Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
Vom Netzwerk:
nehmen.« Dann kam auch schon Robot Wars im Fernsehen, eine von meinen Lieblingssendungen, ein Roboter heißt Obliterator und ein anderer Stampfer, der hat so ne Art Fuß unten dran. Also haben wir uns aufs Sofa gesetzt, und ich dachte, »vielleicht wird jetzt alles gut«, ich dachte, »vielleicht haut Dad bald wieder ab nach Schottland, und dann kann ich wieder in die Schule gehen, weil meine Grippe doch schon so viel besser ist.« Ich dachte, »ob die Katze von Tania Hodgson wohl schon ihre Jungen gekriegt hat? Ob die wohl auch alle getigert sind, wie ihre Mum?«
    Jemima hat genervt, wie immer. Sie sagte, »ich will nicht Robot Wars gucken, ich will umschalten.« Ich sagte, »da läuft nichts, Jemima, sei nicht blöd, da kommen bloß die
Nachrichten«, aber es hat nicht funktioniert, und sie hat gesagt, »ich will die Maschine haben, nie krieg ich die Maschine, jetzt bin ich dran.« Jemima ist furchtbar mit der Fernbedienung, sie schaltet so schnell hin und her, dass man überhaupt nichts mitkriegt, und deswegen hab ich gesagt, »du kriegst sie nicht, Jemima, du machst sie bloß kaputt, so wie deine neue rosane Sonnenbrille.«
    Da kam Mum rein. Sie sagte, »hier kommt eure Überraschung, Lesongfong«, das sagt sie nämlich manchmal zu uns, das heißt »Kinder« auf Französisch, hat sie mal erzählt. Die Überraschung war unser Abendessen, normalerweise dürfen wir nämlich nicht vor dem Fernseher essen, aber sie sagte, »ausnahmsweise«, und es gab Hotdogs und Backofenpommes, und das war auch eine Überraschung, weil Mum immer sagt, wir kriegen keine Backofenpommes, weil die zu teuer sind, zum Fenster rausgeschmissenes Geld. Normalerweise hätte ich mich einfach bloß gefreut über die Überraschung, ich hätte gedacht, »au ja, wie lecker«, aber diesmal nicht, und zwar weil ich Mums Gesicht gesehen hab. Von der guten Laune, die sie beim Einkaufen im Supermarkt gekriegt hatte, war nämlich nichts mehr übrig, das ganze Strahlen war wie ausgeknipst. Sie wollte zwar lächeln, wie sie gesagt hat, »hier kommt eure Überraschung, Lesongfong«, aber sie konnte nicht, das hab ich ihr angemerkt, sie sah aus, wie wenn sie sich Sorgen macht und ganz verzweifelt ist.
    Ich hab zu Jemima rübergeguckt, aber die hat nichts gemerkt, die war voll in Robot Wars vertieft und hat die Pommes viel zu schnell in sich reingestopft, und sie sagte »autsch, zu heiß«, was muss sie aber auch immer so schlingen. Ich dachte, »was soll ich machen, ich muss Mum doch helfen«, ich dachte, »ich will aber auch Pommes haben, und wenn ich jetzt rausgehe, futtert Jemima sie mir heimlich weg, da ist es vielleicht besser, ich bleib hier und ess sie
ganz schnell auf«, aber dann dachte ich, »nein nein, erst muss ich Mum helfen.« Plötzlich hatte ich eine Idee, ich sagte, »Jemima, ich muss mal eben aufs Klo, du kannst so lange die Maschine haben, aber nur, bis ich wieder da bin«, und da hat sie sich natürlich total gefreut und »au ja« gesagt und mir die Fernbedienung sofort aus der Hand genommen. Ich sagte, »ich hab meine Pommes genau abgezählt, Jemima, wehe, da fehlt hinterher einer, das merk ich sofort, auch wenn es bloß ein ganz kleiner ist, und dann stell ich deine ganzen Lieblingspuppen oben auf das oberste Regal, dass du nicht mehr drankommst.«
    Mum saß in der Küche. Sie ist ein bisschen zusammengezuckt, wie sie mich gesehen hat, »Lawrence«, hat sie gesagt und sogar noch trauriger geguckt als vorher, und ich dachte, »hoffentlich muss sie nicht weinen.« Ich sagte, »was ist denn, Mum?«, und sie wurde ganz still, sie sagte, »was meinst du damit?«, und ich sagte, »es ist doch was passiert, das seh ich dir an.« Da hat sie geblinzelt und gesagt, »ach, Lawrence, ich will dich damit nicht belasten«, und dabei hat sie die Augen ein bisschen zugekniffen. Ich dachte, »jetzt erzählt sies mir«, und ich sagte, »womit denn, Mum?«, und da hat sie ganz leise gestöhnt und gesagt, »ich weiß nicht mehr ein noch aus, es ist furchtbar, wir können so nicht weiterleben.«
    Es war echt schlimm, wenn Mum so traurig war. Ich dachte, »wie soll ich ihr bloß helfen?«, aber mir ist nichts eingefallen, obwohl ich mir ganz schön den Kopf zerbrochen hab, und ich dachte, »das ist übel«, aber dann hatte ich auf einmal eine Idee. Ich sagte, »können wir nicht ein paar Tage wegfahren? Bloß, bis er wieder in Schottland ist. Wir können doch Onkel Harry besuchen.« Onkel Harry wohnt in London, er hat ein großes Haus. Wir haben ihn

Weitere Kostenlose Bücher