Althalus
von Khalor und Alaia aufgenommen wird, weil es das Beste für ihn wäre. Ich habe ihn nur unauffällig auf den richtigen Weg gelenkt, bis ihm selbst die Idee kam. Hätten wir ihm vorgeschlagen, dorthin zu gehen, wäre er auf den Gedanken gekommen, dass wir ihn loswerden wollen. Das hätte ihm unendlich wehgetan, und ich will ihm nicht wehtun, ebenso wenig wie du. So bekommt Gher ein dauerhaftes Zuhause und eine Familie, die er nie gehabt hat, und Khalor und Alaia bekommen einen Sohn -ohne die Mühe, selbst einen in die Welt setzen zu müssen. Alles hat sich ergeben, wie du es wolltest, Em, und das ist auch der Grund, weshalb du mich zu dir geholt hast, nicht wahr?«
»Du hast es gut gemacht, Althie«, entgegnete sie mit einem strahlenden Lächeln.
Er lehnte sich im Sessel zurück. »Versteh mich jetzt nicht falsch, Em. Ich mag die Kinder sehr, aber es ist schön, dass wir das Haus wieder für uns allein haben. Wie werden wir uns jetzt die Zeit vertreiben, nachdem wir die Welt gerettet und die Kinder verheiratet oder anderweitig versorgt haben?«
»Ich überlege mir etwas«, versprach sie in einem Tonfall, der wenig Zweifel daran ließ, was sie meinte.
Genau wie in seinem Traum kam sie zu ihm, während Mond und Gottesfeuer einander in ihrem Schimmer übertrafen und das Lied des Dolches ihnen ein Ständchen brachte.
Ihr Haar besaß die Farbe des Herbstes und ihr Körper die üppige Vollendung, die ihn vor Sehnsucht nach ihr erbeben ließ. Und ihre Züge wirkten beinahe ein wenig fremdartig in ihrer heiteren Gelassenheit. Und sie streckte ihm die Hand entgegen und sagte: »Komm, komm mit mir. Ich werde für dich sorgen.«
»Mit größter Freude«, antwortete er, »denn ich bin der Welt um mich müde. Und wohin werden wir uns begeben, Geliebte? Und wann werden wir zurückkehren?«
»Wenn du mit mir kommst, wirst du nie zurückkehren«, sagte sie mit wundersam melodischer Stimme. »Denn wir werden zwischen den Sternen wandeln und das Glück wird dich nie mehr ver lassen. Deine Tage werden voll Sonne sein und deine Nächte voll Liebe. Komm, komm mit mir, Geliebter. Ich werde für dich sorgen.« Und sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn die vertraute Treppe hinauf zum Turm des Lichtes, der schon zuvor ihr Zuhause gewesen war.
Und nachdem sie eingetreten waren, wurde die Tür eins mit der Wand des Turms. Die Tür und alle anderen Türen waren nicht mehr.
Und zufrieden war Althalus' Herz, denn jetzt war er wieder zu Hause, und nie mehr würde er fortziehen.
Mehrere Jahre -oder Jahrhunderte -später, als wieder einmal der Frühling das Haus am Ende der Welt besuchte, saß Althalus gelas sen am Tisch und blätterte durch die Seiten des Buches.
Ein vertrauter Laut erklang von dem mit Pelzroben bedeckten Bett, und Althalus blickte hinüber zu seiner Gemahlin. »Was hat das zu bedeuten, Em?«, fragte er verwundert. »Ich dachte, die Katze Emmy gehört mehr oder weniger der Vergangenheit an.«
»Wovon redest du?«, fragte Dweia mit dem herbstfarbenen Haar.
»Du schnurrst, Em.«
Da lachte sie. »Ja, das tue ich wohl«, gab sie zu. »Alte Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen.«
»Es ist ein angenehmes Geräusch, Em, und es stört mich wirklich gar nicht so sehr.«
Sie setzte sich auf und räkelte sich genussvoll. »Es kommt vielleicht daher, dass ich glücklich bin. Nichts kann Glücklichsein so gut ausdrücken wie Schnurren.«
»Auch ich bin glücklich, Em, aber ich kann es auch ohne Schnurren sein.« »Komm her zu mir, Liebster«, bat sie. »Ich habe eine Neuigkeit, die ich mit dir teilen möchte.«
Sorgfältig legte er die Seiten in die weiße Schatulle zurück und ging zum Bett. »Der Frühling kam früh in diesem Jahr«, bemerkte er, während er einen Blick durch das Südfenster auf die Berge warf.
»Und er wird wahrscheinlich viel länger dauern als üblich«, fügte sie hinzu.
»Ach? Wieso?«
»Die Welt feiert, Schatz.«
»Ein besonderes Ereignis?« Er setzte sich neben sie.
»Ein ganz, ganz besonderes, Liebster.« Sie fuhr zärtlich über sein Gesicht.
»Wolltest du es geheim halten? «
»Es ließe sich nicht lange geheim halten, Schatz.« Sie lächelte geheimnisvoll und strich sanft über ihren leicht gerundeten Leib. »Ich glaube, du isst vielleicht ein bisschen zu viel, Em«, bemerkte er.
»Eigentlich nicht.« Sie bedachte ihn mit einem verschmitzten Blick. »Du bist heute ein bisschen begriffsstutzig, Schatz. Was führt bei einer Frau dazu, dass sie füllig wird, ohne dass sie zu viel
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