Alles über Sally
hat sich vom Freund der Freundin bumsen lassen, und anschließend hat sie sich in einen Sessel geworfen und den beiden zugeschaut, die Freundin über dem Jungen, ein sehr langweiliger Junge, aber er hat so unendlich glücklich ausgesehen, einerseits weil er grad geritten wurde, andererseits weil Sally dabei zugeschaut hat, laut Sally ist er am ganzen Körper glücklich gewesen, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, hat sie gesagt, glücklich wie ein Ferkel, und ich habe Partei für den Glückspilz ergriffen, ich glaube, habe ich gesagt, dem Jungen muss es vorgekommen sein, als werde es immer so weitergehen, ein ganzes Leben lang, als werde es nie ein Ende nehmen, gar kein Ende nehmen können, jetzt nicht mehr, weil die Sache mit dem Sex ist ja wirklich mysteriösunter den vielen mysteriösen Dingen, noch während man Sex hat, wünscht man sich mehr davon, kannst du mir erklären, Sally, warum das so ist? warum wünscht man sich mehr Sex in dem Moment, in dem man Sex hat? warum will man mehr und mehr? es gibt doch auch andere Dinge im Leben, die schön sind, aber man denkt nicht augenblicklich, ich will mehr! man genießt es und ist glücklich, aber der Sex weckt das Bedürfnis nach weiterem Sex, und deshalb war der langweilige Junge so glücklich, weil er geglaubt hat, er wird immer Sex haben ein ganzes Leben lang, Sally, ist das nicht mysteriös? ich finde, ja, woran liegt das? habe ich sie gefragt, aber sie hat es mir nicht sagen können, nicht einmal sie, das schwere Schlachtross, sie hat gesagt, ich weiß nicht, Alfred, vielleicht hat es damit zu tun, dass man den Sex als etwas empfindet, das nicht von dieser Welt ist, und deshalb ist es das einzige Schöne, bei dem man sich wünscht, das Leben möge nicht weitergehen, ja? glaubst du das, Sally? habe ich gefragt, es ist nur so ein Gedanke, hat sie geantwortet, aber es spricht natürlich gegen das Leben, dass man sich wünscht, dass es nicht weitergeht, während man Sex hat, so etwas Lächerliches wie Sex, habe ich gesagt, und Sally hat protestiert, nein, keinesfalls! und mein Blut hat gekocht, ich war schon ziemlich in Fahrt, und während ich etwas gesucht habe in der Küchenlade mit den Scheren, Haushaltsgummis und Hosenknöpfen, habe ich zu Sally gesagt, am besten, du trittst den Gegenbeweis an, ich Mann! du Frau! sie ist mir voraus, ich hinterher, humpelnd mit meinem Gipsbein, ich kann nicht so schnell! habe ich gerufen, und schon halb ausgezogen hat sie mich im Schlafzimmer mit einem faulen Witz empfangen,bestimmt wird uns dein Gipsbein zum Verhängnis, Alfred, wenn wir aus der Erdatmosphäre austreten wollen, das hat mich verletzt, und sie hat mich gefragt, bist du jetzt beleidigt? ein bisschen, habe ich geantwortet, auch ein kleiner Stein kann eine Beule machen, ich weiß halt sehr gut, was Sally von mir denkt, dass ich ein Fossil geworden bin und auch früher nie leichtfüßig oder leichthändig war, sie behauptet, es sei typisch, kaum erwachen meine Geister wieder zum Leben, breche ich mir das Bein, sie sagt, Alfred, wenn du dich modisch anziehst, Maßanzüge und spezielle Krawatten, wenn man dich so sieht, dann machst du was her, aber nimm’s mir nicht übel, wenn du nackt bist, dann schaust du aus wie ein, na ja, sehr bullig oder unförmig, um ehrlich zu sein, und natürlich weiß ich, dass ich nicht der Athlet des Jahres bin, Sally hingegen, sie erscheint so schlank, ich wundere mich immer, wie schwer sie ist, wiegen Muskeln wirklich so viel mehr als Fett? ich erinnere mich, dass sie es früher gemocht hat, wenn ich sie im Bett hochgestemmt habe, sie hat gequiekt und gelacht, wie ein Ferkel, genau, und einmal hat sie gesagt, Alfred, wenn du mich hochstemmst, das ist der Mühlviertler Bauer in dir, du zeigst dein kleines Weiblein den anderen Mühlviertler Bauern, solche Scherze, angeblich remple ich ständig irgendwo dagegen oder werfe Dinge um oder mache was kaputt, im Bett, wenn wir in eine andere Position wechseln, Vorsicht! alle Mann in Deckung! weil Sally gelegentlich aus Versehen den Ellbogen in die Seite oder einen Nasenstüber oder eine Kopfnuss bekommen hat, sie sagt, Alfred, man muss höllisch aufpassen, es ist eine Katastrophe, wenn wir die Position wechseln, das sind die gefährlichstenMomente in meinem Leben, aber wenn du in Stellung bist, merkt man davon nichts mehr, erstaunlich, nicht? vorwärts, Soldaten! und wenn wir schon dabei sind, auch über meine Finger macht sie sich lustig, ich soll dicke Finger haben? ja, wer sonst? und
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