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Alles was du wuenschst - Erzaehlungen

Titel: Alles was du wuenschst - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Enright
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Sehnen, und auf dem beiläufig hingeworfenen Kissen zittern die schönsten Hände der Welt.
    Ich sage zu ihm: »Ich wünschte, ich hätte einen Namen wie du. Wenn ich mit dir rede, bist du immer ›Fintan‹. Immer heißt es: ›Fintan dies, Fintan das.‹ Doch meinen Namen sprichst du nie aus. Manchmal glaube ich, dass du ihn gar nicht weißt – dass niemand ihn weiß. Außer ihm vielleicht. Ich möchte ihn hören, verstehst du das?«

Kopfkissen
    »Alison«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Was ist ein Homosexueller?«
    »Das ist ein Mann, der einen anderen Mann liebt.«
    »Ja«, sagte sie. »Aber wie geht das?«
    »Sie lieben sich«, antwortete ich.
    »Aber wie?«, fragte sie. »Wie lieben sie sich?« Und da glaubte ich zu wissen, was sie meinte. Ich sagte, sie schöben sich gegenseitig ihr Ding in den Hintern, nein, ich benutzte das Wort »Anus«, damit es anatomischer klang.
    »Aha«, sagte sie, und ich versuchte nachzuvollziehen, was sie wohl dachte.
    »Danke«, sagte sie.
    Doch irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl dabei, und als Karen am nächsten Tag ankam und sagte: »Was erzählst du Li da über schwulen Sex?«, kam ich mir schon ziemlich furchtbar vor.
    »Die kennt doch nicht mal die andere Sache«, fuhr sie fort. »Die weiß doch nicht mal, wie normale Leute es miteinander anstellen.« Danach nahm sie mich in die Mangel. Wie ich mich dabei fühlte, war ihr total egal. So ist das wohl nun mal mit den Amerikanern: Wenn sie einmal
beschließen, einem die Schuld an etwas zu geben, dann wollen sie auch, dass man sich dieser Schuld so richtig bewusst wird.
    Karen hatte mich bei der Wohnungsvermittlung des College angefordert. Das erzählte sie mir, als ich ankam: Ihnen sei es wichtig, die richtige »ethnische Mischung« zu haben, deshalb habe sie um jemanden aus Irland gebeten. Ich litt noch etwas unter Jetlag. Ich erklärte ihr, dienstags könne ich gern die Irin für sie spielen, aber dürfte ich den Rest der Woche freihaben? Ganz ehrlich, ich konnte es nicht fassen, wie groß dort alles war. Als es hieß: »dorm«, hatte ich nicht mit einem Wohnheim gerechnet, sondern mit einem Schlafsaal, mit lauter Betten in Reihen. Ich stellte meinen Koffer ab und fragte, wann es heißes Wasser zum Duschen gebe. Karen verstand meine Frage nicht. Sie antwortete, sie hätten immer heißes Wasser, es sei denn, etwas wäre kaputtgegangen – auf dem Hahn stehe ein »H«, weil das Wasser, das herauslaufe, »heiß« sei.
    Vom Wohnzimmer, das in der Mitte lag, gingen vier Schlafzimmer ab, und sie sagte, ich solle mir eins davon aussuchen. In jedem Schlafzimmer befand sich ein Hochbett mit einem darunter eingebauten Schreibtisch. Als Lichtquelle waren an der Unterseite des Bettes schicke Punktstrahler angebracht. Ich entschied mich für das Zimmer gleich neben dem Flur, kletterte vollständig bekleidet die kleine Leiter hinauf und legte mich hin, das Licht unter mir eingeschaltet. Ich war am College. Ich war in Amerika. Fliegt mich zum Mond.
    Wochenlang blieb ich auf meinem Zimmer. Im Wohnzimmer konnte ich nicht sitzen, und die Küche gehörte Li
und Wambui. Die ließen immer, bevor sie zum Unterricht gingen, alles Mögliche in Marinade schwimmen: Schüsseln mit Leber, eingelegt in Honig und Chili, oder Fisch, der in irgendeiner seltsamen Sauce grau anlief. Fantastisches Essen. Sie kicherten in der Küche wie Kinder und kochten wie Erwachsene. Ich wusste nicht einmal, wie man ein Ei kocht. Karen, wer hätte es gedacht, ernährte sich von Take-aways.
    Ich wäre schon ganz gern mal ins Badezimmer gegangen, doch das war von Karen belegt, die dreimal am Tag duschte. Unmengen an Wasser, dann das Trällern und das dumpfe Spritzen – das Klatschen und Quatschen ihrer »Pflegemittel«. Auch leise Grunzlaute. Ich musste warten, bis alle schliefen, bevor ich scheißen gehen konnte. Eines Nachts stolperte ich, nur mit einem T-Shirt bekleidet, hinaus. Karen saß am Wohnzimmertisch. Während wir miteinander redeten, starrte sie wie gebannt auf meine Beine, mit einem Ausdruck, als müsse sie würgen. Es lag wohl an meiner Behaarung. Sie fand sie wohl moralisch abstoßend. Karen hätte lieber eine Abtreibung als einen Bikinistreifen auf sich genommen. Das jedenfalls sagte ich zu Li, die mich ansah und ein paarmal zwinkerte. Dann, peng!
    »Alison.«
    »Ja?«
    »Was ist ein Bikinistreifen?« Was eine Abtreibung ist, wusste sie natürlich. Sie war Festlandchinesin.
     
    Karen hatte einen Freund, der wie ein Scheißhaus aus Backsteinen gebaut war und nie

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