Das Hohelied des Todes
Buch
Eigentlich sollte es ein erholsamer Campingausflug werden: Zusammen mit Sammy und Jake, den beiden Söhnen seiner Angebeteten Rina Lazarus, ist Peter Decker von der Los Angeles Mordkommission über die Weihnachtsfeiertage in die Berge gefahren. Doch ihr Ausflug wird zum Horrortrip – denn Sammy entdeckt in einem Laubhaufen zwei verkohlte Skelette. Es gibt keinerlei Hinweise auf mögliche Täter. Aber auch Knochen können eine Menge verraten. Zum Beispiel, daß es sich bei den Toten um zwei Mädchen handelte. Die genaue Untersuchung ihrer Gebisse ergibt, daß eines der Opfer die sechzehnjährige Lindsey sein muß, die vor drei Monaten spurlos aus dem Haus ihrer wohlhabenden Eltern verschwunden ist. Und während Rina Lazarus ihre zwei Söhne vor falschen Freunden zu bewahren versucht, gerät Peter Decker unentrinnbar in eine dunkle Welt voller Gewalt, Leidenschaft und Grausamkeit.
Autorin
Faye Kellerman ist nicht nur erfolgreiche Schriftstellerin, sondern auch Zahnärztin, Musikerin und Gitarrenbauerin. Sie lebt zusammen mit ihren drei Kindern und ihrem Mann, dem Psychologen und Bestsellerautor Jonathan Kellerman, in Los Angeles.
Faye Kellerman
Das Hohelied
des Todes
Roman
Deutsch von
Regina Rawlinson
Btb
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1987
unter dem Titel »Sacred and Profane«
Die Übersetzerin dankt Irit Ciubotaru.
Umwelthinweis:
Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches
sind chlorfrei und umweltschonend.
btb Taschenbücher erscheinen im Goldmann Verlag,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann.
Einmalige Sonderausgabe März 2001
Copyright © der Originalausgabe 1987
by Faye Kellerman
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1996
by Wilhelm Goldmann Verlag München,
in der Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH
Umschlaggestaltung: Design Team München
Umschlagmotiv: Agentur Luserke/ Hallman
Druck: Presse-Druck, Augsburg
Made in Germany • Titelnummer: 72746
ISBN 3-442-72746-4
www.btb-verlag.de
Meinen ewigen Stützen in der Vergangenheit
und der Gegenwart:
Meinem Vater, Oskar, alav hashalom.
Ich vermisse dich sehr.
Meiner Mutter, Anne.
Meinem klugen ein und alles, Jonathan.
Und den drei Musketieren, Jesse, Rachel und llana.
Besonderen Dank an Rabbi Gerald Werner.
1
Ich pfeife auf weiße Weihnachten, dachte Decker, der dösend in der warmen Sonne lag. Es geht doch einfach nichts über einen Dezember in L.A. Romantische Schneelandschaften machten sich vielleicht prächtig auf Geschenkpapier, aber was ihn selbst anging, so konnte man eisige Winterweihnachten getrost den Pinguinen und Eisbären überlassen.
Außerdem war er sich sowieso nicht mehr ganz sicher, was ihm Weihnachten – ob nun mit oder ohne Schnee – überhaupt noch bedeutete. Er hatte weder einen geschmückten Baum vor dem Wohnzimmerfenster noch Weihnachtskarten auf dem Kaminsims stehen, und an den Holzwänden seiner Ranch hingen auch keine bunten Lichter. Unglaublich, es war Heiligabend, und er zeltete hier draußen in den Bergen. Weitab von der Zivilisation spielte er für zwei kleine Jungen mit Jarmulkes auf dem Kopf den großen Bruder. Obwohl er auf Weihnachten nie besonders versessen gewesen war, kam es ihm merkwürdig vor. Manche alten Gewohnheiten ließen sich eben nicht so leicht abschütteln.
Er klemmte sich den Rucksack als Kissen unter den Kopf und drehte sich auf den Rücken. Die Luft war süß und würzig, der Boden ein weiches Laubpolster. Als er sich den Arm vor die Augen hielt, sah er, daß er lachsrot verbrannt war, und er verwünschte seine helle, für Rothaarige so typische Haut – immer nur Sonnenbrand, nie Sonnenbräune. Wäre er doch bloß nicht so sparsam mit dem Öl umgegangen. Der Arm, der jetzt schon dumpf pochte, würde am Abend erst richtig weh tun. Auf die Ellenbogen gestützt, rief er nach Ginger. Die Irish-Setter-Hündin kam angetrottet, ließ sich neben ihm fallen und schlief ein.
Decker warf einen Blick auf Sammy, der ein paar Meter von ihm entfernt in einem Buch las und mit den Zehen in einer Pfütze planschte. Hinter ihm floß in einem schmalen Bach das Regenwasser der letzten Woche ab. Ein paar Stunden früher hatte Decker den beiden Jungen vorgeschlagen, im Bach zu waten, aber Sammy hatte gemeint, ihm wäre das Wasser zu kalt. Er war kein Schwächling oder Angsthase, er hatte nur für die Natur nicht sonderlich viel übrig. Der sternklare Nachthimmel, die Wanderungen und das Kochen am Lagerfeuer konnten ihn
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