1272 - Der Geist des Zauberers
Aus der Bar hinter mir hörte ich den leisen Trommelklang. Er passte zu dieser Kneipe, die sich AFRICAN WORLD nannte. Von dort kam ich auch her, und nun hatte ich das Gefühl, mich in den hinteren Gefilden verirrt zu haben.
Obwohl die Pranke eigentlich nur auf meiner Brust lag, nahm sie mir trotzdem einen Teil der Luft.
Es war nicht einfach für mich, zu atmen, in meine Lunge schien immer nur die Hälfte der Luft einzudringen.
Der Aufpasser hatte nichts gesagt. Trotz seiner Körpergröße war er angeschlichen und hatte keinen Laut von sich gegeben. Er war plötzlich vor mir aufgetaucht, und das war es dann gewesen.
Dicht hinter mir hörte ich ein Räuspern. Danach Schrittgeräusche. Ein Mann geriet in das bunte Licht, das seinen Schatten auf den Boden warf.
»Lass uns vorbei«, forderte mein Freund Bill Conolly, »wir sind mit Ngoma verabredet.«
Das Muskelpaket sagte nichts. Aber es ließ zumindest seine Hand sinken, sodass ich wieder normal Luft bekam. Ich zerrte mein Hemd glatt und sah, dass der Leibwächter an mir vorbei Bill Conolly zunickte.
»Wartet noch.«
Wir wollten hier keinen unnötigen Ärger machen und taten ihm den Gefallen.
Der Schrank drehte sich zur Seite. Vom Gürtel seiner eng sitzenden Lederhose entfernte er ein handyähnliches Gerät und schaltete es ein, um sich mit Ngoma in Verbindung zu setzen.
Auch unsere Gesichter wirkten bunt, und ich schaute Bill beinahe vorwurfsvoll an. »Du hättest mir auch sagen können, wer mich hier erwartet.«
Er präsentierte mir seine Handflächen. »Tut mir fast sogar Leid, Alter, aber das habe ich auch nicht gewusst. So gut kenne ich Ngoma nicht.«
»Aber gut genug, dass er dich angerufen hat.«
»Ja, ja, aber das besagt nichts. Mich kennen viele Leute. Ich habe ihn bei einer Recherche zum Thema Voodoo kennen gelernt, und er hat mir einige Informationen gegeben. Jetzt scheint er in Schwierigkeiten zu stecken, und da hat er sich wieder an mich erinnert. Und da der Voodoo-Zauber auch in dein Gebiet fällt, habe ich mir gedacht, nimm ihn einfach mit.«
»Wie nett.«
»Bin ich doch immer.«
»Und den Schrank hast du noch nie zuvor gesehen?«
»Wie sollte ich? Es ging nur um Ngoma.«
»Wer ist er denn?«
»Einer, der sich auskennt. Ich glaube aber nicht, dass er ein Voodoo-Priester ist. Nur will ich meine Hand dafür auch nicht ins Feuer legen, sagen wir mal so.«
»Aber du vertraust ihm?«
Bill wiegte den Kopf. Er lächelte dabei. Dann sagte er: »Bleibt mir etwas anderes übrig?«
»Das musst du wissen.«
»Jedenfalls scheint er in Schwierigkeiten zu stecken«, flüsterte Bill. Er sprach bewusst leise, weil der Schrank seine Stimme gesenkt hatte. »Sonst hätte er mich nicht angerufen. Aber er hat mir nicht genau gesagt, worum es geht. Deshalb habe ich ihn gebeten, noch einen Freund mitnehmen zu dürfen.«
Der Schrank nickte uns zu und ließ sein Handy sinken. »Ihr könnt zu ihm gehen.«
»Danke«, sagte Bill.
Diesmal ging er voran. Den Weg brauchte er nicht zu suchen, denn es gab nur einen. Wir gingen etwas tiefer in den schummrig beleuchteten Gang hinein bis zu einer Tür, über der eine Lampe leuchtete, die gelbes Licht verstreute.
»Dann wollen wir mal«, sagte Bill, als wir stehen geblieben waren und er klopfte.
Ob jemand uns hereingebeten hatte, hörten wir nicht. Bill öffnete die Tür, und sehr schnell, aber wachsam übertraten wir die Schwelle zum Büro.
Ja, es war ein Büro. Mich enttäuschte der Anblick schon ein wenig, denn ich hatteèigentlich so etwas wie eine Voodoo-Höhle erwartet. Der Raum war sehr nüchtern eingerichtet, und wer ihn betrat, so wie wir, dem fiel sofort der große Schreibtisch auf, der in der Mitte und der Tür direkt gegenüberstand. Ngoma konnte also sehen, wer ihn besuchte und musste sich nicht erst umdrehen.
Man schien hier mit Licht zu sparen, denn auch Ngoma saß nicht eben im Hellen. Draußen hatte sich der Tag verabschiedet; es lauerte die Nacht. Trotzdem waren die Schnapprollos vor den beiden Fenstern nicht in die Höhe gezogen worden. Der Chef der Bar schien nicht gern beobachtet werden zu wollen.
Ich hatte eine stickige und mit Gerüchen angereicherte Luft erwartet. Es war ein Irrtum, denn die Luft roch recht klar. Sie war auch relativ kühl, was an der Klimaanlage lag, die ein leises Summen abgab, das sich anhörte, als hätten sich Myriaden von Insekten versammelt.
Regale an den Wänden. Ein PC, der neben dem Schreibtisch stand, auch ein paar Stühle mit leicht zerschlissenen Polstern
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