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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst
Autoren: Christoph Guesken
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versacken.«

    Da hatte er recht. »Mein Partner steht auf Spelunken. Er wollte sich hier mit mir treffen.«

    »Ihr Partner?« Der Mann grinste. »Sind Sie etwa Privatdetektiv oder so was Ähnliches?«

    »Finden Sie das vielleicht komisch?«

    »Allerdings. Privatdetektive gibt’s doch nur im Film.«

    »Ach ja?«

    »Im wirklichen Leben heißen die ›arme Schlucker‹.«

    Ich schnaufte gekränkt. »Darf man dann vielleicht erfahren, was Sie so treiben?«

    Der junge Mann kramte einen Geldschein aus der Tasche, klatschte ihn mit der Handfläche auf den Tisch und schüttelte den Kopf.

    »Schon klar.« Jetzt war das Grinsen an mir. Ich stand auf, winkte ihm zum Abschied zu und begab mich zum Tresen.

    »Das macht sechsundzwanzig Euro neunzig«, meinte die Barfrau.

    Ich kramte in meinen Taschen. »So ein Mist«, ärgerte ich mich, »ich könnte schwören, dass ich mein Portemonnaie eingesteckt habe …«

    »Der Trick ist echt alt.« Die Barfrau grinste müde. »Versuchen Sie etwas Neues.«

    »Nein, wirklich!«

    »Hans-Dieter, hier ist einer, der nicht zahlen will!«, rief sie, woraufhin sich im hinteren, schlecht beleuchteten Teil des Lokals ein elefantenähnliches Wesen ächzend in Bewegung setzte.

    »Stimmt so.« Neben mir legte jemand einen Zwanziger und einen Zehner auf den Tresen. Der junge Spund war meine Rettung.

    »Sie haben was gut bei mir«, sagte ich.

    »Schon gut, lassen Sie’s stecken.«

    »Doch, doch!«

    Wir verließen das Stuhlmacher.

    »Na schön«, meinte er.

    »Na schön, was?«

    Wir traten auf den nächtlichen Prinzipalmarkt hinaus. »Erstens würden Sie mir doch nicht glauben, was ich mache …«

    »Und zweitens?«

    »Ist es eine sehr ernste Sache. Ernster, als Sie denken. Überhaupt nicht amüsant. Deswegen habe ich mir heute einen genehmigt, verstehen Sie, weil es so verdammt unamüsant ist …«

    Ich stapfte los. An einem der Bögen hatte ich, soweit ich mich erinnerte, mein Fahrrad abgestellt. »Jetzt machen Sie es doch nicht so spannend.«

    Der junge Spund rückte mir auf die Pelle. »Messias«, tuschelte er. Speichel traf meine Nasenspitze. »Jedenfalls so eine Art.«

    Ich blieb stehen und musste rülpsen. »Quatsch«, meinte ich.

    »Sehen Sie? Ich habe doch gesagt, Sie würden mir nicht glauben.«

    Ich gluckste amüsiert. »Hören Sie bloß auf, mich zu verarschen.«

    »Und dass es nicht amüsant ist, sagte ich auch.«

    »Messiasse gibt es nicht.« Genüsslich zahlte ich dem Kerl die schräge Bemerkung über Privatdetektive heim. »Das weiß doch jedes Kind.«

    »Eben, und deswegen habe ich den Job auch hingeworfen.«

    »Okay, dann erzählen Sie mal. Ich verspreche, auch nicht zu lachen.« Besoffen, wie ich war, brach ich das Versprechen noch im selben Moment.

    Er allerdings war zu besoffen, um es zu bemerken. »Das Ganze ist ein übles, abgekartetes Spiel, und ich habe mich nach Strich und Faden verarschen lassen. Genaueres werde ich aber erst morgen herausfinden.«

    »Tja, dafür viel Erfolg«, meinte ich. »Aber leider muss ich jetzt los.«

    Der Messias fummelte etwas aus seiner Jackentasche und drückte es mir in die Hand. »Falls irgendwas passieren sollte, ich sage nur: falls …«

    Es war ein gepolsterter Briefumschlag. »Was denn?«

    »Irgendwas. Egal. Das da ist so was wie mein Vermächtnis.«

    »Egal?«

    »Ich meine, Sie werden dann schon wissen, dass es das ist, wovon ich gesprochen habe.«

    So sehr ich auch suchte, ich fand keinerlei Sinn in seinen Worten. »Was dann?«

    »Dann geben Sie den Brief an ihn weiter. Er weiß schon Bescheid.« Mein nächtlicher Begleiter blieb stehen und stützte sich an etwas Unsichtbarem ab, was ihn stark aus dem Gleichgewicht brachte. »Ich muss jetzt hier lang«, meinte er und deutete vage in Richtung Aegidiistraße. Wie ein batteriebetriebener Stoffhase stolperte er los.

    »Heh, warten Sie! Wem soll ich das weitergeben? Wer weiß Bescheid?«

    Der Mann, der sich als Messias bezeichnet hatte, konnte nicht mehr stehen bleiben. »Professor Haberland!«, brabbelte er mir von Weitem zu. »Er ist Theologe … weiß Bescheid.«

    »Das macht Sinn.« Ich kicherte unkontrolliert. »Sie sind Messias und er Theologe. Aber wo zum Teufel finde ich den Mann …?«

    Vorwurfsvoll klingelte ein Radfahrer direkt in mein Ohr, weil ich ihm in den Weg gestolpert war. Als ich mich umsah, war der junge Spund verschwunden.

2

    Das restliche Wochenende wartete ich vergeblich darauf, dass Kittel sich meldete. Ich redete mir ein,
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