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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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endlose Hoffnungslosigkeit.
    Aljoscha ergriff meine Hand und drückte sie fest. Er sagte nichts. Es gab auch nichts zu sagen und ich war froh, dass er das respektierte. Keine Worte der Welt würden es besser machen. Vielleicht schlimmer, aber sie würden den Schmerz nicht nehmen. Sobald ich konnte, würde ich weinen, bis ich einfach nicht mehr in der Lage wäre Tränen zu produzieren. Soviel war sicher.
             „Wie wird es weitergehen?“ Fragte ich. Nicht wirklich der Antwort wegen. Mehr, um mich von dem Gedanken an meinen Bruder abzulenken. „Werden wir einfach untertauchen?“
             „Nur, wenn es das ist, was du willst… Der Widerstand wird wohl nicht einfach sterben. Es gibt noch immer vieles, was wir tun können.“ Sagte er, als wenn es tatsächlich eine Option war, doch der Klang seiner Stimme verriet das Gegenteil. Er wollte nicht mehr kämpfen. Oder er wollte nicht mehr, dass ich noch kämpfen musste. Und ich selbst konnte es nicht einmal genau sagen. Ein Teil in mir verspürte noch den Wunsch nach Widerstand und Kampf. Dieser Teil von mir wollte Europa befreien. Das tun, wovon mein Vater geträumt hatte. Ein anderer, immer stärker werdender Teil, wollte das alles einfach nicht mehr. Er wollte nur ein Leben, das wenigstens irgendwie normal war. Ruhig. Sicher. Doch mit diesem Gedanken kamen auch die Schuldgefühle. Ich hatte mitgeholfen die Menschen von Europa zwar von einer Geißel zu befreien, hatte sie jedoch gleichzeitig einer anderen ausgeliefert. Nun zog ich mich aus der Affäre. Sie mussten damit umgehen und ich würde bekommen, was ich wollte. Auch, wenn der Preis in meinem Augen viel zu hoch gewesen war. Hätte ich es rückgängig machen können. Ich hätte es wahrscheinlich getan. Doch ab wann hatte alles angefangen außer Kontrolle zu geraten? Hätte ich es überhaupt beeinflussen können?
             „Kann ich dich etwas fragen?“ Fing ich vorsichtig an, nicht sicher, ob er meine Frage überhaupt ernst nehmen würde.
             „Sicher. Alles.“ Sagte er und streckte sich dabei ihm Sitz.
             „Glaubst du an das Schicksal?“ Ich erwartete, dass er darüber lachen würde, doch das tat er nicht. Stattdessen dacht er tatsächlich darüber nach. Lange sogar.
             „Für mich ist das Schicksal ein Konzept, das Handlungen oder Ergebnisse in der Zukunft beschreibt, die wir für unumgänglich halten. Aber diese werden von unserem Handeln im hier und jetzt bestimmt. Demnach ist Schicksal das Ergebnis unserer Handlungen. Also ja. Ich glaube an das Schicksal.“ Er sah zu mir und schien sofort zu begreifen, wie sehr mich diese Antwort in ein psychisches Loch riss. „Aber das ist vermutlich nicht, was du meintest… oder?“ Fragte er mit einer Spur von Verunsicherung.
             „Ich habe so viel falsch gemacht.“ Flüsterte ich.
             „Wie kommst du nur darauf? Warum sagst du jetzt so etwas?“ Fragte Aljoscha mit energischer Stimme.
             „Ich glaubte etwas verändern zu können und das habe ich auch getan, nur wem hat das genützt? Nur mir. Niemandem sonst.“ Sagte ich schluchzend und schon wieder den Tränen nahe. Ich war so armselig. Allein der Gedanke daran, wie sehr meine eigenen Worte denen von Sormansk ähnelten, als er mich mit den Bilder meiner Heimatstadt konfrontiert hatte, ließ mich Wut über meine eigene Schwäche empfinden.
             „Dann muss ich mir wohl genau so viel Schuld daran geben.“ Ich sah verwirrt zu ihm. „Immerhin habe ich dich ausgesucht. Sonst wärst du nie so weit gekommen. Nichts von alledem wäre passiert.“
    Ich schüttelte nur den Kopf. Wie konnte er nur so denken. Allerdings… wie konnte ich so denken? Wann war Schuld zur zentralen Emotion meiner Gefühlswelt geworden? Wann hatte ich angefangen mich so zu hassen, dass einfach jeder in meinen Augen und verglichen zu mir, ohne jeden Fehler war? Doch es ging nicht um Selbstmitleid oder Schuld. Es ging um meine Entscheidungen. Sie hatten mit Aljoschas nichts zu tun. Der Wille zur Rebellion existiert in mir schon lange bevor wir uns das erste Mal trafen.
             „Soll ich mich jetzt besser fühlen?“ Sagte ich gereizt. Wütend über alles und wütend auf mich.
             „Du sollst aufhören dich wie eine Märtyrerin aufzuführen!“ Antwortete Aljoscha mit erhobener Stimme. „Was in der Zukunft passiert können wir nun einmal nicht wissen. Welchen Einfluss unsere

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