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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Mann aus Harvard. Marny, Kendra und Hiram traten hinaus in den Rauch und in das Getümmel der Kearny Street. Das Feuer brannte so hell, daß sie wie am Tag sehen konnten. Hunderte, wenn nicht Tausende, wogten in den Straßen rund um die Plaza. Wie stets halfen einige, wo es not tat; wie stets rannten gewisse Kerle mit Diebesgut fort; wie stets liefen andere hysterisch hin und her.
    Die Leute zerrten alle möglichen Dinge aus ihren Wohnungen. Die Plaza war schnell damit gedeckt. Ballen, Fässer, Schränke, Betten, Tische, Spiegel, Bilder, Safes, Geschäftsbücher – was ihnen in die Finger fiel, warfen sie hinaus.
    Von der Südseite der Plaza war nun ein Krachen zu hören, als die Mauern des alten City Hotels einstürzten. Die übrigen Häuser der Clay Street waren brennende Ruinen. Doch zur Rechten sahen Kendra, Marny und Hiram, daß das Feuer noch nicht die Washington Street erreicht hatte. Die Feuerwehrmänner spritzten von dem Wasserreservoir auf der Plaza Ströme in die Räume der Alta, in Pockets Buchhandlung, in Blossoms Liebestempel und in die andern Gebäude auf dieser Seite.
    Die Luft war heiß wie ein Wüstenwind. Funken und glühende Fetzen wurden vom Sturm dahingetrieben. Hiram, Kendra und Marny kämpften sich durch die Menschenmenge in Richtung Washington Street. Das El Dorado hatte noch kein Feuer gefangen, auch nicht das Verandah. Auf den Dächern beider Häuser arbeiteten Männer, um dem Brand Einhalt zu gebieten. In der Washington Street spannten Leute Maultiere vor ihre Fuhrwerke, in die sie Wertgegenstände geworfen hatten. Sie brüllten vor Wut, wenn die Wehren sich ihren Weg an ihnen vorbei bahnten.
    Noch immer wehte der Sturm nach Osten. Hinter Hiram und seinen Begleiterinnen griff die Feuersbrunst nun auch auf den Häuserblock über, wo Hirams Bankhaus stand. Aus Blossoms Etablissement stürzte ein Mann heraus, schrie in panischer Furcht, starrte um sich und rannte dann wieder in das brennende Haus hinein, statt sich davonzumachen. Fast zur selben Zeit hörten sie einen Feuerwehrmann Hirams Namen schreien.
    »Gott sei Dank, daß du hier bist und uns helfen kannst!« Ein Schlauch wurde in Hirams Hand gedrückt.
    Hiram blieb stehen. Bis jetzt hatte er nur den einen Gedanken gehabt, Kendra an einen sicheren Ort zu bringen. Aber er war Mitglied einer Feuerwehrbrigade. Wenn andere Männer ihre persönlichen Sorgen hintanstellen, weil alle bedroht waren, dann mußte auch er dazu imstande sein. Er wandte sich Marny zu:
    »Nehmen Sie die Katzen.«
    Sie griff nach der Hütte. Hiram griff nach dem Schlauch und machte sich ans Werk. Mit lauter Stimme schrie er inmitten des Aufruhrs den beiden Frauen nach:
    »Geht auf den Berg! Bleibt nirgendwo stehen! Geht immer weiter, bis ihr in den Wind kommt!«
    Sie hasteten bergan. Plötzlich erblickten sie Pocket, der gleichfalls mit einem Schlauch beschäftigt war.
    Wie Hiram rief auch er:
    »Immer weiter, Mädchen! Auf den Berg!«
    Sie gingen weiter. Keuchend, schwitzend, stolpernd schleppten sie sich den Berg hinauf.
    Die ganze Stadt war ein Wirrwarr – Menschen, Maultiere, Wagen, Schubkarren. Auch andere Frauen erstiegen den Berg. Einige trugen kleine Kinder. Viele Männer trotteten tief gebeugt unter den Lasten, die sie sich auf den Rücken gepackt hatten. Niemand schien vom andern Notiz zu nehmen, es sei denn, er schob ihn beiseite.
    Und der Wind umtobte sie.
    In San Francisco war man an den Wind gewöhnt, an diesen ärgerlichen Wind, der den Männern die Hüte vom Kopf riß und den Frauen die Röcke um die Knie schlug, der Staubwolken aufrührte und Sand gegen die Fensterscheiben warf, der des Nachts die Schlafenden weckte, weil er an den Türen und Jalousien rüttelte. Die Leute waren mit diesem Wind vertraut. Viele mochten ihn sogar und lachten über die Spiele, die er trieb.
    Heute nacht dagegen trieb der Wind keine harmlosen Spielchen. Dieser Wind, der zum Sturm geworden war, verheerte wie eine mörderische Soldateska ihre Stadt. Der Sturm kannte keine Gnade. Vom Sturm geweckt, brüllte das Feuer. Sein Brausen war so laut, daß alle andern Geräusche undeutlich wurden. Das Feuer war lauter als die Rufe der Feuerwehrmänner und das Zischen der Wasserschläuche und das Krachen von Steinen und Holz. Es war auch lauter als das verzweifelte Geheul auf der Straße. Es übertönte selbst die Todesschreie der Männer und Frauen, die sich nicht mehr aus den brennenden Häusern zu retten vermochten. Morgen wenn die Ereignisse nüchtern betrachtet werden

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