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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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ich in Vermont gelandet bin. Da fängt der Herbst im August an. Ich glaube, dazu muß man geboren sein, was meinst du?«
     
»Keine Ahnung. Ich war nie in Vermont. Das Nördlichste, wo ich war, war mal in Cornell, aber das war im Sommer.«
     
»Genau dasselbe. Auch da fängt der Herbst im August an.« Sie trank ihr Glas leer. »Bist du schon eingezogen?«
     
»Ja«, sagte Vic froh. »Ich hatte gerade die letzte Bücherkiste auf den Tisch gestellt, als ich dich gehört habe.«
     
»War ich so laut?« Chris fuhr sich mit der Hand an den Mund, eine unvermutet feminine Geste.
     
»Äh-hm.«
     
»Es hätte schlimmer sein können. Ich hätte ›fuck, verflucht‹ brüllen können.«
     
Vic lachte wieder. »Dann wär entweder jedes alte Klatschweib auf der Straße tot umgefallen, oder die Männer wären angerannt gekommen in der Hoffnung, daß du’s ernst meinst.«
     
Chris zog die Nase kraus. »Beides keine verlockenden Aussichten.« Sie nahm Vic das Glas aus der Hand. »In welchem Jahr bist du?«
     
»Im letzten.«
     
»Du hast’s gut.«
     
»Mehr oder weniger. Erst muß ich’s ja noch hinter mich bringen. Man soll den Tag nicht vor dem Abend und so weiter.« Sie trat ans Spülbecken, als Chris die zwei Gläser abwusch. »Kennst du jemanden am William and Mary College?«
     
»Eigentlich nicht. Ich hab mich in das College verliebt und dachte, ich werd schon Freunde finden.«
     
»Du hast Glück. Ich hab großartige Freunde. Wenn du richtig nett zu mir bist, darfst du sie kennen lernen.«
     
»Ich kann verdammt nett sein«, erwiderte Chris. »So ist sie rumgelaufen, deine kleine Schwester, ihre Taille schwabbelte widerlich weiß, eine Caprihose – jawohl, Caprihose – schlabberte über Pantoletten mit Keilabsätzen, die Carmen Miranda auf dem Weg nach Brasilien weggeschmissen haben muß. Ich kann mit ihr nirgends hingehen.« R. J. Savedge, Vics Mutter, zündete eine filterlose Lucky Strike an und drückte sie gleich wieder aus. »Ich gewöhn mir die gottverdammten Dinger ab.« Dem folgte ein wehmütiges »Aber wie?«, worauf sie prompt eine neue anzündete.
     
»Mutter, die sind zu teuer, um sie einfach so auszudrücken.«
     
R. J. warf ihr einen kurzen Blick zu, dann wurde sie sanfter. »Natürlich, du hast ja Recht. Schrecklich, aber ich hab einfach nicht die Willenskraft. Sie schmecken sooo gut.«
     
Niemanden ließ die sinnbetörende Schönheit Vics oder ihrer Mutter kalt, zweier Ebenbilder, zwanzig Jahre auseinander. Der Unterschied war, daß Vic noch an ihrem Stil arbeitete, wogegen R. J. ihren vervollkommnet hatte.
     
R. J.s vollständiger Name lautete Rachel Jolleyn Vance. Vance, ihren Mädchennamen, hatte sie Vic, Victoria Vance Savedge, als zweiten Vornamen vermacht. Die Savedge-Frauen konnten einen die Zehn Gebote oder die Tatsache, daß die Gattin vielleicht mit einem 38-Kaliber-Schießeisen anrücken würde, glatt vergessen lassen.
     
»Mutter, warum kaufst du Mignon nicht was zum Anziehen?«
     
»Deine kleine Schwester ist noch im Verpuppungsstadium. Ich verschwende kein Geld für eine fette Raupe, die, wie ich inständig hoffe – nein, bete –, als Schmetterling rauskriechen wird. Gott, hoffentlich schlägt sie nicht nach der Catlett-Seite der Familie.« Sie stieß eine reiherblaue Rauchwolke aus. »In dem Fall bleibt sie eine fette Raupe.«
     
»Mom!« Vic lachte.
     
»Ist doch wahr. Guck dir deine Tante Bunny an.« R. J.s Schwester war zwei Jahre jünger und fünfzehn Pfund schwerer als sie, sah aber keineswegs übel aus.
     
»Zu viele Kartoffelchips.«
     
»Ersatzbefriedigung.«
     
»Ich dachte, du hältst nichts von Psychologie.«
     
»Tu ich auch nicht, aber ich greife zu allem, um meinen Standpunkt klar zu machen«, sagte R. J. »Don bereitet ihr zu viel Kummer.«
     
Don war Bunnys Mann, der seine Blicke gern zu anderen Frauen wandern ließ. Der Rest von ihm wanderte gleich mit.
     
»Wenn ich mit Mignon gehe, kauft sie sich vielleicht was zum Anziehen.«
     
R. J.s Zigarette glühte mitten in der Luft orangerot. »Wir haben kein Geld, Liebes. Dein Vater hat mal wieder alles verspekuliert.«
     
»Oh, Mom. Das tut mir Leid.«
     
»Mir auch.« R. J. lächelte verkniffen. »Gott sei Dank verdienst du dir dein Geld selbst. Und du wirst eine glänzende Partie machen.« Sie beugte sich über den Tisch. »Charly Harrison.«
     
»Mutter.« Vic konnte es nicht ausstehen, wenn man sie drängte, wenngleich sie (wie alle anderen auch) damit rechnete, daß Charly ihr einen

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