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Der Nebelkönig (German Edition)

Der Nebelkönig (German Edition)

Titel: Der Nebelkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Der Nebelkönig
     
    Roman
     
    Susanne Gerdom
    Copyright © 2012 Susanne
Gerdom
    All rights reserved.
    Coverillustration: © frozenstarro - Fotolia.com
     
     
     
     
     
     
    Prolog
     
     
    Vor Zeiten und Zeiten, als die Berge noch über die Erde wanderten und die
letzten der Drachen weise über das Geschick der Welt wachten, geschah es, dass
ein Knabe geboren wurde, dem höchste Gaben in die Wiege gelegt waren. Ihm war
vorausbestimmt, dereinst der mächtigste aller menschlichen Magier zu werden.
    Der älteste und weiseste der Drachen, der sein Pate war, erkannte, was in
dem Knaben schlummerte, und wachte fortan über das Kind wie über seinen eigenen
Sohn. Von allen geliebt, die seinen Lebensweg kreuzten, wuchs der Knabe
prächtig heran. Er besaß ein freundliches und offenherziges Wesen und war begierig
nach Wissen.
    Als er endlich alles gelernt hatte, was die Zauberer der Menschen ihm
beibringen konnten, wandte er sich den anderen Wesen zu, die seine Welt
bevölkerten, und nahm ihr Wissen in sich auf. So zog er lange durch die Welt,
bis er endlich wieder dort angelangt war, wohin sein Geschick ihn von Geburt an
gelenkt hatte: bei seinem Pflegevater, dem letzten aus dem uralten Geschlecht
der Drachen. Dieser hatte ihn alles gelehrt, was er wusste, doch er weigerte
sich, dem Jüngling auch das letzte Geheimnis zu verraten, das die Drachen zu
Herrschern über Zeit und Raum hatte werden lassen.
    Zwar bettelte sein Ziehsohn darum, in dieses letzte und größte der Mysterien
eingeweiht zu werden, aber der Drache beschied ihm, dies sei für alle Zeiten
den Drachen vorbehalten, die als Einzige unter allen Lebewesen die Weisheit besäßen,
jenes Wissen nicht zu missbrauchen. Der Jüngling fügte sich in diesen ernsten
Bescheid, aber in seinem Herzen war der erste Funke eines unstillbaren und
unheilvollen Begehrens geweckt worden ...
     
     
    Der alte Mann blickte von
seinem Buch auf. Er nahm die goldgeränderte Brille ab und rieb seine müden
Augen. Er blinzelte, wobei sich die Furchen in seinem Gesicht noch vertieften,
und gähnte herzhaft. Das Feuer war herabgebrannt, und nur noch ein Rest
rötlicher Glut erhellte den abgewetzten Teppich vor dem Kamin. Seufzend schob
der alte Mann seine Füße in den Pantoffeln näher an den gemauerten Rand des
Kamins und beugte sich hinab, um seine Hände zu wärmen.
    Draußen im Garten kündigten
die ersten zaghaften Vogelstimmen den nahenden Morgen an. Der Alte legte das
Buch zurück auf den Tisch und stand auf. Er fuhr sich mit seinen langen,
dunklen Fingernägeln über den kahlen Schädel und gähnte wieder, während er zur
Tür schlurfte und sie öffnete.
    Die ersten Sonnenstrahlen
fielen auf funkelnde Tauperlen, die überall im Gras und auf den Blättern der
Rosen hingen. Der alte Mann trat hinaus in den Garten und beugte sich voller
Liebe über einen Rosenbusch, der mit dunkelroten Blüten übersät war. Den Duft
tief einatmend schloss er die Augen, und seine Finger strichen zärtlich über
die Fülle der Blüten.
    Lächelnd richtete er sich auf
und blickte über seinen Garten. Der letzte Tag in seinem langen Leben war
angebrochen, aber er verspürte kein Bedauern, nur eine sanfte Trauer darüber,
dass er nun seine über alles geliebten Rosen verlassen musste.
    Schritte, die durch das Gras
raschelten, ließen ihn von der Blüte aufblicken, die er zwischen den Fingern
hielt. Sein Gesicht wurde weich, als er den Ankömmling erkannte. »Du kehrst
endlich zurück, mein Kind«, sagte er warm.
    Der nebelgraue Wolf sah aus
gelblich funkelnden Augen zu ihm auf und schüttelte sich, dass der Tau aus
seinem Fell spritzte. Der alte Mann kniete neben ihm nieder und grub seine Finger
in die dichte Halskrause des Tieres. Der Wolf legte seinen Kopf an das Knie des
Alten und gab ein beinahe menschlich klingendes Seufzen von sich. Seine Umrisse
veränderten sich, er streckte sich in die Länge und wuchs empor. Der Alte hob
die Rosenblüte auf, die ihm aus den Händen gefallen war, und sah der
Verwandlung wohlwollend zu.
    »Das ist schön von dir, mein
Junge, dass du mir an meinem letzten Tage Gesellschaft leisten willst«, sagte
er.
    Der junge Mann, der sich neben
ihm aus dem Gras erhob, stutzte einen Moment. Dann lächelte er und umarmte den
anderen. »Ich freue mich, wieder daheim zu sein«, entgegnete er. »Wir haben uns
so lange nicht gesehen.« Er nahm den Alten beim Arm und spazierte mit ihm über
den überwucherten Pfad zum Haus.
    »Hast du gefunden, wonach du
gesucht hast, mein

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