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Als Oma noch mit Kohlen heizte

Als Oma noch mit Kohlen heizte

Titel: Als Oma noch mit Kohlen heizte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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an seinem Unterlauf wohl nie mehr zufrieren wird. Zu viel Salz schütten die Menschen in das Wasser. Auch brauchen die Kraftwerke und Eisenhütten das Rheinwasser zum Kühlen. Sie leiten es dann aufgewärmt wieder in den Fluss zurück. Salziges und warmes Wasser aber friert nicht zu Eis.
    So wird die Tilla-Meurer-Brücke wohl die letzte Eisbrücke in unserer Gegend gewesen sein.
    Ich frage mich manchmal, was wohl mit Tillas Holzschuh geschehen ist, der in die Eisspalte stürzte. „Ab nach Holland ins Meer“, hätte Tilla gesagt. Mag wohl sein.
    Wenn also von all denen, die diese Geschichte lesen, je einer ans Meer nach Holland kommt und geht am Strand entlang und findet einen Holzschuh, dann soll er genau nachschauen, ob die Buchstaben MM mit einer glühenden Nadel darin eingebrannt worden sind. Der Leser weiß dann, wem dieser Schuh gehört hat. Sollte er auf den Gedanken kommen, mir den Schuh zu schicken, dann mache ich einen Freudensprung. Ich packe zum Dank ein Päckchen mit einigen schönen Büchern. Deshalb: Absender nicht vergessen!

Meine Oma war Erfinderin
    Auf Wohnungssuche
    Meine Großmutter war wirklich eine große Erfinderin. Das hatte ihr Lehrer Pannbeckers schon vorausgesagt, als sie noch ein Kind war.
    Sie hatte meinen Großvater Martin Lohgerber geheiratet, als sie neunzehn Jahre alt war. Und der ahnte schon früh, dass er eine Erfinderin geheiratet hatte. Ihre wirklich tollste Erfindung war ..., aber das ist eine Geschichte, die von Anfang an erzählt werden muss.
    Alles begann damit, dass Großmutter eine andere Wohnung suchte. Genau gesagt war sie damals noch gar nicht meine Großmutter, sondern erst Mutter. Das allerdings war sie gleich fünfmal. Ihre Kinder waren zwölf, elf, zehn, neun und vier Jahre alt. Großmutter wurde sie erst zehn Jahre später.
    Damals suchte sie also eine neue Wohnung. Die alte bestand nur aus einer geräumigen Küche und zwei Schlafzimmern und war schon lange zu klein geworden. Aber Wohnungen waren in der großen Industriestadt schwer zu finden, wenn das Geld für eine hohe Miete nicht reichte, und viel Geld verdiente mein Großvater nun wirklich nicht.
    Mein Großvater hieß Martin Lohgerber und arbeitete genau wie der Vater meiner Oma in der Hütte. Diese Hütte war jedoch kein kleines Haus. Die Hütte, das wusste bei uns jeder, die Hütte war eine riesige Fabrik. Dort wurde aus Eisenerz Eisen geschmolzen und Eisen wurde zu Stahl gekocht.
    Und weil meine Großmutter geheiratet hatte, hieß sie auch nicht mehr Meurer, sondern Lohgerber. Das war früher immer so, dass die Frauen den Namen ihres Mannes annahmen. Aber Tilla wurde sie immer noch genannt, obwohl sie doch eigentlich Mathilde hieß.
    „Tilla“, sagte Martin eines Tages, „Tilla, wir brauchen eine größere Wohnung.“
    „Ja“, antwortete sie, „es ist nicht leicht, eine passende Wohnung zu finden.“
    „Lass dir etwas einfallen“, schlug Martin vor.
    „Ja“, sagte Tilla und murmelte unwillig: „Immer bin ich es, die sich etwas einfallen lassen muss.“
    Zu dieser Zeit wussten nur wenige, dass Tilla eine Erfinderin war. Und doch: Man hätte es damals schon merken können, dass eine richtige Erfinderin in der Stadt lebte. Sie bemalte nämlich ein Stück hellbraunes Packpapier und fragte die Bäckersfrau Bongert: „Darf ich das im Laden aushängen?“
    Die antwortete: „Mach das nur, Tilla. Das war zwar noch nie da, aber die Leute lieben das Neue.“
    Und wenn etwas neu ist und noch nie da war, handelt es sich um eine Erfindung.
    So erfand Tilla den Bäckereiaushang. Als sie am nächsten Morgen ein Brot kaufte, rief Frau Bongert: „Tilla, Frau Krulle hat dein Plakat gelesen. Sie hat deine schöne Schrift bewundert. Wer so ordentlich schreiben kann, hat sie gesagt, der ist sicher auch ein ordentlicher Mensch. Du sollst mal bei ihr vorsprechen. Die Krulles wohnen in der Donnersteinstraße. In ihrem Haus ist im ersten Stock eine Wohnung frei geworden. Sie soll geräumig sein und besteht aus einer Küche und vier Zimmern. Genau wie es auf dem Packpapier steht.“

Nicht einmal Fische im Glas
    Am selben Abend noch sind Tilla und Martin zu Frau Krulle in die Donnersteinstraße gegangen.
    „Eine ruhige Straße“, stellte Tilla fest.
    „Es liegt aber Haus an Haus“, wandte Martin ein.
    „Das ist hier in der Stadt fast überall so“, antwortete Tilla.
    Von außen sah das Haus in der Donnersteinstraße gut aus. Es war gelb getüncht. Drei Fenster mit langen weißen Gardinen lagen zur Straße hin.

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