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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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mit der Kuh wiederkam, sagte er zu seinem Meister: »Ich habe getan, was Ihr mir befohlen habt. Was wollt Ihr nun mit dieser Kuh anfangen?«
    »Siehst du jene Klippen dort drüben? Geh mit der Kuh zu der höchsten davon, und stoße sie hinunter.«
    Der Gehilfe war verdutzt. »Aber Meister …«
    »Tu, was ich gesagt habe.«
    Der Gehilfe gehorchte bedrückt. Nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, zogen der Meister und sein Gehilfe weiter.
    Im Laufe der nächsten Jahre gewann der Gehilfe immer mehr an Gnade und Weisheit. Aber jedes Mal, wenn er an den Besuch bei der armen Bauernfamilie dachte, plagte ihn sein Gewissen. Eines Tages entschied er, zurück zu dem Bauern zu gehen und sich für das zu entschuldigen, was er getan hatte. Aber als er zu dem Bauernhof kam, war die Hütte verschwunden. Stattdessen stand dort eine große Villa.
    »O nein«, rief er. »Die arme Familie, die einst hier gelebt hat, wurde durch mein böses Tun von diesem Ort vertrieben.« Entschlossen, in Erfahrung zu bringen, was aus der Familie geworden war, ging er zu der Villa und klopfte an die große Tür. Ein Diener öffnete. »Ich würde gern mit dem Hausherrn sprechen«, sagte er.
    »Wie Ihr wünscht«, erwiderte der Diener. Einen Augenblick später wurde der Gehilfe von einem gut gekleideten Mann lächelnd begrüßt.
    »Was kann ich für Euch tun?«, fragte der wohlhabende Mann.
    »Verzeiht, mein Herr, aber könnt Ihr mir sagen, was aus der Familie geworden ist, die einst auf diesem Land gelebt hat?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, erwiderte der Mann. »Meine Familie lebt seit drei Generationen auf diesem Land.«
    Der Gehilfe sah ihn verwirrt an. »Vor vielen Jahren kam ich einmal durch dieses Tal und traf einen Bauern mit seinen sieben Kindern. Die Familie war sehr arm und lebte in einer kleinen Hütte.«
    »Oh«, sagte der Mann lächelnd. »Das war meine Familie. Aber meine Kinder sind jetzt alle erwachsen und besitzen ihr eigenes Land.«
    Der Gehilfe wunderte sich. »Aber Ihr seid nicht mehr arm. Was ist geschehen?«
    »Die Wege des Herrn sind unergründlich«, sagte der Mann lächelnd. »Wir hatten diese kleine Kuh, die uns mit dem Allernötigsten versorgte, genug, um zu überleben, wenn auch nicht viel mehr. Wir litten Mangel, aber wir erwarteten nicht mehr vom Leben. Und dann, eines Tages, lief unsere kleine Kuh davon und stürzte über eine Klippe. Wir wussten, dass wir ohne sie verloren sein würden, daher taten wir, was wir konnten, um zu überleben. Erst da stellten wir fest, dass wir mehr Kraft und größere Fähigkeiten besaßen, als wir uns hätten vorstellen können. Wir hätten sie nie entdeckt, wenn wir uns weiter auf diese Kuh verlassen hätten. Was für ein großer Segen des Himmels war es, dass wir unsere kleine Kuh verloren.«
    Folgendes habe ich gelernt: Wir können unsere Tage damit verbringen, unsere Verluste zu betrauern, oder wir können an ihnen wachsen. Letztendlich haben wir die Wahl. Wir können Opfer der Umstände sein oder Meister unseres Schicksals, aber täuschen Sie sich nicht, wir können nicht beides sein .
    Wir sind alle auf einem Weg, vielleicht nicht in einem solchen wörtlichen Sinne wie ich, aber dennoch auf einem Weg. Ich weiß nicht, was vor mir liegt, aber ich habe noch 3000 Meilen, um es herauszufinden. Es gibt Leute, die ich erst noch treffen muss, die darauf warten, dass mein Weg den ihren kreuzt, damit sie ihre eigene Reise beenden können. Ich weiß nicht, wer oder wo sie sind, aber ich weiß ganz sicher, dass sie warten.
    Sie kennen mich nicht. Ich bin niemand Berühmtes oder Wichtiges. Aber genau wie Sie bin auch ich mit einer Rückfahrkarte hier angekommen. Eines Tages werde ich an jenen Ort zurückkehren, von dem ich einmal gekommen bin. Zurück nach Hause, wo McKale wartet.
    Wenn diese Zeit gekommen ist, werde ich ihr in die Augen sehen und ihr sagen, dass ich mein Versprechen gehalten habe – dass ich mich entschieden habe, zu leben. Sie wird lächeln, und dann wird sie sagen: »Ich kann nicht glauben, dass du quer durch den ganzen Kontinent gelaufen bist, du verrückter alter Narr.«
    So sehe ich es vor mir. Ich könnte mich täuschen, aber das glaube ich nicht. Manchmal, im Schattenland meiner Träume, flüstert sie mir zu, dass sie wartet. Und in diesen Augenblicken weiß ich, dass sie ganz nah ist. Sie hat es selbst einmal zu mir gesagt: »Tot zu sein ist, als wäre man im Zimmer nebenan.«
    Vielleicht ist es nur Wunschdenken. Vielleicht ist es Liebe. Vielleicht ist es

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