Engelsasche
1. KAPITEL
Houston, Texas
Snow Dogs . Trace Rawlins saß im hinteren Teil des Texas Cafés und dachte an seine Klientin und ihren Ehemann, den weißen Rapper Bobby Jordane, Leadsänger der wahnsinnig erfolgreichen Rapgruppe Snow Dogs .
Für diesen wilden Haufen war das ja genau der richtige Name. Sie klagten in ihren Songs die dekadente Gesellschaft an und schienen ihm dabei doch die Wurzel des Übels zu sein. Bobby war als Einziger in der Gruppe verheiratet, und zwar seit drei Jahren mit einer wunderschönen Afroamerikanerin namens Shawna. Warum sie sich jemals mit diesem Typen eingelassen hatte, abgesehen von der siebenstelligen Summe auf seinem Bankkonto, konnte Trace sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Offensichtlich hatte sich Shawna dieselbe Frage gestellt. Im Augenblick saß sie gerade ein paar Tische weiter zusammen mit ihrem Rechtsanwalt Evan Schofield und wartete auf Bobby.
Bobby Jordane war geradezu das Musterbeispiel eines Typen, der seine Frau verprügelte, und es gefiel ihm überhaupt nicht, dass Shawna die Scheidung eingereicht hatte. Schofield hatte ein Treffen an einem neutralen Ort arrangiert, in der Hoffnung, auf diese Art in der Sache etwas weiterzukommen. Vor den Medien hatten sie diesen Termin geheim gehalten.
Das Restaurant war ein altes Lokal mit Holzböden und einer langen lackierten Holztheke. Ein Platz, wo Leute aus der Umgebung zu Mittag aßen, die Bobby niemals erkennen würden. Zu dieser Zeit hatten sich die Lunchgäste bereits wieder verabschiedet, und für das Dinner war es noch zu früh. Lediglich an zwei weiteren Tischen saßen Leute. Ein alter Mann trank mit seiner Frau Schokoshakes, zwei junge Frauen aßen Burger. Bei der einen der beiden handelte es sich um eine heiße Rothaarige, die Trace geflissentlich zu übersehen versuchte. Aber sein Blick wanderte trotzdem immer wieder zu ihr hinüber.
Unglücklicherweise schien er eine Schwäche für rothaarige Frauen zu haben, die ihm immer nur Ärger brachten.
Er versuchte sich wieder auf das bevorstehende Treffen zu konzentrieren, an dem Bobby und dessen Anwalt, Shawna und Evan Schofield, ein alter Freund von Trace, teilnehmen sollten.
Aber Bobby war ein Hitzkopf und Evan nicht dumm. Er traute dem Typen nicht, ebenso wenig wie Trace das tat. In Houston hatte jeder von den wilden Auseinandersetzungen des Paars gelesen. Sein letzter Ausraster hatte Bobby geradewegs in den Knast gebracht. Shawna hatte damit gedroht, eine Unterlassungsverfügung zu beantragen. Deshalb war Trace, Privatdetektiv und Eigentümer von Atlas Security , von Evan engagiert worden. Er sollte dessen Klientin im Auge behalten und notfalls zu ihrem Schutz eingreifen.
Die Glocke an der Eingangstür ertönte, und der Vorhang an der Glastür flatterte. Wie zu erwarten kam Bobby herein, ohne seinen Anwalt, dafür mit den zwei anderen Mitgliedern der Snow Dogs .
Clyde „The Mountain“ Thibodaux, riesig, mit Glatze und einer Menge Tattoos, stammte aus New Orleans. Er trug eine Lederweste über der nackten Brust. Sein Kinn zierte ein schmaler, schwarzer Ziegenbart.
Lenny Finks, bei seinen Fans als „Lenny the Sphinx“ bekannt, war der Streber in der Gruppe. Der unscheinbare, dünne Typ mit dem krausen roten Haar bildete das kreative Potenzial. Er schrieb die Musik, obwohl Trace sich weigerte, das Zeug so zu nennen. Abgesehen von seiner spitzen Zunge, mit der er die Kritiker der Band attackierte, konnte man Lenny eher als harmlos bezeichnen. Für die Snow Dogs war er ein wichtiger Bestandteil und letztendlich für deren Erfolg verantwortlich.
Bobby war so groß wie Trace, fast eins neunzig, schlank und gut durchtrainiert. Nachdem er jahrelang Kampfsport betrieben hatte, schien er zu denken, er sei ein harter Kerl. Trace warf einen Blick auf die Blutergüsse in Shawna Jordanes schönem Gesicht und musste sich beherrschen, um dem Typen nicht zu zeigen,wie hart ein ehemaliger Ranger war.
Trace schob sich seinen Cowboyhut aus weißem Stroh aus der Stirn, beugte sich nach vorn und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Dabei ließ er Bobby nicht aus den Augen, der, dicht gefolgt von seinen Freunden, auf den Tisch zuging, an dem Shawna saß.
„Hallo, Baby.“
„Hallo, Bobby.“ Sie klang etwas verängstigt.
Bobby sah den Mann neben ihr drohend an. „Also … Evan … ich sollte herkommen, damit wir uns ein bisschen unterhalten können, oder was?“
Der Rechtsanwalt, ein schlanker Typ mit sandbraunem Haar und intelligentem Blick, richtete sich in seinem
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