Als Gott ein Kaninchen war
verziehen?«
Und sie fragten: » Wem?«
Und er sagte: » Golan?«
Und sie fragten: » Was?«
Und er erzählte es ihnen.
Ich wartete draußen auf sie. Es war eine kalte Nacht, aber ich spürte nichts, während ich eine Fledermaus beobachtete, die durch den marineblauen Himmel flatterte. Ich wusste, dass ich sie aus meinem Leben ausgeschlossen hatte. Es hatte Jahre gegeben, in denen ich ihnen die Tür vor der Nase zuschlug, als ginge es darum zu verhindern, dass sie diesen beschädigten Teil von mir entdecken, den Teil, den einstmals nur sie wieder hätten einrenken können. Ich wusste, dass ich sie mit dieser Distanz verletzt hatte, mit diesem Schweigen, und nun verstanden sie es; aber zu welchem Preis?
Ich hörte die Tür hinter mir aufgehen. Sah, wie der Lichtkegel von links nach rechts wanderte und dann verharrte. Meine Eltern tauchten vor mir auf, erschüttert und hilflos. Meine Mutter setzte sich neben mich und nahm meine Hand.
» Warum hast du es uns nicht gesagt?«
Ich zuckte mit den Schultern. Nicht einmal jetzt hatte ich darauf eine endgültige Antwort.
» Ich weiß es nicht«, sagte ich. » Ich habe mich nicht getraut. Und er war mein Freund. Und ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte.«
» Auch nicht später? Als du älter warst?«
» Das Leben ging weiter. So ist das bei Kindern. Und ich kam klar.«
» Aber wir hatten nie die Chance, uns um dich zu kümmern«, sagte mein Vater, » oder die Sache richtig in Ordnung zu bringen.«
» Du warst immer in Ordnung«, sagte ich. » Ihr beide. Manche Dinge passieren einfach. Es kann jeden treffen. Da gibt es keinen Ausweg.«
» Aber das muss doch schrecklich schwer für dich gewesen sein.«
» Und ich hab mich ganz gut geschlagen. Lasst uns bitte nicht wieder dorthin zurückgehen.«
» Aber du musst uns lassen«, sagte meine Mutter, und sie streckte die Arme unter der Decke nach mir aus und zog die Jahre zurück. Und sie umarmte mich und holte mich aus der Dunkelheit, und für einen kurzen Moment, dort in ihren Armen, als die Zeit und die Erinnerung schwanden, geriet ich ins Straucheln, und wir gingen zurück. Und es war richtig.
» Kann ich schwimmen?«, war alles, was mein Bruder fragte. Ob aus Sicherheitsgründen oder einfach ob der bloßen Möglichkeit, konnte ich nicht ergründen, aber ich warf den Anker aus und machte auf dem sandigen Grund zwanzig Fuß unter uns fest.
Es war drei Wochen vor Weihnachten, und wir erfreuten uns eines außergewöhnlich sonnigen Tages, der sich wie ein neuer Sommeranfang anfühlte. Ein Tag, an dem die Luft warm und unangefochten war, und allein das Fehlen von Bienensummen und Blättern an den Bäumen machte uns deutlich, dass wir uns schon in einer viel späteren Jahreszeit befanden. Mein Bruder testete die Temperatur– die der Dezember in seinem eisigen Griff hatte–, und er bekam eine Gänsehaut, als er die letzte Kleidungsschicht ablegte.
» Kommst du mit rein?«, fragte er.
» Nein, danke«, lehnte ich ab.
» Charlie?«, fragte er mit aufforderndem Blick.
» Vielleicht.«
Er sprang entschlossen hinein, und wir sahen ihm dabei zu, wie er knapp unter der Wasseroberfläche dahinglitt, wie die vereinzelten Seehunde, die sich manchmal an diesem Küstenabschnitt tummelten. Als er wieder auftauchte, spuckte er Meerwasser und Gelächter. Es war wieder etwas, das er zum ersten Mal machte. Die Kälte machte ihm nichts, sobald die Empfindung vom ganzen Körper Besitz ergriffen hatte, war sie für ihn nur eine weitere Erinnerung, dass das Leben zurückgekehrt war, und für uns eine Erinnerung daran zu leben. Ich schlüpfte schnell aus meinen Klamotten und tauchte noch vor Charlie ins Wasser. Die Kälte raubte mir den Atem, als ich hinunterschwamm, in die sandige, grüne Tiefe. Ich musste daran denken, wie ich diese Welt zum ersten Mal für mich entdeckt hatte– ich war damals zehn, vielleicht elf gewesen–, und ich trug einen Neoprenanzug vollgestopft mit Steinen, die mich schwer genug zum Tauchen machen sollten. Als ich nun auf dem wogenden Meeresgrund saß, blickte ich hinauf und war mir sicher, ihre Beine über mir ineinander verschlungen zu sehen. Aber das Wasser konnte einem Streiche spielen. Dinge wurden verzerrt oder vergrößert, sogar Hoffnungen, und ich schwamm gespannt auf die schimmernde Linie über meinem Kopf zu und tauchte fernab vom Boot auf. Ich sah, wie sie sich am Tau festhielten, das vom Heck hing. Ich sah, dass mein Bruder seine Hand auf Charlies Hand gelegt hatte. Ich sah, wie er
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