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Als Oma noch mit Kohlen heizte

Als Oma noch mit Kohlen heizte

Titel: Als Oma noch mit Kohlen heizte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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wollen wir das nicht wirklich“, beruhigte Tilla die Hausbesitzerin. Sie machte eine kleine Pause, schaute Julia an und sagte schließlich: „Andererseits, ich könnte die Katze dreimal am Tag aus dem Haus lassen. Sie würde ihre Geschäfte draußen verrichten. Hören kann man sie sowieso nicht. Und wenn sie ihre Geschäfte draußen verrichtet, dann wird auch niemand etwas riechen können.“
    „Auf gar keinen Fall, Frau Lohgerber!“, sagte Frau Krulle entschieden. „Dreimal am Tag hin und dreimal am Tag her – immer trampelt sie durch meinen rotweiß gekachelten Flur! Lauter Katzentatzen auf meinen Bodenplatten. Die sind doch immer so sauber ...“
    „Ich weiß, Frau Krulle, man kann davon essen. Und wenn die Katze darüberläuft, dann geht das mit dem Essen nicht mehr. Es geht eben überhaupt nicht mit der Julia. Sie muss also weg.“
    Tilla schwieg einen Augenblick. Aber dann sagte sie: „Andererseits, ich könnte eine kleine Kiste herrichten und Sand und Sägespäne einfüllen. Die stelle ich dort neben das Fenster in die Ecke. Katzen sind saubere Tiere. Dort wird Julia dann ...“
    „Nein, nein, nein, Frau Lohgerber! Katzendreck in einer Kiste! Das geht nun auf gar keinen Fall. Das Tier muss aus dem Haus, und zwar schleunigst.“
    „Ich fürchte, Sie haben Recht“, gab Tilla zu. „Doch andererseits, stellen Sie sich vor, Frau Krulle, ich könnte die Katze dreimal am Tag auf die Straße hinauslassen und sie brauchte nicht durch Ihren rotweiß gekachelten Flur zu laufen.“
    „Nicht durch den Flur?“, fragte Frau Krulle misstrauisch.
    „Nein, nicht durch den sauberen Flur. Keine Katzentatzen auf rotweißen Kacheln.“
    „Nicht durch den Flur und doch nach draußen?“, vergewisserte sich Frau Krulle.
    „Gewiss“, sagte Tilla und fügte hinzu: „Alles andere ist wohl nicht zu machen.“
    „Dreimal am Tag auf die Straße und nicht durch den Flur?“, sagte Frau Krulle.
    Tilla nickte.
    „Das ist überhaupt nicht möglich“, stieß Frau Krulle hervor. „Wir sind im Haus Donnersteinstraße Nummer sieben. Das Haus hat nur einen einzigen Ausgang zur Straße hin, und der führt durch meinen rotweiß gekachelten Flur.“
    „Nein, es ist wohl wirklich nicht möglich“, sagte Tilla. „Andererseits, Frau Krulle, wenn ich das schaffe, dürfen wir dann die Katze, die Julia dort, behalten?“
    Da lachte Frau Krulle und sagte: „Frau Lohgerber, wenn Sie das Unmögliche schaffen, dann fallen Ostern und Weihnachten auf einen Tag. Dann können Sie die Katze behalten.“
    Kopfschüttelnd und immer noch lachend, verließ Frau Krulle Lohgerbers Küche und stieg ins Erdgeschoss hinab.
    „Schade“, sagte Martin traurig. „Wir müssen Julia wohl wieder auf die Straße setzen.“
    „Es schneit aber stark“, meinte Bertha.
    „Die Katze wird erfrieren“, befürchtete Hans.
    „Sehr traurig“, sagte Martin, „aber da ist wohl nichts zu machen. Keine Tiere in diesem Haus. Abgemacht ist abgemacht.“
    „Ich müsste etwas erfinden“, sagte Tilla.
    „Ja, wenn Mutter eine richtige Erfinderin wäre!“, seufzte Bertha.
    Martin sagte: „Immerhin hat sie den Flötenkessel mit Fernbedienung erfunden.“
    „Und die englische Suppe auch“, rief Bertha.
    „Ich kann’s ja mal versuchen“, sagte Tilla.

Der Katzenaufzug
    Sie setzte sich auf die Bank hinter dem Tisch. Es wurde so still, dass man die Uhr an der Wand ticken hörte. Denn das wussten die Lohgerbers: Große Erfindungen werden nicht im Lärm und auf dem Markt gemacht, sondern große Erfindungen wachsen nur in der Stille.
    Tilla stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte die Handflächen gegen die Ohren. Klar: Wer etwas erfinden will, der muss vor allem nach innen horchen. Den stört sogar das Ticken der Wanduhr.
    Dann schloss Tilla fest die Augen. Klar: Wer etwas wirklich Großes erfinden will, der muss nach innen schauen. Die Bilder großer Erfindungen, die wachsen nämlich innen und nicht auf den Plakatwänden.
    Martin und alle Lohgerber-Kinder rührten sich nicht. Ja, wenn Martin den Atem anhielt, dann meinte er ein seltsames leises Knistern zu hören, das aus Tillas Richtung kam. Die Spannung war groß.
    Dann aber riss Tilla mit einem Male die Augen weit auf, löste die Hände von den Ohren und sagte sehr leise und sehr bestimmt: „Ich hab’s!“
    Sie rannte in das hinterste Zimmer, nahm einen alten Marktkorb, der dort in der Ecke stand, und griff nach der Wäscheleine, die ordentlich aufgerollt an der Wand hing. Dann knotete sie das eine Ende

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