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Allmen und die Dahlien (German Edition)

Allmen und die Dahlien (German Edition)

Titel: Allmen und die Dahlien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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gewünscht.«
    »Alles Gute habe ich ihm gewünscht. Morgen reist er ab.«
    »Wohin?«
    »Hat er nicht gesagt. Nur sehr, sehr weit.«
    »Gute Idee.«
    »Zum Administrativen: Sie schicken mir Ihre Rechnung und ich Ihnen das Geld. Okay?«
    »Unsere Buchhaltung wird sich bei Ihnen melden.«
    »Also dann« – sie hielt ihm die Hand entgegen –, »alles Gute. War nett, Sie kennenzulernen.«
    Sie gaben sich die Hand. Allmen fand, ihre Züge seien etwas weicher geworden.
    »Und Sie sagen nichts, versprochen?«, bat sie noch einmal.
    »Versprochen.«
    »Dann sage ich auch nichts, versprochen.«
    »Wovon?«
    »Von den Zweihunderttausend.«
    Sie küsste ihn auf die Wange und öffnete die Lifttür.
    15
    Ethan Saunter, ein englischer Werkzeugmacher, der für drei Wochen in der Stadt war, um die Installation einer Abfüllanlage zu überwachen, stand wie jeden Tag um sechs Uhr auf und verfluchte die Schweizer Arbeitszeiten.
    Als er im Bad Licht machte, gingen im ganzen Appartement vierhunderteins die Lichter aus. Er rief die Notfallnummer der Verwaltung an. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis ein schlaftrunkener Hauswart aufkreuzte. Er öffnete den Sicherungskasten und schaltete die Hauptsicherung wieder ein. Sie sprang augenblicklich wieder raus.
    Es war Saunter, der auf die Idee kam, den Lichtschalter im Bad zurückzuschalten. Jetzt blieb die Sicherung oben.
    In dem Licht, das aus dem kleinen Zimmer mit Kochnische ins Badezimmer fiel, sahen sie, dass an mehreren Stellen in breiten Bahnen Wasser von den Wänden lief. Es musste von dem Bad des Appartements 501 kommen.
    Der Hauswart eilte die Treppe hinauf und betrat die Nummer fünfhunderteins, die nicht vermietet war. Das Bad stand offen, wie das bei den unvermieteten Appartements üblich war. Auch hier lief Wasser von den Wänden.
    Der Hauswart rannte die Treppe hinauf und klopfte an die Tür von Nummer sechshunderteins. Niemand antwortete.
    Er betrat die Nummer sechshundertzwei, ebenfalls unvermietet, und rief vom dortigen Telefon die sechshunderteins an. Keine Antwort. Dabei war er sicher, dass der Mieter da war.
    Er ging zurück zur Tür, klopfte und rief. Nichts geschah. Da öffnete er mit dem Generalschlüssel.
    Im Appartement herrscht eine große Unordnung. Die Matratze lag auf dem Boden, das Bett war gegen die Wand gekippt, alle Schränke standen offen, Kleider und Wäsche lagen auf dem Boden zerstreut.
    Auch hier stand die Badezimmertür offen. Der Hauswart stieg über den weinroten Aktenkoffer aus Kunstleder, der mit aufgebrochenen Schlössern in der Tür lag, und sah einen weißblonden Haarschopf in der Badewanne. Er ging näher. Der tote Mann war bekleidet. Der Duschkopf lag in der Wanne. Der Überlauf hatte den Saum des Duschvorhangs angesaugt. Das Badewasser war zartrosa gefärbt und lief über.
    Der Hauswart würgte, ging zur Toilette und übergab sich. Dann benachrichtigte er die Polizei.
    16
    Bei Sturm klingt ein Park wie eine Autobahn.
    Allmen lag im Bett und versuchte, das Vorbeirauschen der Böen in den mächtigen Bäumen zu überhören. Es gelang ihm nicht, obwohl er ein virtuoser Schläfer war. Schon als kleiner Junge hatte er gemerkt, welch sicheres Versteck vor dem Leben der Schlaf war. Und so, wie sich dieses Leben in seinem Fall entwickelt hatte, wurde der Schlaf sein bester Verbündeter im Kampf gegen die Wirklichkeit.
    Aber an diesem Morgen ließ er ihn im Stich.
    Es war die zweite Nacht, seit er das Schlosshotel verlassen hatte. Den vergangenen Tag hatte er in der alten Routine verbracht und jede Minute davon genossen.
    Er hatte sich von Carlos’ early morning tea wecken lassen und noch ein wenig gedöst. Gegen halb elf hatte er im Viennois zwei Schalen getrunken und ein Croissant gegessen. Um ein Uhr servierte ihm Carlos kaltes Huhn, Guacamole und Tortilla. Danach legte er sich für eine Siesta ins Bett und erwachte erst nach drei Uhr.
    Zum Tee überraschte ihn Carlos mit der Nachricht, dass auf dem Konto bereits die dreihundertzweiundsechzigtausend eingegangen waren, die er gestern über das Internet fakturiert hatte.
    Danach spielte er noch ein Stündchen Klavier, las ein paar Gedichte des wunderbaren Rainer Brambach und zog sich um zum Ausgehen.
    Als er Carlos bat, Herrn Arnold zu bestellen, merkte er, dass etwas nicht stimmte. Er schien bedrückt und zerstreut. » ¿Qué pasa, Carlos?«, fragte er. Was ist los?
    »María, Don John, ich weiß nicht, wo sie ist.«
    Erst jetzt fiel Allmen auf, dass er sie den ganzen Tag noch nicht gesehen

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