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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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kannte. Wir Tiere können nie genau vorhersagen, was die Menschen tun werden; wir wissen nur, wozu sie fähig sind. Und sie sind dazu fähig, den Rest des Farthing-Waldes in zwölf Monaten abzuholzen, oder vielleicht auch noch schneller.« Einen Augenblick lang herrschte betäubte Stille, dann kam von da und von dort ein nervöses Husten. Der Turmfalke begann, sich das Gefieder zu putzen. Sein Leben war von der drohenden Zerstörung nicht ganz so bedroht wie das der anderen.
»Und zu allem anderen kommt noch die Trockenheit«, sagte der Dachs mit schmerzlicher Stimme. »Das hat uns gerade noch gefehlt«, warf der Maulwurf ein.
»Sie beschleunigt lediglich das Ende«, murmelte der Waldkauz, mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Freunde, wir stehen mit dem Rücken gegen die Wand«, erklärte der Dachs mit tödlichem Ernst. »Selbst wenn man von der Gefahr absieht, daß man uns umbringt, so werden wir uns doch in einer verzweifelten Lage befinden, wenn wir nicht in den nächsten paar Tagen eine sichere, abgelegene Stelle finden, wo wir alle trinken können.« Er hustete heiser, denn er fühlte, wie seine Kehle schon jetzt ungewöhnlich trocken wurde.
»Deshalb habe ich euch heute alle hierhergebeten. Je größer die Versammlung, desto größer die Chance, daß wir in dieser gefährlichen Situation eine Lösung finden. Ich flehe euch deshalb an: scheut nicht davor zurück, euch zu Wort zu melden. Größe und Stärke spielen bei einer Versammlung keine Rolle. Wichtig ist lediglich, daß wir alle im Farthing-Wald leben und daß wir alle aufeinander angewiesen sind.«
Die kleinen Tiere schienen durch die Bemerkungen des Dachses etwas Mut zu fassen und begannen, unter bestürztem Kopfschütteln miteinander zu flüstern. Aber keiner von ihnen schien irgendeinen Einfall zu haben.
Der Dachs schaute den Waldkauz an und dann den Fuchs, aber beide musterten die Gesichter der anderen, um zu sehen, wer wohl als erstes einen Vorschlag machen würde.
»Ihr Vögel müßtet uns doch eigentlich helfen können?« meinte das Wiesel. »Ihr kommt mehr herum als wir Bodenbewohner. Kann uns einer von euch sagen, wo die nächste Wasserstelle zu finden ist?« Die schlampige Gefährtin des Fasans wand sich, als sie spürte, wie sich viele Augenpaare ihr zuwandten. »Sag etwas, Fasan!« flüsterte sie ihrem Mann zu. »Meine Frau und ich wagen uns kaum aus dem Wald heraus«, sagte er rasch. »Da wir eßbar sind, besteht immer die Gefahr, daß man auf uns schießt.« Er wölbte seine farbenprächtige Brust. »Ich habe erfahren, daß uns alle vornehmen Leute für eine große Delikatesse halten«, fügte er etwas blasiert hinzu. »Turmfalke, kannst du uns eine Auskunft geben, die uns eher weiterhilft?« wollte der Dachs wissen und warf dem Fasan einen vernichtenden Blick zu. »Von allen anwesenden Vögeln verbringst du am meisten deine Zeit außerhalb des Waldes.«
Der Turmfalke unterbrach das Putzen seines Gefieders und schaute mit dem ihm eigenen durchdringenden Blick auf. »Ja, das kann ich«, sagte er ruhig. »Aber ich bezweifle, ob das, was ich weiß, eine wirkliche Hilfe ist. Auf dem eingezäunten Militärgelände jenseits der Fernstraße ist eine Art sumpfiger Tümpel. Ich habe dort seit einigen Wochen nicht mehr gejagt - selbst in den besten Zeiten lohnt es sich kaum -, und vielleicht ist auch dieser Tümpel ausgetrocknet. Ansonsten ist die ruhigste Wasserstelle ein Goldfischteich in einem Garten bei der alten Kirche.«
»Aber die liegt fast zwei Kilometer von hier entfernt im alten Dorf!« rief der Dachs. »Gibt es denn gar nichts anderes?«
»O doch«, erwiderte der Turmfalke unbeteiligt. »In einem der Gärten im Neubaugebiet gibt es ein Schwimmbecken.« »Wie weit ist es bis dorthin?«
»Für euch dürfte es ein viertelstündiger Marsch sein.«
»Dort gibt es keinerlei Deckung!« warnte der Fuchs. »Ich weiß«, erwiderte der Dachs besorgt. »Aber es ist näher. Die kleineren Tiere könnten nie bis zur Kirche und zurück laufen, und das alles in einer Nacht.« »Wir könnten es versuchen!« piepste eine der Feldmäuse.
»Natürlich könntet ihr das, und es wäre sehr tapfer von euch«, sagte der Dachs freundlich. »Aber das wäre nur einmal. Wenn diese Dürre anhält, müssen wir alle mehrmals gehen, um soviel zu trinken, wie wir brauchen.« »Der einzige Vorschlag, den ich machen kann, wäre der«, sagte der Hase, »daß die größeren Tiere die kleineren tragen, und zwar soviel, wie wir schaffen.« »Ja!« sagte die Kreuzotter. »Ich

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