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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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1. Kapitel
    Was für ein wunderschöner Tag!«
    Bärbel Müllenmeister blinzelte in die Morgensonne, die warm in den Frühstückspavillon der Seniorenresidenz Burgblick schien und ihr Haar kupfergolden aufleuchten ließ. So kam es jedenfalls Lorenz Bertold vor, der wie Bärbel am Buffet stand und auf frisches Rührei wartete.
    »Ja«, maulte er leise. »Und Kommissar Wollbrand hätte den Tag auch wunderschön gefunden, wenn er sich nicht für sein bisschen Frühstück die Beine in den Bauch hätte stehen müssen.«
    »Ach komm, alter Brummbär«, kommentierte Gustav Brenner, der sich, von seinem Freund unbemerkt, dicht hinter Lorenz geschoben hatte. »Gib doch einmal zu, dass es dir gut geht.«
    »Niemals«, erwiderte Lorenz. »Ich definiere ›gut gehen‹ nicht als das vorübergehende Fehlen von Schmerz.«
    »Sie erwarten offenbar sehr viel vom Leben, mein Lieber«, bemerkte ein Mann, der gerade den Raum betreten hatte und sich in die Reihe der Wartenden eingliederte.
    Lorenz musterte den Neuankömmling über den Rand seiner Brille hinweg. »Sieh da, ein Frischling«, meinte er und grinste.
    Der Mann ließ die Andeutung eines Lächelns auf seinem von unzähligen winzigen Runzeln bedeckten Gesicht sehen. »Ei, so hat man mich seit mindestens achtzig Jahren nicht genannt.« Er machte einen Schritt auf Lorenz zu und reichte ihm die Hand. »Kratz mein Name. Jakob Kratz.«
    Lorenz erwiderte den Händedruck und wunderte sich über die Energie, die von dem Griff des Greises ausging. »Angenehm. Lorenz Bertold.« Er wies auf Bärbel und Gustav. »Bevor dieser schräge alte Vogel Ihnen die Hand zum Gruß reicht, möchte ich Ihnen Bärbel Müllenmeister vorstellen.«
    »Herzlich willkommen«, sagte Bärbel und strahlte Jakob Kratz an.
    »Vielen Dank«, erwiderte dieser. Nachdem er Bärbel und auch Gustav die Hand gegeben hatte, fuhr er fort: »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, gleich an meinem ersten Morgen in diesem Haus auf so freundliche und offene Menschen zu stoßen.« Er zwinkerte Lorenz zu. »Sie sehen, meine Erwartungen an das Leben im Allgemeinen und an die Menschen im Speziellen sind längst nicht so hoch wie die Ihren.«
    »Woher kommen Sie, Herr Kratz?«, fragte Bärbel.
    Gustav setzte grinsend hinzu: »Unsere Frau Professor will damit andeuten, dass Sie aufgrund Ihrer gewählten Ausdrucksweise kaum aus der Gegend stammen können.«
    Bärbel setzte gerade zu einem entschiedenen Dementi an, als ein weiterer Mann, auf eine Gehhilfe gestützt, am Buffet erschien und nach kurzem Blick auf die Theke in Richtung Küche rief: »Gibt’s mal wieder Stau? Ist ja auch überraschend, dass hier am Morgen jemand frühstücken will!« Der Mann verlagerte demonstrativ sein Gewicht am Griff des Rollators von einer Hand auf die andere, um anzudeuten, wie sehr ihn das Warten anstrengte.
    Bärbel ignorierte den Unmut, welcher aus der ganzen Körperhaltung des Mannes sprach, und meinte: »Kommen Sie vor, Herr Floto. Sie erhalten die erste Portion. Dann können Sie sich schnell hinsetzen.« Bärbel wies auf die Küchenangestellte, die mit einer Schüssel voll dampfendem Rührei an das Buffet trat. Floto grunzte etwas Unverständliches und setzte seinen Rollator in Bewegung. Plötzlich trat Jakob Kratz vor und hielt Floto auf, indem er einen ausgestreckten Zeigefinger auf dessen Brust setzte. »Halt«, sagte er mit einer kalten, schneidenden Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Für diesen da braucht niemand zurückzustehen!«
    Der alte Floto musterte angewidert den Finger an seiner Brust. Dann hob er seinen Blick und sah Jakob Kratz ins Gesicht. Er öffnete seinen Mund zu einer trotzigen Entgegnung, doch dann wurde er plötzlich blass und schwieg. Nach einem Moment, der allen Anwesenden sehr lang vorkam, wandte sich Floto mit steinerner Miene ab. Er bugsierte den Rollator mühsam in Richtung des Ausganges und stakste langsam und wackelig davon. Lorenz schaute dem Alten hinterher, dann flüsterte er leise: »Kommissar Wollbrand fragte sich, was diesen alten Grantler so schnell hatte vertreiben können.«
    Gustav kommentierte: »Dem Mann hat es wohl gründlich den Appetit verhagelt.«
    Jakob Kratz meinte tonlos: »Mir auch.« Damit verließ auch er den Saal. Zurück blieben drei einigermaßen ratlose Senioren. Die Hausangestellte stellte das Rührei auf der Theke ab und beeilte sich, wortlos wieder in der Küche zu verschwinden.
    »Was war denn das?«, fragte Bärbel, als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte. »Dieser Herr

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