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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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Bursche, hm, Großer?
    » Abendessen ist fertig«, sagte sie und lächelte wieder.
    Sie schlangen die Ente mit ein paar schalen Hamburger-Brötchen hinunter, die Gimpy Sam von einem McDonald’s erbettelt hatte. Niemand hatte viel zu sagen, vor allem Rosie nicht, die auch nicht viel aß. Mit dem Krebs und den Schmerzmitteln, die sie von der Klinik bekommen hatte, war es mit ihrem Appetit so ziemlich vorbei.
    Es wurde spät. Rosie warf frisches Holz aufs Feuer. Solange die anderen wach blieben, würde sie vielleicht leben.
    Dodger stocherte mit einem Stock in den Flammen, dann zündete er sich eine Crackpfeife damit an. Er machte einen tiefen Zug und gab sie an Gimpy Sam weiter.
    Sam machte seinen Zug, dann hielt er die Pfeife dem Fremden hin. » Brauchst du einen Schuss, Kumpel? Du kriegst einen für wenig Geld.«
    Dodger riss sich die Mütze vom Kopf und schlug sie Sam über den Schädel. » Hörst du auf, unser Crack zu verhökern, du Blödmann!«
    » He, he, schon gut«, sagte der Fremde. Er klopfte sich auf die Manteltasche. » Ich hab mein eigenes Zeug. Für später.«
    Wäre sich Rosie nicht bereits absolut sicher gewesen, dass der Mann nur schauspielerte, hätte es nach dieser dummen Bemerkung keinen Zweifel mehr gegeben. In einer Welt, in der man für ein paar alte Schuhe erstochen werden konnte, würde kein echter Junkie lauthals kundtun, dass er einen Vorrat an Stoff hatte.
    Dodger und Gimpy Sam stoppten ihr Gerangel lange genug, um einen Blick zu wechseln, und rauchten dann weiter ihr Crack.
    Buttercup war schon früher gegangen, um sich um eine private Angelegenheit zu kümmern. Jetzt war sie mit einer Spritze in der Hand wieder da. Sie nahm ihren Platz am Feuer wieder ein, schabte mit der Nadel über einen Stein, um die Ablagerung zu lösen, und rammte sie sich dann ruhig in den Hals.
    Rosie stieß sich von ihrem Platz hoch, ihre alten Knochen ächzten. » Ich muss mal für kleine Mädchen.«
    Sie benahm sich wie eine betrunkene alte Säuferin, schwankte und brabbelte vor sich hin. Als sie außerhalb des Feuerscheins war, rannte sie los.
    Sie hörte Schritte auf dem Weg hinter ihr. Wind brauste durch die Baumwipfel und in ihren Ohren. Schon jetzt war sie außer Atem.
    Sie hatte einen Vorsprung gehabt, aber der Killer holte schnell auf. Ihre alten Beine machten nicht mehr so recht mit. Sie konnte aufgeben– hol’s der Teufel, sie starb ohnehin an Krebs. Aber er würde es nicht schnell erledigen, er würde sie erst zum Reden zwingen wollen, und sie wusste nicht, wie viel Schmerz sie ertragen konnte. Jeder hatte einen Punkt, an dem er zerbrach.
    Das Stechen in ihrer Seite war bereits unerträglich. Sie verlangsamte so weit, dass sie tief und keuchend Luft holen konnte, und wühlte in dem Müll in ihren Taschen nach einem kleinen Zettel.
    Dumm, dumm, wie konntest du nur so dumm sein? Du hättest ihn in Fetzen zerreißen sollen, sobald du den Brief abgeliefert hattest. Und jetzt …
    Es lag an diesen Schmerzmedikamenten. Sie vernebelten ihr Gehirn, machten sie so vergesslich und dumm. Leichtsinnig.
    Ich muss dieses Stück Papier finden, ich muss es finden … O Gott, wenn er mich durchsucht, nachdem er mich erwischt hat, wird er es finden, und dann …
    Wo war das verdammte Ding? Pfeife, Apfelbutzen, Zigaretten, leere Whiskeyflasche, Papier… Sie knüllte es zu einer Kugel zusammen und steckte es in den Mund.
    Links von ihr hörte sie einen Ast brechen.
    Rosie lief.
    Sie fiel über eine Baumwurzel und schlug hart auf dem Boden auf. Sie spürte, wie die leere Schnapsflasche an ihrem Bauch zerbrach, Glasscherben bohrten sich durch ihren dicken Wollmantel bis in ihr Fleisch.
    Sie fuhr mit der Hand in die Tasche und zog eine große Scherbe heraus, fühlte, wie sie ihre Handfläche zerschnitt, wie das Blut rann, aber sie lächelte. Sie konnte ihn jetzt verletzen. Wie du mir, so ich dir… Sie wollte ihm wehtun, auch wenn es nur ein bisschen war, bevor er ihr das Schlimmste antat.
    Sie rappelte sich wieder auf die Beine. Ihr Knöchel knickte um, und sie taumelte gegen einen Baum. Ein Ast schlug ihr ins Gesicht und machte sie nahezu blind. Sie blinzelte Tränen fort, doch sie rannte weiter. Er war nahe, sehr nahe. Sie hörte seinen rauen Atem, das Knirschen der toten Blätter und Nadeln unter seinen Füßen.
    Vor ihr spiegelte sich das Mondlicht in Glas. Sie wusste jetzt, wo sie war– bei diesem Treibhaus, wo sie die vielen schönen Blumen züchteten. Sie nannte es für sich das Petticoat-Gebäude, weil es so

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