Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
ist.«
Er verschluckte sich und schwieg entsetzt, als ihm die Ungeheuerlichkeit zum Bewusstsein kam.
Admiral Albert Sinner gab auf die fragende Feststellung keine Antwort. Er ließ die Männer vorerst im Ungewissen.
»Unsere Patrouillenschiffe der A-Klasse sind dreihundertachtzig Meter lang«, unterbrach Commander Stafford die eingetretene Ruhe. »Wenn das Holobild exakt arbeitet, dürfte das fremde Objekt eine ungefähre Länge von 18 Kilometer haben.«
»Sehr gut beobachtet«, sagte der Admiral nickend. »Die Länge beträgt 18 Kilometer und 74 Meter. Ich möchte noch hinzufügen, dass das Objekt aus einer Metall-Legierung besteht. Ich überlasse es Ihrer Phantasie, sich darunter etwas Konkretes vorzustellen. Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit zur Betrachtung, ehe das Objekt wieder im Kernschatten des Mondes verschwindet. Unsere Wissenschaftler haben sich übrigens, wie man so schön sagt, fast die Zähne daran ausgebissen.«
»Ich bin total überfragt«, sagte Bonelli. »Dieses sogenannte Objekt hat einen Durchmesser von bestenfalls zwei, drei Meter. Es erinnert mich an eine – eine – äh – Riesennudel, mit Verlaub.«
»Nach Bologneser Art«, fügte Commander Stafford mit beißendem Spott hinzu. »Sie können Ihre italienische Abstammung wohl nie ganz vergessen, Dr. Bonelli.«
Raumadmiral Sinner lächelte amüsiert. Doch sein Gesicht wurde gleich darauf wieder ernst.
»Ihrer Phantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt«, sagte er. »Hat jemand noch eine andere Theorie?«
Niemand wollte sich der Lächerlichkeit preisgeben, und so versank auch jeder erneut in den Anblick der monströsen Riesenspindel.
Das Metall glänzte matt im Widerschein des Mondes. Es gab bei dem Ding weder einen erkennbaren Bug noch ein Heck. Es sah eher einer Riesenschlange ähnlich, die in zahlreichen Windungen plötzlich erstarrt war und eine abstrakte Form angenommen hatte.
»Es muss irdischen Ursprungs sein«, sagte Stafford schließlich.
»Und woraus schließen Sie das, Commander?«
Staffords Logik war wieder einmal bestechend.
»Da sich die Wissenschaftler nur fast die Zähne ausgebissen haben, ziehe ich den Schluss, dass man das Objekt identifiziert hat. Wäre es außerirdischen Ursprungs, würde längst durchgesickert sein, auch bei aller Geheimhaltung, dass wir Besuch aus den Tiefen des Alls erhalten haben. Das dürfte aber nicht der Fall sein. Ich vermute, dass dieses Objekt einer Strukturerschütterung ausgesetzt war und sich daraufhin verformte, was wiederum den Schluss zulässt, dass es sich um ein Raumschiff handelt.«
Raumadmiral Albert Sinner sog tief die Luft ein.
»Das entspricht absolut den Tatsachen, Commander. Kurz gesagt, war dieses Ding einmal der Fernraumer ›Danae‹, der vor zwei irdischen Jahren zum Cygnus-Nebel gestartet war.«
Erschreckende Stille trat nach seinen Worten ein. Fassungslose Blicke folgten dem Gebilde, das einmal die »Danae« gewesen war und zu den Raumschiffen der sogenannten Götterklasse gehörte. Drei Expeditionsraumer waren bisher gebaut worden. Der Erste, die »Prometheus« war nicht mehr zurückgekehrt. Die »Danae« war da, zurückgekehrt nach einer unheimlichen Odyssee und nur noch ein abstrakter Albtraum. Der dritte und größte Fernraumer, und auch der modernste, die »Herakles«, wartete im Orbit auf ihren Flug zum Cygnus. »Was hat man herausgefunden, Sir?«, brach Commander Stafford nach einer Ewigkeit das Schweigen. »Ich gehe davon aus, dass man den Raumer einer gründlichen Analyse unterzogen hat.«
Raumadmiral Sinner nickte bedächtig. Er ging um das Fernbild der »Danae« scheinbar herum, als befände sie sich mitten im Raum. Der dünne Strahl eines Laserpointers leuchtete auf und umgeisterte einen bestimmten Sektor des Wracks, wenn man die »Danae« noch so nennen wollte.
»Das hier war die Hauptschleuse«, erläuterte er. »Achtern, an der Stelle dort, befanden sich die Haupttriebwerke. Das nur zum besseren Verständnis. Der gesamte Durchmesser des Schiffes beträgt präzise zwei Komma eins Yard. Die ursprüngliche Länge betrug knapp vierhundert Meter, der Durchmesser hundertsiebzig. Aufgrund einer unbekannten Molekularverdichtung und Strukturverformung ist die Metall-Legierung so komprimiert worden, dass selbst hochwertige Trennlaser kaum in der Lage sind, die Legierung zu durchschneiden. Bisher wurden nur Bruchstücke herausgetrennt.«
»Und die Mannschaft?«, fragte der Erste Offizier Leach mit brüchiger Stimme.
Alle anderen hatten sich diese
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