Alter Sack, was nun
interpretiert etc. Das alles aktiviert mehrere Gehirnregionen. Das Theater bietet uns die gleiche Möglichkeit. Wenn man denn will.
ERST EINMAL SETZT MAN SICH HIN, ZIEHT SICH DAS REIN UND MUSS IM GRUNDE VORERST GAR NICHTS MACHEN.
Man kann auch einschlafen, wegdösen - oder denken »Mann, was für eine Scheiße«. Oder aber, man versucht sich zu fragen, was soll das Ganze hier? Was will mir der Regisseur sagen? Was der Autor? Wie ist das umgesetzt - schlecht oder gut? So was lässt die grauen Zellen arbeiten. Und das vor allem dann - wie wir gerade gelernt haben -, wenn wir mit anderen darüber reden. Kann ja entspannt bei einem Glas Wein sein.
DARÜBER HINAUS IST SO EINE VORSTELLUNG IM GÜNSTIGSTEN FALL AUCH NOCH EIN BEEINDRUCKENDES, SINNLICHES ERLEBNIS.
Jetzt ist es aber im Theater so, dass man, sagen wir, rund zehnmal hingehen muss, um vielleicht ein, zwei gute Stücke zu sehen. Es ist also ratsam, sich vorher mehrere Kritiken durchzulesen. Aber ich meine, dass auch ein misslungenes Stück und die Diskussion darüber,
warum man es denn nun so beknackt findet, durchaus lohnend sein können. Egal, wie wir das Stück am Ende finden: anregend ist ein Theaterbesuch fast immer. Und wenn er uns nur anregt, uns begründet aufzuregen.
Man sollte als Theaterneuling oder Wiedereinsteiger keine Berührungsängste haben, sondern beherzt einfach wieder bei null anfangen. Sinnvoll ist auf jeden Fall, sich mit dem jeweiligen Stück vorher vertraut zu machen. Denn in Theatern der großen Städte wird heute fröhlich an den Stücken herumgebaut, auf wildeste Weise interpretiert und so manches auf den Kopf gestellt.
DIE REGISSEURE GEHEN GRUNDSÄTZLICH DAVON AUS, DASS DER ZUSCHAUER DAS STÜCK KENNT, UND DANN WEISS, WO ETWAS GEBROCHEN, VERÄNDERT, IRONISIERT, ODER WAS AUCH IMMER, WIRD. 11
Also, machen Sie vorher Ihre Hausaufgaben, und dann rein ins Theater.
Ach, eines noch - wenn man sich dann doch langweilt in dem Stück und Angst hat, da jetzt so peinlich wegzunicken: keine Panik - irgendwer fängt auf der Bühne nach ein paar Minuten immer an zu brüllen oder zu schießen oder schmeißt einen vollen Bierkrug quer über die Bühne. Da werden Sie sofort wieder wach. Hab ich erst gestern Abend gesehen (und gehört - hat ordentlich gekracht). Das ganze Theater roch nach Bier. Ich hab dann richtig Durst bekommen.
Schimpfwörter, Erwiderungen und Abkanzel-Sprüche
FÜR LEUTE, DIE JÜNGER SIND ALS MAN SELBST
Spielen Sie Luftgitarre?
MEHR MUSIK VON FRÜHER HER!!!
Wenn Sie jetzt so um die fünfzig sind, haben Sie in Sachen Musik die gute, alte Zeit noch erlebt. Zum Beispiel diesen besonderen Spreizgriff am Kassetten-Recorder, wenn man die Vorwärts- und Aufnahmetaste und dazu die Pausentaste gedrückt hielt, um bei »Musik für junge Leute« im Radio nach der Schule seine Lieblingssongs mitzuschneiden. Wie hassenswert waren Verkehrsdurchsagen mitten in einem Deep-Purple-Song oder launige Gags des Moderators, wenn das Schluss-Solo von Jimmy Page doch noch lief.
MUSIK, UNSERE MUSIK, WAR NOCH MANGELWARE.
Kaum im Radio zu hören, die Schallplatten teuer, die Eltern kopfschüttelnd distanziert. Aber für uns damals war die Rock- und Popmusik Aufbruch, Rebellion, Enthusiasmus, Sex, Lebensgefühl. Warum ich Ihnen das jetzt erzähle? Weil wir heute - gerade heute - als alte Säcke ab und an ein bisschen dieses besondere Gefühl von früher wieder brauchen. Und das ist gar nicht so einfach. Denn jüngere
Menschen und auch viele Leute in unserem Alter rümpfen die Nase, wenn wir bekennen, wen wir früher toll fanden. Dann werden wir als Fossile beschimpft, als Altrocker belächelt. Damit, meine Damen und Herren, ich will es hier ganz deutlich auch im Namen des Vorstands sagen: Damit muss jetzt Schluss sein!
LASSEN WIR UNS VON NIEMANDEM VORSCHREIBEN, WAS ZU HÖREN IST UND WAS COOL GEFUNDEN WERDEN DARF.
Kauft euch die alten Platten auf CD wieder, setzt euch mit einem Bier und Kopfhörern hin und hört laut, was ihr mochtet: Suzie Quatro, Slade, The Sweet, The Faces, Deep Purple, Pink Floyd, Santana, The Who - was auch immer. Dazu sollten Sie Luftgitarre spielen. Unbedingt. Wie damals, als Sie allein in Ihrem Jugendzimmer mit einem Federballschläger in der Hand die Einstiegssequenz von »I’m Going Home« von Ten Years After simulierten und sich dabei vorstellten, Sie wären Alvin Lee und Corinna aus der 9 b säße vorn in der ersten Reihe und himmelte Sie an. Wow!
GANZ GROSSE GEFÜHLE. KANN MAN SICH MAL GÖNNEN UND DANACH WIEDER
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