Althalus
wieder gesunden möge. Und so wurde das leidvolle Paar von seiner Seelenqual erlöst, und ihre Herzen und ihr Geist wurden miteinander verbunden, und auch sie wurden dieserart vermählt.
Und selbst die Steine von Dweias antikem Tempel sangen frohgemut und vertrieben die Strenge und Düsternis der Priesterschaft, welche diesen heiligen Ort an sich gerissen und ihn seinem anbestimmten Zweck entfremdet hatten, welcher da Liebe und Freude war und wieder ist.
Und ganz Maghu schallte von dem Frohlocken von Dweias Tempel wider.
»Gher, die Sache ist die. Wir können nicht ganz sicher sein, dass Ghend hinter den Unruhen und Scherereien der vergangenen Jahre steckte, oder ob sie der naturbedingten Querköpfigkeit vieler Leute da draußen in der »wirklichen Welt‹ zuzuschreiben war, wie sie es nennen. Ich fürchte, wir müssen in den kommenden Jahren ein Auge auf sie haben. Ich habe diese dummen Kriege wirklich satt.«
»Warum überlasst Ihr das nicht mir, Althalus?«, erbot Gher sich. »Wenn Ihr das Haus verlasst, um Euch auf der Welt nach Unruhestiftern umzuschauen, wird Emmy sauer auf Euch sein. Ich glaube, sie will, dass Ihr hier bleibt.«
»Sie wird noch sauerer auf mich sein, wenn ich dich da allein hinausschicke.« Gher runzelte kurz die Stirn; dann schnippte er mit den Fingern. »Ich glaub', ich hab da eine Lösung, Althalus«, sagte er. »Das kann ich nur hoffen. Mir fällt offenbar rein gar nichts ein, das Emmy nicht verärgern würde. Also rück raus mit deiner Idee.«
»Nach allem, was ich über die letzten Jahre weiß, sieht es doch so aus, dass jeder Dummkopf, der einen Krieg anfangen will, sich als erstes mal an Sergeant Khalor wendet, meint Ihr nicht? Jedenfalls, als wir da draußen unseren Krieg kämpften, walzte Khalor alle nieder, die sich ihm in den Weg stellten. Also wenn jemand einen Krieg
anfangen und ihn auch gewinnen will, tat er sich doch an Khalor wenden, glaubt Ihr nicht?«
»Du weißt schon, dass wir da ein wenig nachgeholfen haben?«
»Natürlich haben wir das, aber die Dummköpfe wissen's nicht, weil wir das doch heimlich gemacht haben, ohne uns sehen zu lassen. Ich wette, dass inzwischen jeder da draußen glaubt, dass Khalor hundert Fuß groß ist, dass er auf Wasser geh'n und 'nen Berg bloß mit der Faust auseinander brechen kann.«
»Worauf willst du hinaus, Gher?«
»Na ja, ich hab mir denkt, wenn Ihr möchtet, dass ich woanders bin, wo ich Unruhen schnüffeln kann, bevor sie überhaupt anfangen, sollt ich mich vielleicht näher an Khalor heften als wie sein eig'ner Schatten.«
»Dann würde es dir nichts ausmachen, das Haus zu verlassen und bei Khalor und seiner Frau zu leben?«
»Ich und Khalor kommen gut mit'nander aus, Althalus. Und Eliars Mutter kann ich im Handumdreh'n um mein' kleinen Finger wickeln. Ich kann's machen, dass mich jede Frau auf der Welt bemuttert und verhätschelt. Ich brauch bloß den ›armen kleinen Waisenjungen‹ spiel'n, dann wird sie richtig lieb zu mir. Bestimmt dauert's nicht lang', dann gehört mir Eliars alte Kammer. Und ich werd's mir nicht anmerken lassen, wie schnell ich denken kann. Ich werd einfach rumsitzen mit leerem Blick, als tat nichts in meinem Kopf vorgeh'n. Aber dabei halt ich Augen und Ohren weit offen. Und wenn irgendjemand zu Khalor oder Albron kommt, der Arumer für irgend 'nen Krieg irgendwo anheuern will, lass ich mir nichts entgeh'n und geb Euch sofort Bescheid. Dann könnt Ihr und ich zu diesem Holzkopf geh'n und ihm sagen, dass wir ihm die Leber rausschneiden und sie ihm ins Maul stopfen, wenn er seinen Krieg nicht auf der Stelle vergisst.«
»Wird es dir denn nicht schwer fallen, Emmy und mich und das Haus zu verlassen?«
»Emmy hat diesen Knaben-und-Mädchenpersonen-Blick grad ganz schlimm, Althalus. Sagt ihr lieber nicht, dass ich das gesagt hab', aber ich tat eine Zeit lang lieber woanders sein. Wenn ich in Arum bei Khalor und den ändern Burschen bin, hab ich wenigstens jemand, mit dem ich mich unterhalten kann. Außerdem werd ich doch was ziemlich Wichtiges tun, nicht wahr?«
»Das hört sich vielversprechend an, Gher«, sagte Althalus, scheinbar nicht so recht überzeugt. »Ich muss es mir gründlich durch den Kopf gehen lassen, und dann schauen wir erst einmal, was Emmy davon hält.«
»Das hast du wirklich geschickt angestellt«, sagte Dweia bewundernd.
»Hast du was anderes erwartet? Wenn ich will, dass jemand etwas gern tut, lenke ich ihn so, dass er glaubt, es wäre seine eigene Idee. Wir wollten, dass Gher
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