Alles so schoen rund hier - Mein erstes Schwangerschaftsabenteuer
wir dafür, dass wir beide entspannt sind. Wir wissen, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt.
»Gut, gehen wir es an«, sagt mein Mann forsch und knöpft sein Hemd auf.
»›Gehen wir es an‹ Das ist doch kein Projekt, sondern ein Baby, ein neues Leben, ein Wunder.«
»Ja, ja.« Er verschwindet im Bad.
»Es geht hier doch nicht um einen Biologieversuch«, rufe ich ihm irritiert nach. »Man sagt auch: ›Liebe machen‹.«
»Eine neue Geburtsurkunde ausstellen«, ruft Martin zurück.
Von mir aus.
Ich zünde Jasmin-Duftkerzen an, während ich ihn rüge. Jasmin
soll einen sehr erotischen Duft verströmen. Ich bin mir da nicht so sicher. Ich finde ihn etwas zu süß, aber fünf brennende Kerzen sorgen zweifellos für jede Menge Romantik, auch wenn es dadurch ziemlich dunkel im Zimmer ist.
»Mist«, murmelt Martin, als er sich den Zeh am Türrahmen stößt. »Ich seh nichts mehr.«
»Tut mir leid, das sollte romantisch sein.«
Und es ist romantisch. Weil Martin und ich seit beinahe sieben Jahren zusammen sind, wir uns kennen und wissen, wie viel uns das beiden bedeutet. Dass es tatsächlich ein großer Schritt ist, den wir nicht ohne einander wagen könnten. Und so ist es wirklich ein wechselseitiges Verströmen von Liebe und Hormonen, obwohl wir noch nicht wissen, ob das Ganze erfolgreich war.
»Ich habe meinen Teil der Arbeit auf jeden Fall ordentlich erledigt.« Martin lässt sich seufzend zurück in die Kissen sinken.
»Meinen Teil der Arbeit« Ich stütze mich auf einen Ellbogen. »Und was ist mit mir Außerdem: Woher willst du das wissen«
Er setzt seine Brille auf und lächelt mich an.
»Ich weiß es einfach.«
Aber ich nicht. Ich liege im Dunkeln wach und denke die ganze Nacht darüber nach.
Drei Tage später kaufe ich einen Schwangerschaftstest. Ich frage in der Apotheke danach, während ich nervös mit meinem Ehering spiele. Keine Ahnung, warum ich das tue. Das neue Jahrtausend hat begonnen, Frauen brauchen keinen Ehemann mehr, um schwanger zu werden. Es ist ja nicht so, dass man mich als
Alleinerziehende ächten würde. Gibt es so etwas heutzutage überhaupt noch
»Entschuldigen Sie bitte, das macht siebenunddreißig Rand«, schallt es ungeduldig hinter der Theke hervor. Die Kassiererin ist genervt. Am liebsten würde ich mich beschweren: »He, vielleicht sind Sie die Letzte, die mich sieht, bevor ich offiziell schwanger bin!« Aber ich verkneife es mir. Frauen werden überall auf der Welt schwanger. Warum sollte sie sich für mein kleines Wunder interessieren
Später hocke ich auf der Damentoilette des Einkaufszentrums und lese mir die Gebrauchsanweisung für den Test durch. Das klingt alles ganz einfach: Den kleinen Stab direkt in den Urinstrahl halten. Das ist ja alles schön und gut, wenn man einen Urinstrahl hat. Ich habe nur Versagensängste. Ich bin über der Kloschüssel in die Hocke gegangen, während mir die Hose auf den Knöcheln hängt, und denke an Wasser. Los, kommt schon ihr Niagarafälle, beeilt euch, bevor es dunkel wird. Ich summe leise vor mich hin. Versuche sogar, sprudelnde Geräusche zu machen, um meine störrische Blase zu motivieren. »Ströller, ströller, ströller!« Ich bin fast so weit, ich glaube, ich kann jetzt, ich kann jetzt …
»Alles in Ordnung da drin«, fragt eine besorgte Stimme auf der anderen Seite der Tür.
»Ja, danke«, ächze ich. Ich kann es nicht mehr aufhalten. Ich kann jetzt nicht an sie denken, ich muss meinen Stab in den Urinstrahl halten. Und das tue ich auch! Ich schaffe es sogar, den Strahl über die Klobrille und meinen rechten Ärmel zu führen. Ein bisschen tropft sogar auf den Boden. Oh Gott, was soll ich jetzt tun
Ich zerre am Klopapier, wische die Bescherung auf und kremple die Ärmel hoch. Ich bin nass und fühle mich unwohl, aber das lässt sich im Moment schlicht nicht ändern. Ich sehe mich nach meinem Schwangerschaftstest um. Doch der ist spurlos verschwunden. Wo ist er bloß hin
Ich habe ein ungutes Gefühl – und in der Tat, er schwimmt in der Kloschüssel. Ich kann ihn da unmöglich rausholen. Selbst, wenn es sich nur um meinen eigenen Urin handelt. Ich tue etwas ganz Feiges. Wider besseres Wissen betätige ich die Spülung. 1:0 für Samantha. Ich verlasse die Toilettenzelle und stoße mit der Frau zusammen, die vorhin an die Tür geklopft hat. Es ist die Putzfrau. Sie wirft mir einen halb misstrauischen, halb besorgten Blick zu.
»Alles in Ordnung«, fragt sie erneut und späht in die Zelle.
»Ja, alles bestens«,
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