Alles nicht so einfach
zusammengebrochen war, Theseus seine letzten Zeilen gesprochen hatte, und die Lichter erloschen waren, kam ich wirklich wieder zu mir.
Applaus brach in der Dunkelheit los, und mir verschlug es den Atem. Ich unterdrückte die Tränen, die in mir aufstiegen, weil ich so etwas Perfektes und Beeindruckendes wie diese Aufführung erlebt hatte. Darum ging es im Theater – um diese Art von Erfahrung. Wir würden das nie wieder ganz genauso hinkriegen. Nur die Menschen, die heute Abend hier waren, würden je wissen, wie diese Aufführung gewesen war.
Theater war einmalig … und zwar immer.
Es war, als würde alles an seinen Platz fallen, denn plötzlich wurden so viele Dinge in Bezug auf mein Leben klar. Dinge, die mir entgangen waren und erst jetzt deutlich vor mir lagen. Alles ergab einen Sinn, und ich konnte es kaum abwarten, Garrick zu sehen. Im Backstage-Bereich war der Bär los, als wir nach unseren letzten Verbeugungen von der Bühne kamen. Die Gänge zwischen der Tür zur Bühne und den Garderoben waren von Freunden und Angehörigen gesäumt. Eric war da und lächelte uns zu, stolz auf die Aufführung, die er zusammengestellt hatte. Ihn umarmte ich zuerst, weil ich ihm so dankbar war, dass er mir diese Chance gegeben und mich nicht nach der ersten Woche, in der ich so schlecht war, hinausgeworfen hatte.
»Das Beste, was ich je von dir gesehen habe, Bliss. Du kannst stolz auf dich sein.«
Das war ich. Gott, das war ich. Mein Gesicht verzog sich zu einem strahlenden Lächeln.
Garrick stand hinter mir, und auch wenn es riskant war, umarmte ich ihn ebenfalls. Er hielt mich nicht lange, nur lang genug um mir »brillant« ins Ohr zu flüstern.
Dann verlor ich mich in der Menge.
Ich war ganz glitschig vor Schweiß, und das Kleid fühlte sich so schwer an, als würde ein anderer Mensch an mir hängen, aber ich genoss die Umarmungen und Glückwünsche, mit denen ich überschüttet wurde.
Und als ich wieder in der Garderobe war …
… tanzte ich.
Wir alle tanzten. Kelsey schaltete ihren iPod ein und wir feierten, während wir Schicht für Schicht unsere Kostüme ablegten. Die Garderobe war voller Blumen, die den Schweißgeruch überdeckten. Als wir unsere Sachen weggeräumt, normale Klamotten angezogen und unser Bühnen-Make-up entfernt hatten, verlagerten wir die Party woandershin. Wir fielen in der SideBar ein, der einzigen Bar in der Nähe des Campus, die Leute unter einundzwanzig zuließ, was ein Muss war, wenn die ganze Besetzung ging.
Ich war überrascht, als ich entdeckte, dass Cade vor der Garderobe wartete, als wir hinausgingen. Er trat neben mich. »Hey, soll ich dich zur SideBar mitnehmen?«
Das war eine Überraschung, wenn auch eine sehr willkommene.
»Das wäre großartig«, sagte ich, »aber ich wollte früher nach Hause gehen. Ich bin ziemlich müde.«
»Oh.« Er nickte. »Na ja, könnte ich dann vielleicht bei dir mitfahren? Später suche ich mir dann jemanden, der mich nach Hause bringt.«
»Klar, ich habe nichts dagegen.«
Schweigend gingen wir zu meinem Wagen. Ich klimperte mit meinen Schlüsseln, um die Stille zu füllen. Ich ließ den Motor an und schaltete sofort das Radio ein. »Also, was ist los, Cade?«
Er fummelte an seinem Gurt herum. Nervös. Er gab mir keine Antwort, sondern fragte stattdessen: »Wie läuft es mit Garrick?«
Stirnrunzelnd fuhr ich vom Parkplatz, wobei ich ihn aus den Augenwinkeln beobachtete. »Warum?«
»Tut mir leid. Ist das sonderbar? Es sollte nicht sonderbar klingen, ich wollte nur nett sein.« Er sah so unbehaglich aus. Wie hatte es nur so weit mit uns kommen können?
»Es ist nicht sonderbar, Cade«, sagte ich. »Tut mir leid. Ich bin nur … ein wenig vorsichtig, das ist alles. Eigentlich läuft es großartig.«
Er nickte. »Gut. Das ist gut.«
Nachdem ich so viel Zeit mit Garrick verbracht hatte, hatte ich ganz vergessen, wie man mit Typen umging, die nicht einfach sagten, was sie dachten.
»Sag mir einfach, worüber du reden willst, Cade. Was immer es ist – es ist in Ordnung.«
Er holte tief Luft. Er war immer noch nervös, aber er zappelte nicht mehr so herum. »Ich habe eine Frage, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es neugierig ist, und ich möchte nicht irgendwelche Grenzen überschreiten.«
»Cade, ich weiß, dass das alles schwierig war. Aber ich betrachte dich immer noch als einen meiner besten Freunde. Ich möchte, dass du wieder einer meiner besten Freunde bist. Frag mich, was du willst.«
»Bleibt ihr zwei nach dem Abschluss
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