächeln verzerrte. Nachdem er eine Seitentür geöffnet hatte, rief Mr. Chase: »Parks! Kümmern Sie sich um diese Damen!« Ted stellte sich sogleich ein und sagte, es sei ihm eine Freude.
Kendra ging mit ihm in den Lagerraum, und er zeigte ihr seinen Bestand. Sie kaufte nicht viel, denn sie hatte ja noch die Nahrungsmittel, die er gestern gebracht hatte, aber nun wußte sie wenigstens, was es im Laden alles gab. Sie ritt wieder heim und bereitete das Mittagessen vor, das sie gestern geplant hatte.
Alex aß mit Behagen. Hinterher verkündete er: »Ich würde gern hin und wieder ein paar Kameraden zum Essen einladen.« Aus seiner Stimme sprach Hochachtung vor Kendras Künsten. Sie erwiderte, das könne er selbstverständlich tun, und Eva behauptete, sie seien ihr jederzeit willkommen.
Nachdem die Männer einige Male zu Gast gewesen waren und Kendras Menüs sowie Evas Charme kennengelernt hatten, beteuerten sie Alex, er sei der glücklichste Mann in dieser Stadt.
Morgens waberten meist Nebel ums Haus, und an den Nachmittagen war es windig und kühl. Fast täglich ritten Kendra und Eva, eskortiert von zwei Offizieren, in die Montgomery Street. Das Haus hatte zwei Haupträume: den zur Straße gelegenen Laden und den rückwärtigen Lagerraum; hinzu kam noch ein kleineres Zimmer, das als Büro benutzt wurde. Quer durch den Laden verlief die Theke. In einer Ecke stand ein Ofen, um den sich Männer drängten, die ihre Zeit rauchend und schwätzend totschlugen.
Die Wände des Lagerraums waren von Regalen verstellt; auf dem Boden standen Kisten und Fässer, die noch nicht ausgepackt und geleert waren. Kendra ging mit Vorliebe in diesen Raum, um Leckerbissen zu erhaschen. Das war keine leichte Aufgabe, denn die Packjungen stopften die Waren in jedes freie Plätzchen, so daß Backpflaumen und Sardinen neben Beilen, Schuhen und Kerzen lagen. Aber gerade das gefiel Kendra – vor allem dann, wenn Ted Zeit hatte und ihr behilflich sein konnte.
Während Kendra ihre Auswahl traf, kaufte Eva häufig woanders ein. (Es sei
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