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Als ich unsichtbar war

Als ich unsichtbar war

Titel: Als ich unsichtbar war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pistorius Martin
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mich nicht. Ich reagierte auf absolut nichts. Ich befand mich in einer Art von Wachkoma, für das niemand eine Erklärung hatte, da die Ärzte nicht feststellen konnten, wodurch es verursacht worden war.
    Anfangs vermuteten die Mediziner, meine Probleme seien psychischer Natur, und so verbrachte ich mehrere Wochen in einer psychiatrischen Abteilung. Erst als ich auszutrocknen drohte und auf die Intensivstation kam, und nachdem es den Psychologen nicht gelungen war, mich zum Essen oder Trinken zu bewegen, sahen diese schließlich ein, dass meine Krankheit physischer und nicht psychischer Natur war. In der Folge wurden Gehirnscans und EEG s, Kernspintomographie-Untersuchungen und Bluttests gemacht, ich wurde gegen Tuberkulose und Kryptokokkenmeningitis behandelt, doch zu einer abschließenden Diagnose kam es nicht. Medikation um Medikation wurde versucht – ohne jeglichen Effekt. Ich hatte die Grenzen medizinischen Verständnisses überschritten. Ich war verloren in einem Land, in dem Drachen hausen und mich niemand retten konnte.
    Meinen Eltern blieb nichts anderes übrig, als zuzuschauen, wie ich ihnen von Tag zu Tag mehr entglitt: Sie versuchten, mich zum Gehen zu bewegen, doch ich musste aufgerichtet und festgehalten werden, da meine Beine schwächer und schwächer wurden; sie brachten mich in die unterschiedlichsten südafrikanischen Krankenhäuser, und Test um Test wurde gemacht, aber es kam zu keinem Befund; und sie schrieben verzweifelte Briefe an Spezialisten in Amerika, Kanada und England, woraufhin diese lapidar antworteten, ihre südafrikanischen Kollegen unternähmen sicherlich alles was in ihrer Macht stünde und was die moderne Medizin ermöglicht.
    Es dauerte ungefähr ein Jahr, bis die Ärzte eingestanden, dass sie mit ihrem Latein am Ende waren. Ihnen fiel nicht mehr ein, als dass ich an einer degenerativen neurologischen Störung litt, Ursache und Prognose unbekannt, und so rieten sie meinen Eltern, mich in ein Heim zu geben und die Krankheit ihren Lauf nehmen zu lassen. Höflich, aber bestimmt erklärte sich der Berufsstand der Mediziner für nicht mehr verantwortlich für mich. Meiner Mutter und meinem Vater wurde mehr oder minder deutlich vermittelt, sie sollten warten, bis mein Tod uns alle erlösen würde.
    So kam ich nach Hause, wo meine Mutter, die meinetwegen ihren Job als Röntgenassistentin aufgegeben hatte, sich um mich kümmerte. Mein Vater musste als Maschinenbauingenieur so lange arbeiten, dass er abends häufig erst das Haus betrat, wenn David und Kim bereits im Bett lagen. Die Situation war unhaltbar. Nachdem ich ungefähr ein Jahr zu Hause zugebracht hatte, wurde beschlossen, ich solle tagsüber in dem Pflegeheim betreut werden, in dem ich jetzt bin, die Nacht jedoch solle ich immer zu Hause verbringen. Damals war ich vierzehn.
    Die Jahre vergingen, und ich war verloren in meiner dunklen, blicklosen Welt. Meine Eltern deponierten auf dem Fußboden des Wohnzimmers sogar Matratzen, damit sie, Kim und David so leben konnten wie ich – in Bodenhöhe –, denn sie erhofften sich davon, Kontakt mit mir aufnehmen zu können. Doch ich lag dort nur wie eine leere Hülle, nichts ahnend von all dem, was um mich herum geschah. Und dann begann ich eines Tages doch ins Leben zurückzukehren.

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    3
Nach Luft schnappend
    I ch bin ein Meeresbewohner und bewege mich auf dem Boden des Ozeans. Dunkel ist es hier. Kalt. Um mich herum, oben und unten, ist nichts als Dunkelheit.
    Doch dann wird es plötzlich hell, gleißende Blitzlichter tauchen über mir auf. Ich weiß nicht, was es ist.
    Irgendetwas sagt mir, dass ich versuchen muss, dorthin zu gelangen, wo das Licht herkommt. Es zieht mich in die Höhe, und so stoße ich mich in Richtung der Lichter ab, die über die Wasseroberfläche hoch über mir hinweghuschen. Sie tanzen verlockend und weben Muster aus Gold und Schatten.
    *
    Mein Blick fokussiert sich. Ich starre auf einen wandernden Tisch. Ich bin mir sicher, dass er anders aussieht als normal, doch ich weiß nicht, wieso ich das weiß.
    *
    Ein Hauch auf meinem Gesicht – Wind.
    *

    Ich rieche Sonnenschein.
    *
    Musik, schrill und blechern. Kinder singen. Ihre Stimmen schwingen auf und ab, werden laut, dann gedämpft, bis sie ganz verstummen.
    *
    Ein Teppich schwimmt ins Blickfeld. Ein Gemisch aus Schwarz, Weiß und Braun. Ich starre darauf und versuche mich darauf zu konzentrieren, doch die Dunkelheit hüllt mich wieder ein.
    *
    Ein kalter Waschlappen wird mir aufs Gesicht gepresst, und ich

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