Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]
dilettantisch übrigens.«
»Ich sage nichts mehr«, stieß Drechsler hervor. »Ich will einen Anwalt.«
»Natürlich«, sagte Rita. »Henry Drechsler, ich verhafte Sie wegen Mordes an Wilhelm Floto, versuchtem Mord an Hermann Floto und wegen des dringenden Tatverdachts auf Mord an Stadtrat Kellermann und Hauptkommissar Bruno Gerster.«
»Nein!«, rief Drechsler. »Kellermann und der Polizist, damit habe ich nichts zu tun!«
Rita sprach ungerührt weiter: »Sie haben das Recht auf einen Anwalt und müssen jetzt nichts zu den Anschuldigungen sagen. Ich rate Ihnen aber dringend, mit uns zu sprechen. Das könnte sich sehr positiv auf unsere Bewertung Ihrer Rolle in der ganzen Geschichte auswirken.«
»Ich blute«, jammerte Drechsler. »Und ich habe Schmerzen.«
»Keine Panik«, versetzte Paul. »Wir sind in einem Krankenhaus. Hier wimmelt’s nur so von Ärzten.«
Zwei Krankenschwestern und ein Arzt, die Gustav vorhin noch geistesgegenwärtig an der Tür festgehalten hatte, kamen nun ins Zimmer gelaufen. Rita wies auf Floto, der sich in seinem Bett wälzte. »Kümmern Sie sich um den Mann«, befahl sie. »Er wurde angegriffen. Der Täter ist gefasst, keine Sorge.«
Drechsler winselte: »Die sollen sich um mich kümmern.«
Paul fasste ihn an der Brust. »Pass mal auf, Männlein. Sag uns jetzt ganz schnell, was du weißt, und alles wird gut.«
Drechsler stöhnte: »Was wollt ihr denn noch wissen?«
Lorenz trat hinzu: »Was hat Dr. Korger mit der Sache zu tun? Hat er Sie beauftragt? Raus damit!«
Drechsler sah Paul und Rita fragen an. Rita sagte: »Sie haben die Frage gehört. Antworten Sie dem alten Herrn!«
»Ihr spinnt doch alle!«, jammerte Drechsler. Dann fasste er sich jedoch und sagte: »Korger ist derjenige, nach dessen Pfeife alle tanzen. Den müssen Sie fragen, wenn Sie den Mörder vom Kellermann wollen. Ich habe damit nichts zu tun. Korger und seine rechte Hand waren bei Kellermann, als dieser Polizist aufkreuzte und dummerweise Korgers Bluthund erkannte. Nachdem der den Polizisten erschossen hatte, bekam Kellermann kalte Füße, und Korger entschied, dass er auch liquidiert werden müsse, da er ihm nicht zutraute, den Mund zu halten. Genau wie die Flotos.«
»So, dann werden wir uns diesen Korger mal vornehmen«, meinte Paul.
Drechsler fügte hinzu: »Der ist jetzt in diesem Moment in Vogelsang und macht den Deal perfekt.«
»Was für einen Deal?«
»Ich sag doch, ich habe von diesen Machenschaften keine Ahnung«, stöhnte Drechsler. »Fragen Sie Korger.«
»Das tun wir«, rief Lorenz aus. »Auf nach Vogelsang!«
»Nicht so schnell«, sagte Rita. Sie gab den Ärzten einen Wink in Richtung Drechsler, damit diese den Mann versorgen konnten. Paul löste ihm dazu die Handschellen.
Rita fragte: »Wenn Sie den Hermann Floto umbringen wollten, warum haben Sie es dann nicht gleich erledigt? Oder wollten Sie ihn zuerst gar nicht umbringen?«
»Aber das war doch gar nicht der Drechsler«, sagte Lorenz.
»Was weißt du denn schon wieder darüber?« Rita verdrehte die Augen.
Lorenz grinste und kraulte sich verlegen den Bart. »Ach so, stimmt ja. Das hatte ich noch gar nicht erzählt. Das war ein Antifa-Aktivist namens – oje, den Namen kenn ich nicht. Ich glaube, ihr kennt ihn.«
»Opa! Jetzt ist Schluss mit lustig! Sag uns den Namen!«
Lorenz sah sich Hilfe suchend nach seinen Freunden um. Doch von diesen kam keine Reaktion. Nach einer kurzen Bedenkzeit sagte er: »Na gut, ich glaube, ich erinnere mich. Der Junge heißt – aber ich kann mich irren – vermutlich heißt er Kalle Gärtner.«
»Wann wolltest du uns das denn mitteilen?«
»Unverzüglich natürlich«, log Lorenz. »Wir haben es selber auch erst eben erfahren. Stimmt’s?« Er sah sich nochmals Hilfe suchend um. Benny und Gustav nickten sofort eifrig, Bärbel schloss sich nach kurzem Zögern an.
Rita schüttelte den Kopf und seufzte. »Das hat doch alles keinen Sinn.«
Der Arzt, der Henry Drechsler untersucht hatte, meldete sich zu Wort: »Wir müssen das Projektil unverzüglich entfernen.«
»Selbstverständlich«, sagte Paul. »Wir stellen einen Beamten zur Bewachung ab. Der Mann ist ein geständiger Mörder, also ist höchste Wachsamkeit geboten.«
Dann sah er Hermann Floto an, dem man das Kissen wieder unter den Kopf geschoben hatte und der sie jetzt neugierig anglotzte.
»Ja, da schaust du, du Nazi!«, blaffte Paul ihn an. »Wir haben dir deinen braunen Arsch gerettet. Was sagst du dazu?«
Floto bewegte sichtlich unter
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