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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er schaute in die Höhe.
    Ein Dach aus Blättern befand sich hoch über seinem Kopf. Es bildete eine wellige grüne Ebene und war trotz des frühen Sommers oder späten Frühlings schon so dicht, daß es einen großen Teil der Sonne erst gar nicht bis zum Boden durchließ.
    Wer hier lief, bewegte sich in einer menschenfeindlichen Gegend. Eben wie im Dschungel.
    Nur befand er sich nicht in Südamerika, sondern in Irlands Süden, wo es zwar sehr warm war und auch Palmen wuchsen, bedingt durch den Golfstrom, aber ein derartiges Gelände hätte er hier nicht vermutet.
    Es war wie ein Gefängnis.
    Kein Ausweg, wohin er auch schaute. Überall dieser verdammte grüne Wald. Die hohen Bäume mit den dicken Stämmen, die mächtigen Kronen, das dichte Unterholz, der weiche, feuchte, auch schlammige Boden, die kleinen Tümpel mit den dunkelgrün schimmernden Oberflächen und den bunten Blumen dazwischen, das alles paßte einfach nicht in den Kontinent Europa.
    Und doch war es eine Tatsache.
    Ebenso wie die unzähligen Insekten, die den einsamen Mann unaufhörlich umsummten.
    Ansonsten waren es die einzigen Tiere in diesem verdammten Wald.
    Zumindest hatte Culver keine anderen zu Gesicht bekommen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn plötzlich ein Tiger aus dem Unterholz spaziert wäre, begleitet von einem Elefanten und einer Schlange.
    Culver verfluchte diesen Job, er verfluchte den Sommer, er verfluchte die Anzeige, die er in die Zeitung gesetzt hatte, und in der er sich als Mann für Sonderfälle ausgab.
    Jeden Job nahm er an.
    Okay, er hatte ihn bekommen. Er sollte das Gelände unter die Lupe nehmen und auch herausbekommen, was mit den Männern passiert war, die nicht mehr zurückgekehrt waren.
    Keiner wußte, ob sie noch lebten oder ob sie ums Leben gekommen waren. In diesem Wald war alles möglich. Dabei lag der nächste Ort knapp eine Meile Luftlinie entfernt. Für Culver war er so weit weg wie der Äquator.
    Seine Kleidung war durchgeschwitzt. Er hatte sich extra für diesen Job das Drillichzeug gekauft. Es bestand aus festem Stoff, selbst Dornen konnten ihm so leicht nichts anhaben. Die Stiefel erlaubten es Culver, auch durch Wasser zu laufen, sie reichten mit ihren Rändern beinahe bis zu den Kniekehlen.
    Bisher hatte er nichts von den Verschwundenen entdeckt. Kein Wunder, es war auch der erste Ausflug in diese Hölle. Später wollte er in den Ort fahren, wo er ein Zimmer gemietet hatte.
    Ben Culver war ein Typ, der irgendwie wild aussah. Ein kantiges Gesicht, auf dem Kopf verteilten sich Borstenhaare, seine Figur war durchtrainiert, und der Blick seiner blassen Augen verriet Entschlossenheit und einen Schuß Brutalität.
    Er war in der Welt herumgekommen, hatte zwei Ehen hinter sich und hatte sich schließlich als Mann für Sonderfälle selbständig gemacht. Er nahm fast alle Jobs an, hatte sich nie beschwert. An diesem Tag jedoch hätte er am liebsten alles hingeschmissen.
    Wenn da nicht das Erfolgshonorar gewesen wäre.
    Zehntausend Pfund!
    Das war nicht nur ein Klopfer, für ihn kam es schon einem Superhammer gleich. Um diese Summe zu verdienen, mußte eine alte Frau lange stricken. Culver wollte ebenfalls nicht ungerecht sein und fühlte sich bei der Berufsehre gepackt. Er mußte diesen Job durchziehen, koste es, was es wolle.
    Aber eine Pause war ihm vergönnt.
    Aus der rechten Seitentasche der Hose holte er eine Blechdose hervor, öffnete sie und grinste, als er einen Blick auf die kurzen Zigarillos warf.
    Der Qualm würde für eine Weile die Mücken vertreiben. So ließ er die ersten Wolken um seinen Kopf kreisen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich auflösten, denn unter dem grünen Blätterdach war es so gut wie windstill.
    Culver starrte auf den Tümpel. Die Fläche vor ihm war glatt. Sie erinnerte ihn an einen dunkelgrünen Spiegel, der das Bild einer bestimmten Person nur schwach widergab.
    In diesem Fall war es Culver selbst. Er sah sich auf der Oberfläche wie ein Schatten, der allmählich zerfloß, ohne die andere Seite des kleinen Teichs zu erreichen.
    Nur ab und zu bewegte sich das Wasser, wenn ein Insekt auf die Oberfläche hüpfte.
    Der Wald gefiel Culver nicht, die Stille noch weniger.
    An diese Ruhe hatte er sich nicht gewöhnen können. Aus seiner Zeit im Dschungel Südamerikas wußte er, daß auch der dichteste Wald Tag und Nacht von einem besonderen Leben erfüllt war. Da schrillte und kreischte es, da jammerten oder tirilierten die Vögel, so manches Fauchen peitschte in die übrigen Geräusche

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