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Alter Sack, was nun

Titel: Alter Sack, was nun
Autoren: Kester Schlenz
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einfach: Dinosaurier in der Diktion eines Zweijährigen. Und »Meerdschen-dschen« heißt Meerschweinchen. Später dann kann man herrliche Gespräche führen. Einmal fragte mich mein Sohn Hannes, ob »Günter Jauch auch bei dem Sportverein mit den fünf Ringen« mitmacht. Er wollte wissen, ob Jauch Olympiakommentator ist.
    Enkel zu haben und sich mit ihnen in ihrer Welt zu bewegen, ist also nicht nur ein wesentlicher Bestandteil notwendiger großelterlicher Zuwendung, sondern auch eine Art kostenloser Verjüngungskur.
    WENN MAN ES ERSTMAL SCHAFFT, DEN HINTERN HOCHZUKRIEGEN, BIETEN SICH EINEM UNGEHEURE MÖGLICHKEITEN. GERADE ALS MANN. ICH SAGE NUR »SPIELZEUG«.
    Stundenlang können wir wieder durch die Spielwarenabteilungen von Kaufhäusern streifen, die Zusammensetzung der Gabentische für Geburtstage oder Weihnachten akribisch durchplanen, uns an Ritterburgen oder Eisenbahnen ergötzen, um diese dann zu Hause mit unseren Enkeln in abenteuerlichen Szenarien in der Wohnung zu verbauen, während unsere eigenen, erwachsenen Kinder Essen machen oder Kaffee kochen. Ein Heidenspaß!

    Besondere Freuden können Sie - wenn Sie die Kapitel in diesem Buch über Fitness beherzigen - auch auf Jahrmärkten, Abenteuerspielplätzen und in Schwimmbädern haben. Herrlich, als agiler Greis erneut den Thrill von riesigen Wasserrutschen, Hüpfburgen, Gruselachterbahnen und Klettergerüsten kennenzulernen.
    ICH WILL SPÄTER JEDES WOCHENENDE UNTERWEGS SEIN UND DIE GESAMTE RENTE IN VERGNÜGUNGSPARKS AUF DEN KOPF HAUEN. JA, DAS WERDE ICH.
    Volles Rohr. Weil’s einfach klasse ist - und mich jung halten wird. Und deshalb rufe ich allen alten Säcken zu:
    FREUT EUCH AUF DAS OPASEIN. LASST UNS ALS »CRAZY GRANDFATHERS« VERRÜCKTE DINGE TUN, BIS WIR LACHEND IN DIE KISTE FALLEN.
    Ist besser, als vergnatzt fernzusehen und dabei Schwarzwälder Kirschtorte zu essen.

Wir lassen bitten
    EIN PAAR OFFENE WORTE AN DIE TYPEN VON DER WERBUNG UND DER KULTURINDUSTRIE
    Es gibt ja diese berühmte werberelevante Zielgruppe der Vierzehnbis Neunundvierzigjährigen. Ich habe ja schon erwähnt, dass es ein seltsames Gefühl ist, dort ab fünfzig sozusagen rauszufallen, nicht mehr wichtig zu sein, nicht mehr umworben zu werden. Ich bin nicht der Erste, der das sagt, aber ich muss es hier noch mal tun.
    DIESER GANZE QUATSCH, DASS LEUTE ÜBER FÜNFZIG NICHT MEHR DURCH WERBUNG ZU ERREICHEN SEIEN UND NICHT MEHR UMWORBEN WERDEN MÜSSTEN, IST NATÜRLICH VOLLKOMMENER UNSINN.
    Und zudem noch ruinös. Denn wir alten Säcke, wir haben doch die Kohle, haben eine Menge Arbeitsjahre hinter uns, und viele von uns
haben es einigermaßen gut hingekriegt. Die Kinder sind aus dem Haus, und wir können konsumieren. Und viele von uns wollen das auch ganz gerne - allein, man lässt uns nicht richtig.
    Nehmen wir das Beispiel Kino. Meine Frau und ich gehen gerne am Wochenende mit Freunden ins Kino. Wir haben vorher vielleicht von dem einen oder anderen interessanten, hoch gelobten Film gehört und meinen: Den müssen wir sehen.
    Dann gucken wir ins Programm und gucken und gucken, und falls wir ihn überhaupt noch finden, finden wir ihn in Kinos mit Namen wie »Luke 8« am Stadtrand, Beginn 22.45 Uhr.
    Das ist wirklich ein Problem. Vernünftige Filme, die man sehen will, laufen so kurz oder an so unattraktiven Orten, zu so unattraktiven Zeiten, dass man gar keine Lust hat, hinzugehen oder es gar nicht erst schaffen kann.
    Die Kinos heute sind verstopft mit vermeintlichen oder tatsächlichen Blockbustern, Teeniefilmen, wie »High School Musical« 1- 5000.
    UND GUTE, ANSPRUCHSVOLLE FILME FÜR LEUTE UNSERES ALTERS GIBT ES IMMER SELTENER ODER SIE WERDEN, WIE EBEN GESCHILDERT, VERSTECKT.
    Und wenn wir dann doch den neuen Bond-Film gucken, müssen wir etwa eine halbe Stunde Werbung, Eisverkauf, Lärm und den alles überdeckenden süßlichen Fettgeruch des Popcorns über uns ergehen lassen, bevor wir dann endlich den Film sehen können - wenn wir ihn denn in Ruhe sehen können. Denn nicht selten grölen, furzen, rülpsen oder kichern irgendwelche Idioten und stören den ungetrübten Kinogenuss.

    Das ist gar kein Generalvorwurf an die heutige Jugend. Viele von denen sind ja selber genervt, dass manche Altersgenossen mit dem zwanghaften Hang, andere unterhalten zu müssen, den Kinobesuch zur Belastungsprobe für die Nerven machen. Ich will mit dieser Hasstirade auch nur appellieren an die Kinobesitzer und alle, die mit Film zu tun haben: Schafft für die Leute ab fünfzig endlich wieder
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