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Alles über Sally

Alles über Sally

Titel: Alles über Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Geiger
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noch für den Rest meines Lebens? 1990 gibt es so ein Beispiel, dabei habe ich eher ein verbales Gedächtnis als ein visuelles, letzteres ist nicht das allerbeste, in diesem Fall funktioniert es perfekt, wir haben einen Ausflug in die steirischen Kalkalpen gemacht, beim Aufstieg haben wir mit den Mädchen eine halbe Schirmkappe voller Walderdbeeren gepflückt, eine Stunde später haben wir die Baumgrenze erreicht und von weitem das gleichmäßige Tuten eines Hochseedampfers gehört, beim Näherkommen hat es sich als unzufriedene Äußerung des komplizierten Seelenlebens einer Kuh entpuppt, die Kuh hat an einem kleinen Bergsee gegrast, Sally hat sich aufs Baden versteift, sie ist mit Gustav im vierten Monat schwanger gewesen, sie hat sich ausgezogen und ist ins Wasser gegangen, splitternackt, ich weiß noch, wie sie zur Mitte geschwommen ist und sich umgewandt hat, Emma ist mit dem Kopf in meinem Schoß gelegen, Alice hat mit einem Stecken gespielt, den ich ihr geschnitten hatte, sie hat gegen einen unsichtbaren Geist gefochten, und Sally ist wieder aus dem Wasser gestiegen,sie hat sich in die Sonne gestellt, weil wir kein Handtuch hatten, und die Kuh hat Sallys weißen Hintern mit einem Salzstein verwechselt, sie ist wie hypnotisiert herangekommen, und Sally ist davongelaufen, die Kuh hinterher mit langgestrecktem Hals, die Kinder haben sich gekugelt, die Kuh hinterher, ohne jeden Kunstverstand, gierig nach dem Weiß, und ich, Alfred Fink, Alfred aus Schenkenfelden, habe die Schönheit des Hinterns bewundert, mit glühendem Gesicht, und das Bild steht mir vor Augen, die nackte Sally, der vollkommene Hintern mit den runden Backen, die nie schöner waren und die weder Alice noch Emma geerbt haben, hier hat mein Einfluss nicht mäßigend gewirkt, und dazu das Licht auf dem hellgrün leuchtenden Wasser, und Alices wildes, unangefochtenes Fechten, und am Heimweg ist Emma müde gewesen, so dass ich sie tragen musste, sie ist auf meinen Schultern eingeschlafen trotz des Regens, der sich nicht hat aufhalten lassen von Alice, die dem Himmel mit dem Stecken gedroht hat, an den Flanken der Berge die Wolkenfetzen, weiß wie Milch, die Wolken sind in die Felsrinnen geronnen, haben die Geröllfelder talwärts übergossen, sich an den Spitzen ausgedünnt, dass es war, als würden sie zerfließen, doch weiter oben ist Nachschub gewachsen, nicht weiß, sondern hellgrau, und dann nicht hellgrau, sondern dunkelgrau, und dann ist es losgegangen, wir haben dem Wolkenbruch einen Namen gegeben, Vater aller Wolkenbrüche, in Anspielung an die damals verbreiteten Propagandisten ihrer selbst, das Genie der Karpaten, unsere Morgenröte der Republik, und der Regen hat die Alpwiesen grüner gemacht, hat die Luft kühler gemacht und die Kinder nass und Sally und mich nichtminder, aber Sally war umsichtig genug gewesen, wenigstens für die Kinder Kleider zum Wechseln in den Kofferraum zu werfen, sie selber ist in T-Shirt und Unterhose am Beifahrersitz gesessen, das ist es, was ich sehe, und was ich jetzt bräuchte, hier auf der Couch, auf der ich wohne mit meinem Gipsfuß, Herr Doktor Freud, das ist Sally, nie habe ich sie schöner gesehen als an diesem Tag, wie wenn es gestern gewesen wäre, und alles, der ganze Ausflug, ist eingeschlossen in dieses Bild, wie man eine Blume nach der Wiese befragen kann, auf der sie gewachsen ist, oder einen Tropfen Wasser nach dem See, aus dem er geschöpft worden ist, das ist Liebe, und alles andere ist leeres Gerede, einmal hat Alice einen Jungen mit nach Hause gebracht, die beiden haben einander sehr gemocht, und ich habe sie im Garten reden gehört, der Junge hat gesagt, Alice, du bist das Beste und Tollste auf der Welt, und Alice hat geantwortet, nein, du bist das Beste und Tollste auf der Welt, so ist es hin und her gegangen, eine ganze Weile lang, ich habe es Sally erzählt, wir haben darüber gelacht, in Wahrheit haben wir über mich gelacht, denn Sally ist das Beste und Tollste, was mir in meinem Leben zugestoßen ist, und wenn mich jemand fragt, Alfred, warum bist du trotz all ihrer Liebschaften immer bei ihr geblieben und hast selber nie Liebhaberinnen gehabt? Christina war nur kurz und für mich nicht wichtig, und die Kollegin von Sally, Magistra der Leibesübungen, wie passend, ein Fehler, dann kann ich nur antworten, das versteht vielleicht keiner, aber ich würde mich auch heute noch für Sally entscheiden, sie ist das Beste und Tollste, was mir je passiert ist, daran ändert nichts, dass ich

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