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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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meine Schuldgefühle nicht einfach aus. Spätestens übermorgen würde ich ihn wiedersehen. Ich würde auf jeden Fall zu ihm gehen und egal in welcher Verfassung er war, ich würde es ertragen und ihm für alles danken. Auch, wenn er mich jetzt hasste.
    Ich schloss die Augen und versuchte den Schlaf zu erzwingen. Es würde auch ohne Tablette gehen. Ganz langsam schlich sich die Müdigkeit ein, und dann auch der Schlaf. Und mit dem Schlaf kamen die Bilder. Die schlimmsten Augenblicke der letzten Tage, komprimiert in einem bizarren und furchteinflößenden Alptraum.
    Ich riss die Augen auf und spürte, wie mein Herz in meiner Brust schier durchdrehte. Mein Körper war schweißgebadet. Ich wischte mir mit der Hand über das Gesicht aber es half nicht viel, denn auch meine Hände waren nass vom Schweiß. Die Bilder meines Traums waren schon wieder weg. Ich konnte mich nicht erinnern und ich war froh darüber. Nein. Ich konnte das nicht. Sich diesen Bildern jetzt zu stellen war einfach unmöglich. Sie waren noch zu lebendig. Ich griff die Tablette und schluckte sie ohne Wasser. Lange musste ich nicht auf die Wirkung warten. Zehn Minuten später sackte ich in einen traumlosen, tiefen Schlaf.

 
    Übelkeit und Kopfschmerzen rissen mich aus dem Schlaf. Reflexartig streckte ich den Kopf über die Bettkante, um mich zu übergeben, aber wieder kam nichts. Ich versuchte ruhig ein und aus zu atmen und öffnete langsam die Augen. Das Licht in meinem Zimmer war schon an. Entweder war jemand unbemerkt hereingekommen und hatte es angemacht oder das Licht funktionierte automatisch. Ich versuchte mich vorsichtig aufzusetzen, denn der Druck auf meinen Schläfen machte jede Bewegung zur Qual. Möglicherweise war es die Tablette, die meine Schmerzen verursachte, oder mein Körper hatte sich einfach noch immer nicht vollständig erholt. Mir fiel erst jetzt auf, dass ich in meinen Sachen geschlafen hatte und ich wusste nicht einmal wieso. Überhaupt, erinnerte ich mich nur bruchstückhaft an die letzten Stunden vor dem Einschlafen. Was waren das nur für Tabletten? Mein Blick wanderte zur Uhr, nach der ich verlangt hatte, ich konnte aber nicht einmal sagen, wie lang ich geschlafen hatte, denn mir fehlte die Erinnerung daran, wann ich eingeschlafen war. Mit den Handflächen rieb ich mir über das Gesicht und versuchte wieder etwas klarer zu werden. Es war kurz vor zwei Uhr mittags. Ich raffte mich vom Bett auf und kämpfte mich aus meinen Sachen. Die Kopfschmerzen ließen zwar langsam nach, doch ich fühlte mich trotzdem irgendwie schwach und kein bisschen erholt.
    Bevor ich mich unter die Dusche stellte, betrachtete ich meinen Körper noch einmal im Spiegel. Keine Narben. Nichts. Mir fehlten noch immer ein paar Kilos, aber darüber hinaus sah ich unverändert aus. Keine Spuren meines Überlebenskampfes. Ich riss mich vom Anblick meines Spiegelbildes los und ging duschen. Mein Gesicht hatte ich nicht betrachtet. Seit ich damals von Aljoscha und Anna aus Novi gerettet wurde, fiel es mir schwer, mein eigenes Gesicht anzusehen. Ich erkannte mich nicht mehr. Es war einfach ein anderes geworden. Natürlich war mir klar, dass es sich nicht tatsächlich verändert hatte, doch etwas an mir schon. Mein Blick. Es war vermutlich mein Blick. Ich sah die Welt nicht mehr mit den gleichen Augen und aus irgendeinem Grund konnte meinen eigenen Anblick nicht mehr ertragen. Alles war anders geworden und ich war wieder einmal gefangen in meinen eigenen Gedanken. Kein Ausweg. Ich war einfach unverbesserlich. Unfähig mich zu ändern, obwohl ich meine Schwächen kannte.
    Bevor ich aus der Dusche stieg, drehte ich das Wasser noch einmal eiskalt auf und harrte so lange unter dem Strahl aus, bis mein Körper zitterte. Ich wollte irgendwie diese Trägheit abschütteln, die mich seit dem Aufwachen fesselte. Die Kälte half zumindest ein wenig.
    Als ich mein Zimmer wieder betrat, stand dort etwas zu Essen. Ich setzte mich aufs Bett und aß. Dabei behielt ich immer die Uhr im Auge und versuchte an nichts zu denken. Es würde heute noch ein langer Tag werden. Viel Zeit zum Nachdenken. Ich hörte ein Surren. Mittlerweile wusste ich schon, dass es von der Tür kam und schon im nächsten Moment ging sie auf. Es war Ibrahim. Sein Auftauchen versetzte mich zwar nicht mehr in eine kurzzeitige Schockstarre, aber mich überkamen immer noch ein tiefes Misstrauen und auch etwas Furcht. Er sah mich mal wieder nur an ohne etwas zu sagen. Sein Augen hart und leer und sein Blick

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