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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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irgendwann in die Fußstapfen meines Vaters treten, musste ich eine weiße Weste behalten. Natürlich wären gute Noten in Geschichte noch unauffälliger, aber das brachte ich nicht über mich. Bis jetzt wusste ich nicht einmal genau, ob ich die Bemühungen meines Vaters je weiterführen konnte. Ich war jetzt noch zu jung, um wirklich etwas zu bewegen, doch der Tag würde kommen und dann sollte ich zumindest ein paar Ideen haben.
             „Und kann mir jemand sagen in welchem Jahr die neuen Notstandsgesetze in die Verfassung übergegangen sind?“ Die Frage der Lehrerin riss mich aus meinen Gedanken. Ich kannte die Antwort, meldete mich jedoch nicht. Jeder andere kannte sie auch. Ohne wirklich darauf zu achten, was auf den einzelnen Seiten stand, begann ich durch das Buch zu blättern. Mein Blick blieb an der Überschrift eines Kapitels hängen und ich blätterte zurück. ‚ Die Europäische Gesellschaft: Revolution und Reformation‘. Revolution? Das war mittlerweile ein Begriff ohne Bedeutung geworden. Umso weniger verstand ich, warum sie gerade dieser im Lehrbuch verwendet wurde. Vielleicht wollte man ihm eine neue Bedeutung verleihen. Jedes Mal, wenn ich das Wort Revolution in das integrierte Wörterbuch meines Tablets eingab, bekam ich nur Synonyme, aber nie eine Definition. Ich hatte diese Form von Betrug so satt. Es lohnte sich nicht einmal mehr wütend darüber zu sein.
             „Und auf welche drei Grundfesten stützen sich die Vereinten Staaten von Europa... Ludmilla?“
    Als ich meinen Namen hörte sah ich auf, war aber immer noch in Gedanken.
             „Entschuldigung, wie war die Frage noch mal?“ Auf den Sitzen hinter mir begannen meine Mitschüler zu flüstern. Die Lehrerin verzog keine Miene, als sie die Frage wiederholte.
             „Auf welche Grundfesten stützt sich Europa?“
    Ich zögerte mit der Antwort. Sie wartete geduldig, wohl in der Annahme, ich müsste darüber nachdenken, aber in Wirklichkeit wollte ich es schlicht nicht aussprechen.
             „...Das Recht, Das Volk und der Staat.“ Presste ich hervor. Die Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack in meinem Mund und ich verzog die Mundwinkel, während die Lehrerin einfach mit dem Unterricht fortfuhr. Was bedeutet Recht in einem Grundsatz, der Volk und Staat voneinander trennte? War das nicht im Grunde ein und dasselbe? Aber was konnte ich erwarten, von einem System, das nicht einmal eine Definition für das Wort ‚Revolution‘ zuließ? Ich zog mir meine Kapuze über und legte den Kopf auf das Buch. Irgendwann, da war ich mir ganz sicher, würden die Menschen in Europa die Bedeutung dieses Wortes neu lernen. Revolution würde wieder eine Definition bekommen und wenn ich sie eigenhändig schreiben musste.

 
 
 
    1

 
    Mein Gespräch mit Vlad Rubinov war schnell beendet. Kaum hatte er meine Zusage sie zu unterstützen, entschuldigte er sich und verließ den Raum. Ich wollte ihn noch einmal nach meinen Freunden fragen, doch er hatte mir das Wort abgeschnitten und im Hinausgehen erklärt, er würde sich um alles kümmern. Wieder einmal kam ich mir ausgenutzt vor. Jedoch würde ich es diesmal   nicht einfach so mit mir machen lassen. Ich war absolut bereit mein Wort zu brechen, würde er nicht zu seinem stehen. Wie auch immer meine Hilfe für die russischen Truppen bei der Befreiung Europas aussehen mochte, sie war an meine Bedingungen gebunden und das stand felsenfest. Mit einem letzten Blick sah ich auf die große Projektion von Europa an der Wand und verließ dann den dunklen Raum. Vor der Tür wartete immer noch Anna auf mich. Sie brachte mich schweigen zurück auf mein Zimmer und begann erst zu reden, als die Tür hinter uns sich wieder schloss.
             „Was hat er zu dir gesagt?“ Fragte sie mit leichter Besorgnis in der Stimme. Ich sah sie überrascht an. Anna hatte bereits zugegeben, nicht Bescheid zu wissen, aber irgendwie hatte ich bis zu diesem Moment noch immer Zweifel daran gehabt. Jetzt schämte ich mich ein wenig dafür. Warum sollte sie auch lügen? Das hätte in diesem Fall nicht einmal einen Zweck erfüllt. Mir wurde wieder bewusst, wie paranoid ich mich verhielt.
             „Er hat mich um Hilfe gebeten.“ Gab ich ohne Umschweife zu. Sie sah eine Weile auf den Boden und nickte dann zaghaft.
             „...Und... wirst du uns helfen?“
    Sie setzte sich auf einen Stuhl, der neben der Tür stand und blickte mir

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