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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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glatzköpfigen Mann, der Ähnlichkeit mit dem vor kurzem verstorbenen ›Kojak‹ Telly Savalas hatte. Der Mann lag ebenfalls auf dem Rücken, die Augen geschlossen, und unter dem dünnen Laken zeichneten sich seine gefalteten Hände ab.
    Aber so war das Leben. Wie eine Achterbahn. Auf der einen Seite Freude, auf der anderen Trauer und Schmerz.
    Blieb der vierte Tote.
    Er lag auf einem der Kunststofftische, und Quinn trat seitlich an ihn heran. Den Grund konnte er selbst nicht nennen. Es mochte an dem Namen Pietro Anzaro liegen, der ihm aufgefallen war. Der Mann stammte wahrscheinlich aus Spanien oder aus einem südamerikanischen Staat. Er hatte dichtes, schwarzes Haar, in dem kein einziger grauer Faden schimmerte.
    Das Gesicht des Toten wirkte sehr männlich. Es war hart geschnitten, und auf den Wangen schimmerten noch die Schatten eines Bartes. Ein blasser Mund mit schmalen Lippen, darüber ein dünner Bart, die kräftige Nase und die Augen.
    Augen?
    Warum standen sie so weit offen? Nicht allein sie, auch der Mund dieser Leiche war nicht geschlossen, und Quinn saugte die Luft tief ein, bevor er sich räusperte.
    Er wollte nicht eben behaupten, daß er sich fürchtete. Ein seltsames Gefühl hatte ihn schon überkommen, denn so sahen die Leichen normalerweise nicht aus. Da kannte er sich wirklich aus. Tote hatten Mund und Augen geschlossen. Anzaro hatte Augen und Mund offen.
    Was war der Grund?
    Nachdenklich blieb Quinn neben dem Toten stehen. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt und puhlte mit dem linken kleinen Finger an seinem Ohr.
    Er versuchte mit aller Macht sich daran zu erinnern, ob der Tote bei der Einlieferung auch so ausgesehen hatte. Klar, das mußte ja so gewesen sein. Der Mann war schließlich tot und hatte nicht noch später Augen und Mund aufgerissen.
    Auf der anderen Seite brachte man keine Leichen herein, die so aussahen. Da schien irgend etwas nicht zu stimmen, aber er wußte nicht, was es war. Jedenfalls störte ihn der Ausdruck.
    Sekunden später schalt er sich einen Narren. Was ging ihn der Tote an?
    Überhaupt nichts, gar nichts. Er sollte dort in Ruhe liegen, fertig.
    Elliot Quinn drehte sich wieder um. Seine Inspektion war beendet.
    Zudem brauchte er so etwas überhaupt nicht zu tun, es gehörte nicht zu seinen Aufgaben. Er konnte in seinem kleinen Büro hockenbleiben und auf den Feierabend warten.
    Als ihm der Gedanke kam, schaute er auf die Uhr. In einer knappen halben Stunde konnte er seine Sachen packen. Schon jetzt nahm Quinn sich vor, noch einen Schluck auf diesen Schreck zu trinken. Allerdings nicht hier, sondern in einem Pub, nicht weit von seiner Wohnung entfernt. Mochte die Frau auch keifen, es war ihm egal.
    Quinn wandte sich ab. Er wollte auf die Tür zugehen und war auch schon auf halbem Weg, als er das Geräusch hörte.
    Der Mann zuckte zusammen, als hätte ihm jemand ein Messer in das Schulterblatt gerammt.
    Pfeifend entwich die Luft aus seinem Mund. Dieses Geräusch hätte ihn überhaupt nicht beunruhigt, wäre es nicht – ja wäre es nicht aus der Leichenkammer hier gedrungen…
    ***
    Er rührte sich nicht.
    Hinter seiner Stirn bewegten sich die Gedanken. Der Mann versuchte, rational zu denken und diese Laute in einen Konsens zu bringen. Das gelang ihm nicht.
    Es war einfach zu irrational, daß er in dieser Leichenkammer ein Geräusch hörte.
    Oder hatte er sich geirrt?
    Quinn blieb stehen, ohne sich umzudrehen, denn der Laut war hinter ihm aufgeklungen. Und dort hielt sich niemand auf, abgesehen von den vier Toten.
    Die waren tot, es waren Leichen, sie konnten keine Geräusche mehr von sich geben. Dazu waren sie einfach schon zu lange tot. Wären sie gerade erst gestorben, okay, aber so…
    Er schaute auf seine Hände und ärgerte sich darüber, daß sie zitterten.
    Vor Wut und Frust ballte er sie zu Fäusten, während er hinter seinen Augen einen Druck spürte. Dann kam ihm plötzlich der Magen hoch, als sich der Laut wiederholte.
    Diesmal hatte er ihn so deutlich gehört, daß er ihn sogar hatte identifizieren können.
    Das Geräusch war ein Würgen gewesen. Ein widerlich klingendes Würgen, als wäre jemand dabei, etwas zuerst durch den Hals und dann durch den Mund zu pressen.
    Konnten sich Leichen übergeben?
    Quinn erschrak über seine eigenen Gedanken. Die Luft atmete er durch die Nase ein. Er glotzte die Tür an, die nicht weit von ihm entfernt lag.
    Meine Güte, das waren nur wenige Schritte, dann hatte er sie erreicht und konnte verschwinden.
    Er tat es nicht.

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