Allie kommt gross raus Band 4
hineinzuquetschen, während die anderen, die ihr Kostüm schon anhatten, rumrannten, ihren Text durchgingen oder wie Patrick Day und Stuart Maxwell mit Pappschwerten kämpften. Mitten im Getümmel entdeckte ich Sophie und Cheyenne, die vor Mrs Hunter standen. Beide hatten Tränen in den Augen. Oh-oh.
In der Nähe standen auch Caroline und Erica, schon im Kostüm. Ich lief zu ihnen.
»Was ist los?«, fragte ich sie und machte eine Kopfbewegung zu Sophie und Cheyenne.
»Sophie hat Mrs Hunter gesagt, es täte ihr alles sehr leid und sie würde gerne wieder mitspielen«, berichtete Erica außer Atem. »Und dass sie sich bei dir entschuldigt hätte und wir das bezeugen könnten. Dann fragte Sophie Mrs Hunter, ob sie ihre Rolle wiederhaben dürfte, aber Cheyenne hat das mitbekommen und gesagt, sie würde die Rolle von Prinzessin Penelope nicht mehr hergeben!«
»Oh nein!«
Ich biss mir auf die Lippe. Das war ja furchtbar! Ich wusste, ich musste das regeln. Irgendwie. Ich flitzte zu der kleinen Gruppe an der Tafel.
»Mrs Hunter«, sagte ich, »das stimmt. Sophie hat sich bei mir entschuldigt, und ich habe ihr verziehen. Wir sind wieder Freundinnen. Bitte lassen Sie sie mitspielen!«
Mrs Hunter schaute mich an, als ich so vor ihr stand. Ich nahm Sophies Hand, weil ich die Tränen in ihren Augen gesehen hatte. Sie sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen (Sophie fällt hin und wieder ziemlich theatralisch in Ohnmacht). Sophie schwieg, aber ich konnte das Dankeschön in ihren Augen lesen, mit denen sie mich tränenreich ansah. So chaotisch es eben noch in Raum 209 gewesen war, so still war es jetzt. Man konnte hören, wie Mrs Danielsons Klasse unten ihr langweiliges Stück aufführte, so ruhig war es: Und in den alten Zeiten hatten sie keine hübschen hygienischen
Wasserhähne. Alle holten Wasser aus altmodischen Brunnen.
»Mrs Hunter«, sagte Cheyenne in die Stille, »Sie haben gesagt, ich bekomme die Rolle der Prinzessin Penelope!«
»Richtig«, erwiderte Mrs Hunter. »Aber das war zu einem Zeitpunkt, als Sophie sich nicht gut fühlte. Offensichtlich geht es ihr besser und sie hat sich bei Allie entschuldigt. Wir waren uns alle einig, dass sie wieder mitspielen dürfte, wenn sie das täte. Erinnerst du dich, Cheyenne?«
Cheyenne kniff die Augen zusammen, als sie Mrs Hunter wutentbrannt ansah. Ich ahnte schon, dass sie gleich »Halt die Klappe« zu ihr sagen würde, wie neulich zu ihrer Mutter. Doch Cheyenne traute sich nicht »Halt die Klappe« zu Mrs Hunter zu sagen. Kein Schüler würde jemals »Halt die Klappe« zu Mrs Hunter sagen. Jedenfalls keiner, der den nächsten Tag noch erleben wollte . Das ist eine Regel.
»Das ist ungerecht«, schimpfte Cheyenne laut stattdessen und stampfte mit dem Fuß auf.
»Du bist hier nicht die Regisseurin«, sagte Mrs Hunter streng. Ihre grünen Augen begannen zu funkeln, ein gefährliches Anzeichen dafür, dass sie langsam sauer wurde. »Oder, Cheyenne?«
Cheyenne machte kurz den Eindruck, als wollte sie sich weiter streiten … aber dann wurde auch ihr klar, dass sie nicht die Regisseurin von Mrs Hunters Stück war. Als sie es endlich begriff, zog sie ein böses Gesicht und stolzierte hochnäsig davon.
Mrs Hunter wandte sich an Sophie und lächelte.
»Schön, dass es dir besser geht.«
»Vielen Dank, Mrs Hunter«, sagte Sophie. Ihre Miene hellte sich auf, als ihr klar wurde, dass sie nun doch Prinzessin Penelope spielen sollte. »Vielen herzlichen Dank! Und noch mal, es tut mir wirklich schrecklich leid!«
»Schon gut, Sophie«, sagte Mrs Hunter. »Wir haben alle mal einen schlechten Tag. Jetzt sieh zu, dass du dich schnell umziehst.«
»Sofort, Mrs Hunter«, sagte Sophie, ließ meine Hand los und rannte glücklich quiekend zu Caroline und Erica, die ängstlich auf den Ausgang der Verhandlung gewartet hatten, und fiel ihnen um den Hals.
Zu mir sagte Mrs Hunter leise: »Vielen Dank für dein Verständnis, Allie. Du hast dich in der ganzen Angelegenheit sehr reif und profimäßig verhalten.«
Ich wurde vor Freude über dieses unerwartete Kompliment rot. Profimäßig! Mrs Hunter fand, ich wäre reif und ein Profi! Das bedeutete eigentlich, dass Mrs Hunter beim nächsten Mal, wenn wir ein Stück aufführen würden, in dem eine Prinzessin vorkam, mir die Rolle geben würde. Nicht wahr?
»Jetzt ziehst du besser schnell dein Kostüm an«, sagte Mrs Hunter. »Wir sollen um halb acht auf die Bühne, direkt nach Mrs Danielsons Klasse. Beeil dich lieber.«
»Bin
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